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Tollwut Allgemein

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

06.10.2018 | 22:56 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Leidel. 

Meine Ängste lassen mich leider nicht los. Ich bin in Kolumbien und würde gerne Ihren Rat erbeten. Und zwar geht es um folgendes:

1. Ich habe mit zwei Fingern eine kleine Schüssel aus Alublech ca. 1 Minute zum Mülleimer getragen, aus dem ein mir fremder Hund vorher Wasser getrunken und gegessen hat. Es waren keine mit dem Auge sichtbaren Wunden an meinen Fingern. Danach habe ich sie direkt desinfiziert. Stellt dies ein Risiko für Tollwut da, falls der Speichel infiziert war? 

2. Sind Mikrowunden, die nicht mit dem bloßen Auge erkennbar sind eine Eintrittspforte für Tollwutviren?

3. Wie lange sind Tollwutviren aktiv, nachdem sie an der frischen Luft sind, falls ein Hund einen anderen ableckt und ich diesen dann streichle, kann diese für mich zur Gefahr werden wenn ich Wunden an den Händen habe?

4. Ich bin Tollwut geimpft. Falls ich nach einem Risikokontakt keine PEP mache, wie hoch sind meine Überlebenschancen?

 

Entschuldigen Sie bitte die vielen Fragen. Und vielen Dank für Ihre Expertenmeinung.

Liebe Grüße.

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Experte-Leidel
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07.10.2018, 13:46 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag colombia,

wie Sie selbst sagen, haben Sie schlimme Ängste im Zusammenhang mit dieser Krankheit und Ihre Zwansgedanken lassen Sie nicht los. Das Schlimme ist, dass bei einer solchen Angststörung auch die besten und vollständigsten Informationen nichts nutzen. Ich habe jertzt ja schon eine ganze Reihe Ihrer Fragen beantwortet, aber nach kurzer Zeit melden Sie sich wieder mit ganz ähnlichen Ängsten und Sorgen. Ich hoffe, Sie können einsehen, dass Ihnen das unterm Strich nichts hilft.

Was Sie brauchen sind nicht die Einschätzungen und Informationen durch einen Infektionsmediziner, sondern die professionelle Hilfe einer psychotherapeutisch qualifizierten Person.

Ich werde auf Ihre aktuellen Fragen nochmal eingehen. Aber weitere Fragen werde ich nicht mehr bearbeiten. Ich habe den eindruck, dass das auch für Sie besser ist.

Zunächst nochmal die offiziellen Risikosituationen und die dann jeweils zu treffenden maßnahmen:

  1. Berühren/Füttern von Tieren, Belecken der intakten Haut.: Kein Risiko, keine Impfung.
  2. Nicht blutende, oberflächliche Kratzer oder Hautabschürfungen, Lecken oder Knabbern an der nicht intakten Haut : Tollwut-Schutzimpfung ohne Immunglobulin.  
  3. Bissverletzungen oder Kratzwunden, Kontakt von Schleimhäuten oder Wunden mit Speichel (z. B. durch Lecken), Verdacht auf Biss oder Kratzer durch eine Fledermaus oder Kontakt der Schleimhäute mit einer Fledermaus: Tollwut-Schutzimpfung plus Tollwut-Immunglobulin.

Wer vollständig geimpft ist (drei Impfungen plus eine Auffrischung 1 bis 2 Jahre später, braucht bei einem der unter 2. und 3. aufgeführten Risikosituationen keiner kompletten PEP mehr, sondern nur zwei Impfungen an den tagen 0 und 3 und kein Immunglobulin.

zu Ihren Fragen:

1. Diese oder eine ähnliche Situation ist unter den Risikosituationen nicht aufgeführt. Maßnahmen sind nicht vorgesehen.

2. Um diese Frage wirklich beantworten zu können, müsste man eigentlich entsprechende Versuche durchführen, was sich schon aus ethischen Gründen verbietet. Oder man müsste entsprechende Erfahrungsberichte haben, die jedoch nicht vorliegen. Also: nach bisherigem kenntnisstand sind so Infektionen nicht möglich.

3. Das hängt von zahlreichen faktoren ab, wie temperatur. Luftfeuchte, Sonnen- (bzw. UV-) Straglen usw. Eine generelle Antwort gibt es auf diese Frage nicht. Infektionen sind auf diesem indirekten Weg bislang nicht bekannt geworden.

4. s. oben: In einer wirklichen Risikosituation (2. und 3. der Aufzählung) würden Sie noch zwei Impfungen erhalten. Ob das wirklich immer erforderlich ist, weiß kein Mensch. Es will aber auch niemand selbst ausprobieren. Generell ist diese Empfehlung gut und vernünftig begründet.

Und damit möchte ich mich verabschieden. Ich wünsche Ihnen alles Gute und hoffe, dass Sie eine wirksame Therapie Ihrer Angst- und Zwansgedanken erhalten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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