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Mögliche Risiken bei Blutresten

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

08.06.2021 | 21:04 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Leidel,

ich mache mir über einen Vorfall Sorgen und wäre Ihnen für Ihre Hilfe dankbar, das dabei möglicherweise vorhandene Risiko einer Infektion mit HIV oder Hepatitis B und C einzuschätzen.

Leider sind da gleich mehrere Dinge unglücklich zusammengekommen, daher ist der Text etwas länger und ich hätte 3 Fragen zur Situation:

Ich arbeite seit letztem Jahr Pandemie-bedingt zuhause, musste allerdings im November letzten Jahres meinen Laptop in die Firma bringen. Der Techniker dort hat den Rechner geöffnet und hat sich dabei am Finger verletzt, was mir allerdings nicht gleich aufgefallen ist. Erst als er sich immer wieder Blut von seinem Finger an seinem Arm abgewischt hat, ist es mir aufgefallen und ich bat ihn, seinen Finger zuerst zu verarzten. Es war nur eine kleine Wunde, die allerdings stark blutete und deshalb waren mehrere Bluttropfen inzwischen auf dem Gerät gelandet. Als er fertig war, sprühte er etwas auf Desinfektionsmittel ein Papierhandtuch und wischte nur einmal sehr kurz über das Gehäuse, also ohne einwirken lassen etc.
Zu diesem Zeitpunkt glaube ich, dass ich keinen Kontakt mit dem Blut des Technikers hatte. Zwar hatte ich ihm einmal einen Schraubenzieher gereicht, den er aber bis dahin noch nicht in der Hand hatte, und ich glaube, dass ich dabei auch keinen direkten Hautkontakt oder Ähnliches hatte.
Ich habe dann gründlich meine Hände gewaschen und bat den Techniker, den Laptop dort (im eher dunklen und eher kühlen Lagerraum) stehen zu lassen und habe ihn dann 2 Tage später abgeholt und mit nach Hause gebracht. Dort habe ich ihn nochmal mit Desinfektionsmittel abgewischt. Nach dem anschliessenden gründlichen Händewaschen habe ich meine Hände desinfiziert und dort hat es an einer Stelle am Handrücken kurz gebrannt, d.h. vermutlich war dort die Haut am Handrücken oberflächlich leicht verletzt, allerdings habe ich während dem Abwischen zu keiner Zeit sichtbares Blut (vom Laptop) an meiner Hand sehen können.

Frage 1: Kann es dabei über die Wunde an der Hand dennoch zu einer Infektion mit Hepatitis C gekommen sein? Ein Risiko für HIV würde ich hier nicht erwarten, aber bitte weissen Sie mich darauf hin, wenn ich da falsch liegen sollte.

Leider geht die Geschichte noch weiter. Da es Probleme mit dem Laptop gab, musste ich nur eine Stunde später - also noch am selben Tag - noch eine Wartungsklappe öffnen, die auch der Techniker zuvor offen hatte. Die Klappe selbst ist zwar nicht vollständig luftdicht, aber relativ gut verschlossen, da magnetisch, d.h. dass dort bisher kein Desinfektionsmittel hinein kam. Beim Öffnen der Klappe ist dabei dann ein Stück geronnenes Blut herausgefallen. Was ich nicht gleich bemerkt habe, war dass das Blut dabei offenbar in mehrere kleine Stücke von ca. 2-3mm durchmesser zerbrochen ist. Leider ist mir dann erst weitere 2 Tage später aufgefallen, dass wohl einige dieser 2-3mm großen Reste geronnenen Blutes dabei auf dem Boden gelandet waren. Ich habe sie dann natürlich weggesaugt, aber hier habe ich 2 Fragen, die mich etwas stärker beschäftigen:

Frage 2: Mein "Büro" ist im Schlafzimmer und die Stücke getrockneten Blutes, die ich nicht gleich gesehen habe, waren quasi 2 Tage lang vor dem Unterwäsche-Schrank gelegen, wo man sich auch mal z.b. eine frische Unterhose anzieht. Wie würden Sie hier das Risiko einer Infektion mit HIV oder Hepatitis B/C einschätzen, wenn so ein Stückchen bei mir oder meiner Frau tatsächlich (z.B. an den Socken hängend) in die Unterhose gelangt ist oder man anderweitig damit unter der Kleidung in Kontakt gekommen ist?

Frage 3: Wie gesagt waren also 2 Tage lang mehrere kleine Stücke getrockneten Blutes auf den Boden gelegen. An den Socken verteilt sich dann sowas auch schnell im Rest des Hauses. Wir haben eine kleine Tochter, die wirklich - das müssen Sie mir glauben - ständig willkürlich kleinste Krümelchen vom Boden in den Mund steckt. Wir versuchen ihr das schon lange abzugewöhnen, ohne Erfolg. Es ist also nicht auszuschliessen, dass sie ein kleines Stück des getrockneten Blutes in den Mund genommen und es gelutscht hat.

Ich weiss, dass das RKI sagt, dass einmal getrocknetes Blut als nicht mehr infektionsfähig angesehen wird, allerdings bin ich nicht sicher, ob das wirklich auch dann gilt, wenn es wie in Frage 2 evtl. mit einer feuchten Schleimhaut oder Hautschweiss in Kontakt kommt oder z.B. wie hier in Frage 3 durch den Speichel gelöst wird und dann mit der Mundschleimhaut in Kontakt kommen kann.
Ich vermute, dass hier leider ein Restrisiko für eine Infektion mit HIV oder Hepatitis B/C bleibt.

Ob die Menge an (getrocknetem) Blut in Fragen 2 und 3 für HIV überhaupt ausreichend wäre, kann ich leider nicht beurteilen.

Können Sie mir bitte helfen, einzuschätzen, welche und wie große Risiken für eine Infektion bei meinen 3 Fragen vorliegen und welche Tests Sie ggf. meiner Frau, meiner Tochter und mir empfehlen würden?

Wie Sie sehen ist da einiges zusammengekommen, daher danke ich Ihnen für Ihre Geduld und für Ihre Antwort und würde sie vielleicht für mein besseres Verständnis bitten, mir zu erläutern warum Sie welches Risiko (oder nicht) sehen, damit ich das jetzt und in Zukunft besser einschätzen kann.

Vielen Dank und viele Grüße.

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Bisherige Antworten
Experte-Leidel
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09.06.2021, 10:32 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag,

ja, da haben sie sich ja eine Menge Sorgen von der Seele geschrieben.

Das Robert Koch-Institut führt am Beispiel von HIV (das aber auch ganz ähnlich für Hepatitis B und C gilt) folgendes aus:

"HIV kann, je nach Umgebungsbedingungen, auch außerhalb des Körpers seine Infektiosität noch tagelang behalten. Für die Frage der An­ste­ckung­smöglichkeiten ist dies im Alltag aber meist wenig relevant, da in der Regel keine geeignete Eintrittspforte für das Virus mehr besteht. Dies gilt auch für Blut oder Sperma an Gegenständen."

Also: Wenn Sie das geronnene und getrocknete Blut abkratzen und in einem geeigneten Medium wieder in Lösung bringen würden und sich dieses Gemisch einspritzen würden, könnte es sein, dass eine Infektion vielleicht erfolgen könnte. So, wie sie die Situation schildern, ist das nicht möglich.

zu 1.: Nein!

zu 2.: Hier sehe ich überhaupt kein Risiko!

zu 3.: Nein, hier besteht kein Restrisiko!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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