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Pfeiffersches Drüsenfieber Übertragung

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

01.06.2018 | 13:09 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe eine Frage zum Ansteckungsrisiko mit Epstein-Barr-Viren: Auf einem Volksfest spuckte mir vor einigen Wochen ein Bekannter beim lauten Sprechen versehentlich an den Mund. Ich spürrte dabei ein paar Spritzer, wollte aber nicht unhöflich sein und mir das sofort abwischen. Kurz darauf habe ich am Weinglas genippt, um den Speichel evtl wenigstens  "wegzuspülen." Nun heißt es ja, dass Tröpfcheninfektion bei EBV auch für eine Ansteckung in Frage kommt. Sind derartige Ansteckungswege realistisch?

Zur Erklärung: Ich bin 33, seit vier Jahren verheiratet, hatte aber in der Jugend noch nicht die üblichen Kontakte, mit denen sich viele Menschen das Virus holen, außer dass ich damals gelegentlich mit jemandem aus einer Flasche getrunken oder an einer Zigarrette gezogen habe. Selbst in meiner Familie sind Mitglieder teilweise erst spät an Pfeifferschem Drüsenfieber erkrankt.

Da ich gelesen habe, dass Erstkontakte in späteren Jahren schwerer verlaufen sollen und eventuell chronische Erkrankungen begünstigen, mache ich mir jetzt trotz dieser vielleicht banalen Situation ein paar Gedanken. 

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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02.06.2018, 02:36 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo Helmo,

An sich handelt es sich dabei genau um den Weg einer Epstein-Barr-Virus Infektion. Das Virus wird vor allem über den Speichel übertragen. Dabei ist jedoch noch nicht vollständig geklärt, wie lange Person ansteckend sind, es wird jedoch davon ausgegangen, vor allem die ersten 6 Wochen im Rahmen einer Infektion.
Es ist richtig, dass bei einer späteren Infektion die Krankheit schwerer verläuft, jedoch muss klar gesagt werden, dass chronische Verläufe in weniger als 5% auftreten. Vor allem immunkompetenten Menschen, zu denen sie wohl gehören sollten, sind meistens davon nicht betroffen. Der Verlauf kann zwar schwer sein, es kommt jedoch extremst selten zur lebensbedrohlichen Zuständen.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeine Gesundheitsteam

 

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13.06.2018, 18:03 Uhr
Kommentar

Vielen Dank für die Antwort.

 

Eine Frage hätte ich allerdings doch noch zum Thema "wie lange Personen ansteckend sind": Es heißt ja, dass gesunde EBV-Träger  intermittierend wieder Keime ausscheiden. Dazu gibt es allerdings widersprüchliche Angaben im Internet: In einer Studie steht, dass praktisch alle oder die meisten Träger in gewissen Zeitabständen die EB-Viren wieder symptomlos reaktivieren und dann andere anstecken können.

Anderswo ist die Rede davon, dass laut Querschnittsuntersuchungen nur 10 bis 15 Prozent der gesunden EBV-Positiven (andere sagen 15-25 Prozent) Viren in den Speichel abgeben.

Was bedeutet das nun? Heißt das, dass folglich eine Mehrheit von 85-90 Prozent später nie mehr Viren ausscheidet - oder sind diese besagten 10-15 Prozent nur eine Momentaufnahme darüber, wie viele der EBV-Positiven gerade zu einem bestimmten Untersuchungszeitpunkt ansteckend sind?     

Mich interessiert diese Frage insofern, als meine Ehefrau, wenn sie in ihrer Kindheit (was ich annehme) das Drüsenfieber durchlebt hat, das Virus in einem der besagten Fälle entweder garantiert irgendwann in den letzten Jahren an mich weitergegeben hätte - in diesem Fall wären meine Sorgen wohl hinfällig - oder eben gar nicht.

Ich hoffe, ich konnte mein Anliegen verständlich machen und danke nochmals für Ihre Hilfe.  

Experte-Leidel
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13.06.2018, 21:18 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Abend Helmo,

das Epstein-barr-Virus (EBV) gehört zur Familie der Herpesviren. Wie alle Herpesviren hat es die Eigenschaft, nach einer infektion nicht mehr aus dem Körper zu verschwinden. Die Infektionen mit EBV beginnen im Säuglingsalter (dann meist ohne Krankheitserscheinungen) und mnit etwa 40 jahren haben 98% aller Menschen in Mitteleuropa die Infektion durchgemacht.

Wie alle Herpesviren kann das EBV reaktiviert werden. das geschieht besonders bei einer Schwächung des immunsystems, bei Stress und bei anderen zusätzlichen iInfektionen. Es gibt keine eindeutigen Erkenntnisse, wieviel Prozent der irgendwann mal mit EBV Infizierten eine Reaktivierung erleben und wie oft. Prinzipiell kann man davon ausgehen, dass (fast) jeder irtgendwann einmal EBV ausscheidet. Bei Menschen mit sehr gutem immunsystem geschieht das seltener, bei geschwächtem immunsystem häufiger. Und sie können niemandem ansehen, ob er gerade EBV ausscheidet oder nicht. Die allermeisten können sich durch eine solche Ausscheidung nicht mehr infizieren, weil sie längst infiziert sind.  Auch Sie können mit ihren 33 jahren davon ausgehen, dass Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit längst infiziert sind.

Mit der Tröpfcheninfektion ist übrigens eher gemeint, dass man sich infiziert, wenn man den Raum mit einem teilt, der gerade Viren mit der Atemluft (und ihren mikroskopisch kleinen Tröpfchen) ausscheidet, als ein tatsächlicher Speicheltropfen bei "feuchter Aussprache".

Machen Sie sich keine Sorgen, die EBV-Infektion machen wir fast alle irgendwann einmal durch und dann bleiben die Viren bei uns.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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