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Tollwut/Fledermaus

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

11.07.2018 | 22:28 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Leidel,

zur Zeit füttere ich urlaubsbedingt die Katze der Nachbarn. Zum Auffüllen von Futter und Wasser in die entsprechenden Schüsseln habe ich bisher keine Handschuhe angezogen (machen meine Nachbarn auch nicht). Gestern, nachdem ich diese Arbeiten verrichtet hatte, fand ich dann in der Garage, dass die Katze Reste eines Beutetieres mitgebracht hatte (nicht wirklich zu identfizieren - große Maus?, kleine Ratte?, Maulwurf? oder doch Fledermausreste???). Das Verspeisen schien recht blutig gewesen zu sein, da es einige Blutspuren auf dem Garagenboden gab. Die Katze musste das Beutetier innerhalb der zuvorliegenden 24 h angeschleppt haben. Wann genau, kann ich nicht sagen. Die Blutspuren auf dem Garagenboden waren zum Zeitpunkt des Auffindens schon getrocknet.

Nun die Frage: Es ist sicher denkbar, dass an den Schüsseln/im Wasser ggf. geringe Mengen Sekrete/Blutreste des Beutetieres haften könnten, wenn die Katze z.B. zuerst das Beutetier verspeist und dann noch getrunken hat. Mit bloßem Auge schienen die Schüsseln aber sauber, jedenfalls nicht blutig. Ist es realistisch denkbar, dass ich mir durch Berühren der Schüsseln mit bloßen Händen eine Tollwutinfektion zugezogen haben könnte? (Haut an den Händen bis auf eine kleine Wunde intakt - die Wunde war aber weitgehend vergrindet, 3 d alt und mit Pflaster bedeckt) Habe danach Hände gewaschen und desinfiziert. Soweit ich bisher gelesen habe, würde das Risko ja wohl auch nur bestehen, wenn das Beutetier eine Fledermaus war, da es ja die terrestrische Tollwut seit einigen Jahren nicht mehr in Deutschland gibt. Und der Infektionsweg wäre schon ziemlich indirekt.... Würden Sie zu einer PEP raten?

Zum Entsorgen der Tierreste zog ich dann selbstverständlich Handschuhe (2 Paar) an, nahm eine Schippe zu Hilfe und wischte die Blutspuren erst nach mehrminütigem Einweichen mit Desinfektionsmittel (blaues Sterilium) mit viel Küchenpapier weg.

Dieses geschilderte Szenario ist für Katzen- und andere Tierbesitzer sicher etwas ziemlich alltägliches, hat mich aber schon irritiert ...

Deshalb danke ich Ihnen sehr für eine Antwort.

Mit freundlichen Grüßen

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Bisherige Antworten
Experte-Leidel
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13.07.2018, 17:53 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Sommerfrische,

nein, es ist nicht realistisch, hier von einem Infektionsrisiko auszugehen. Es stimmt, dass wir uns überhaupt nur mit der Frage befassen müssen, wenn es sich bei dem Beutetier um eine Fledermaus gehandelt haben sollte. Die werden allerdings nur sehr selten von Katzen erjagt. Wenn die Fledermaus tatsächlich tollwutkrank war, wäre theoretisch eine Infektion der Katze denkbar. Bislang ist allerdings eine Infektion auf diese Weise noch nicht beobachtet worden.

Von Resten des erlegten Tieres geht für Sie nach menschlichem Ermessen kein Risiko aus. Und - wie gesagt - eine Infektion der Katze ist unwahrscheinlich. Sollte die Katze sich infiziert haben, bestünde für Sie eine Gefahr erst, wenn die Katze selbst kurz vor ihrer Erkrankung steht.

Also: Wäre ich an Ihrer Stelle, würde ich keine PEP durchführen lassen. Allerdings ist es für mich schwierig, als jemand, der nicht dabei war und nicht alle Gegebenheiten kennt, diese Entscheidung für Sie alleine aus der Ferne zu treffen. Daher wäre es aus meiner Sicht schon vernünftig, wenn Sie sich noch eine Zweitmeinung z. B. bei Ihrem Hausarzt einzuholen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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