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Mäusekot Österreich

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

05.06.2022 | 08:29 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Leidel,

icb bin gerade in Österreich zum Urlaub in kärnten. meine kleine musste auf Toilette und dann bin ich mit dem Auto rechts in eine Parklicht gefahren. dabei ist das Kuscheltier auf den Gehsteig an einem Rang gefallen. Dort war es leider sehr schmutzig und auch meine Jacke ist reingefallen. Angenommen es wären dort Mäuse was mit Sicherheit der Fall war, kann man sich so mit Borna Infozieren? Also Kuscheltier ist dreck und danach hat sie aufgehoben. Muss ich waschen oder reicht abklopfen?

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Experte-Leidel
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05.06.2022, 12:24 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag,

ich würde mir an ihrer Stelle wirklich keinerlei Gedanken über die Borna-Virus-Krankheit durch die geschilderte Situation machen.

Zum einen sind nach Angaben des AGES ("Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH") in Österreich noch keine Erkrankungen durch Bornaviren beim Menschen bekannt geworden. Bei Tieren (vor allem Pferden) tritt die Krankheit sehr selten auf. Kärnten ist m. W. bislang nicht betroffen. Die wenigen Fälle  stammen vor allem aus Voralberg und Oberösterreich.

Mit Mäusen und deren Kot hat die Krankheit eigentlich nichts zu tun. Der natürliche Wirt ist die seltene Feldspitzmaus, die nicht - wie die "echten" Mäuse zu den Nagetieren gehört, sondern zur Ordnung der Insektenfresser (Eulipotyphla).

Also: Es ist sehr, sehr unwahrscheinlich, dass Ihre Tochter oder Sie sich hätten infizieren können.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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05.06.2022, 17:53 Uhr
Antwort

Vielen Dank Sie haben mich beruhigt. Ich bin ein starker Freund von Prozenten, wie unwahrscheinlich ist es für Sie? Ein gewisses Restrisiko bleibt?

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06.06.2022, 14:05 Uhr
Antwort

Können Sie mir bitte noch mitteilen ob es diese Erkrankung oder Tiere auch in Italien gibt? Wir wollen dort nämlich hinreisen

Experte-Leidel
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06.06.2022, 15:02 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag,

in einem Interview der Nationalen Forschungsplattform für Zoonosen mit Prof. Martin Beer vom Friedrich-Löeffler-Institut fand ich folgenden Hinweis:

"Warum konnte BoDV-1 bisher nur in bestimmten Regionen nachgewiesen werden oder besser: Weshalb kommt es nur in diesen Regionen vor?

Zum einen kann BoDV-1 nur dort, wo auch sein Reservoirwirt, die Feldspitzmaus, vorkommt gefunden werden. Zudem scheint sich das Virus auch innerhalb der Feldspitzmauspopulationen bisher nicht sehr weit verbreitet zu haben. Das Verbreitungsgebiet von BoDV-1 ist daher beschränkt, und das ist ein Glücksfall. Betroffene Gebiete finden sich in Deutschland besonders im Süden und Osten (z.B. Bayern und Sachsen-Anhalt) sowie in Teilen Österreichs, der Schweiz und Lichtensteins. Die Feldspitzmaus kommt dagegen zum Beispiel in Teilen Nord- und Westdeutschlands (z.B. Schleswig-Holstein oder dem Westen Niedersachsens und NRWs) so gut wie nicht vor. Allerdings findet man Feldspitzmäuse auch in Ländern wie Italien, Frankreich oder Tschechien ohne dass es dort bisher Nachweise von BoDV-1 gibt. Zwei Dinge lassen sich festhalten: Zum einen muss der Reservoirwirt vorhanden sein, zum anderen muss nicht überall, wo der Wirt vorkommt, auch Borna auftreten. Weshalb das so ist, können wir leider noch nicht sagen."

Selbst in Deutschland und Österreich ist diese Krankheit, vor der Sie anscheinend gehörigen Respekt haben, außerordentlich selten. In Italien scheint sie bisher nicht aufgetreten sein. 

Entschuldigen Sie, aber es wirkt auf mich merkwürdig, dass Sie sich offenbar Sorgen machen wegen eines allenfalls minimalen (wahrscheinlich aber überhaupt nicht vorhandenen) Risikos durch Borna-Viren. ich denke, dass es zahlreiche Risiken gibt, die wesentlich schwerwiegender sind. Seien Sie also vorsichtig im Straßenverkehr und denken Sie daran, dass in Italien - wie auch in Österreich und Deutschland - nach wie vor Covid-19 grassiert (am 4. Juni über 10.000 Neuerkrankungen).

Damit werde ich unseren Austausch beenden.

Ihnen und Tochter alles Gute und bleiben Sie gesund.

Dr. Jan Leidel

 

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