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Längste mögliche Inkubationszeiten bei fledermaustollwut

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

13.02.2023 | 11:23 Uhr

Sehr geehrter Herr Leidel,

 Ich hatte vor 2 Jahren eine Fledermaus in einer Abstellkammer die vermutlich auf Grund extrem kalter Temperaturen aus dem Winterschlaf aufgewacht war und durch eine damals noch nicht abgedichtete Heizungsöffnung ins Gebäude kam (Erklärung des Experten der sie später vor Ort abgeholt hat). Ich hatte Putzmittel aus dem Raum geholt und erst beim schließen der Tür die Fledermaus auf dem Boden entdeckt. Ich habe direkt die Tür geschlossen, Hände desinfiziert und rumtelefoniert um den Experten zu finden. Er hat mir auch am nächsten Tag geschrieben dass die Fledermaus Nahrung und Wasser angenommen hat. Also offenbar wirkte sie normal. Ich mache mir aber seit 2 Jahren immer mehr Sorgen dass ich evtl einen Biss oder Kratzer am Fuß nicht bemerkt habe und ich mich damals hätte impfen lassen sollen. Ich lese immer wieder dass man angeblich Bisse nicht bemerken kann und Tollwut teilweise Inkubationszeiten von sogar mehreren Jahrzehnten haben kann. Ist das realistisch? Wäre eine Impfung jetzt noch sinnvoll? Da bin ich etwas unsicher weil einerseits gesagt wird ein zu spät gäbe es nicht und andererseits habe ich gelesen die Impfung schützt nicht vor Ereignissen vor der 1. Impfung. . Über Ihre Einschätzung wäre ich sehr dankbar.

Freundliche Grüße!

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Experte-Leidel
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14.02.2023, 16:38 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag,

Laut dem für Tierkrankheiten zuständigen Friedrich-Löffler-Institut (FLI) wurden in den letzten 30 Jahren deutschlandweit bei gut 200 Tieren Fledermaustollwut festgestellt. Dabei gibt es ein deutliches Nord-Süd-Gefälle. Rund 90 Prozent der Nachweise stammen aus der norddeutschen Tiefebene, also von Schleswig-Holstein und Niedersachen bis Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Brandenburg.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass bei den isoliert lebenden Fledermäusen ein eigener Tollwutzyklus abläuft, wobei es allerdings noch große Wissenslücken zum Ablauf und der Verbreitung der Erkrankung gibt. Erkrankte Tiere zeigen im späten Stadium der Infektion Verhaltensstörungen. Sie wirken apathisch, Zutraulichkeit wechselt mit plötzlichen Beißattacken.

Die Tollwut wird ausschließlich über Speichel auf Hautwunden übertragen. Von Kot geht keine Gefahr aus. Ohne direkten Kontakt zu den Tieren sind auch Hausbesitzer mit einem Fledermausquartier zum Beispiel im Dachstuhl keiner erhöhten Gefahr ausgesetzt. Solange man die Tiere nicht anfasst, werden selbst tollwütige Fledermäuse Menschen nicht angreifen. 

Machen Sie sich also keine unnötigen Sorgen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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