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Krankenhaus-Schuhe

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

16.08.2023 | 16:28 Uhr

Schönen guten Tag Herr Dr. Leidel

Zuerst einmal einne großen Dank für Ihre Aufklärungsarbeit in diesem Forum. Ich denke, Sie nehmen vielen Menschen einen großen Leidensdruck durch Ihre Antworten ab. 

Zu meiner Frage:

Ich bin neugewordener Assistenzarzt auf einer internistischen Station und habe dort häufig Kontakt zu Patienten in Isolierzimmern (MRSA,VRE,3/4MRGN,etc...). Alles soweit in Ordnung, man verkleidet sich und gut ist. Aber was ist mit den Schuhen? 

Allgemein seh ich häufig Kollegen, die die Füße mit Schuhen auf den Tisch legen, sich an den Sohlen herumspielen, etc. 

Das löst ein gewisser Ekel in mir aus und allgemein führt das dazu, dass ich ständig Sachen sauber mache, die mit Kollegen oder Patienten in Kontakt waren, selbst ein einfach Kugelschreiber. Ich habe nun bemerkt, dass mein gewissenhaftes Hygieneverständnis anderen auffällt und durchaus zeiteinnehmend und persönlich auch umständlich ist. 

  1. Male ich mir das auf ungesunder Weise zu genau aus und können sie mir ein wenig die Angst vor dieser Ausbreitung nehmen? Ich weiß, dass ich aus hygienischen Aspekten richtig handle, dennoch will man nicht als der komische mit dem Fimmel betrachtet werden. Und auch wenn es paradox klingt, will ich eigentlich gerne weniger solche Gedankenkonstrukte haben und einfach mich wie die anderen verhalten und z.b. Dinge vom Boden aufnehmen ohne dabei zum nächsten Desi-Spender zu gehen. 

 

Meine 2. Frage schließt dabei an:

Ich erwische mich, wie ich in der Umkleide häufig lange brauche, da ich nach jedem Zwischenschritt mit Kontakt zu Patientenmaterial/KH-Kleidung mir die Hände desinfiziere. Auch vermeide ich es strikt mit den Strümpfen über den Boden zu laufen und hüpfe dann von einem Schuh in den anderen. Und auch mit meinen privaten Schuhen, die Kontakt zum KH hatten, betrete ich nicht meine Wohnung und dazu ziehe ich die Strümpfe vor der Wohnung aus. 

Wie sie sehen, ist das ganze sehr nervig und zeitaufreibend, aber eigentlich perfekt aus hygienischer Sicht. 

 2. Meine zweite Frage ist nun: Nehme ich mit meinen Straßenschuhen/Alltagskleider so viel Keime mit, dass ich mich zuhause sofort umziehen „muss/sollte“ bzw. Kann ich meine private Kleidung, mit der ich in der Mitarbeitermensa Mittags essen war, weiterhin gewissenhaft in meiner Wohnung tragen?

 Allgemein möchte ich mir einfach weniger Gedanken um dieses ganze Hygiene-Thema machen und sicher sein, nicht direkt bei abweichendem Verhalten meine ganze Wohnung zu kontaminieren. 

Ich hoffe Sie fühlen Sich von dieser Textwand nicht erschlagen und können mir ein wenig die Sorgen nehmen. 

Ich freue mich auf ihre Antwort. 

Vielen Dank nochmal für Ihre Arbeit und die Ihrer mikrobiologischen und virologischen Kollegen in den letzten 4 Jahren!

Herzliche Grüße

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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16.08.2023, 17:13 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo DocRock, 

Da sprechen Sie in gewisser Weise natürlich ein immer wiederkehrendes Thema an. Letztendlich geht es sich hierbei ja um das richtige Maß.
Es ist schon ganz richtig, dass sie die Hygieneregeln hier sehr gut einhalten. Und tatsächlich haben im Krankenhaus (und nicht nur da) Füße auf dem Tisch auch nichts verloren und an den Sohlen sollte man sich ebenfalls nicht herumspielen. Wenn man das schon macht, sollte man sich danach die Hände waschen und desinfizieren.
Trotzdem kann man das Ganze natürlich auch übertreiben. Wie man sicher gehen, dass man sich auf keinen Fall mit Bakterien infiziert, müsste man sicher permanent isolieren. Dass man sich aber vor resistenten, pathogenen Keimen schützen will, ist sinnvoll. Deshalb macht es auch durchaus Sinn, sich in den entsprechenden Patientenzimmern einzukleiden. Immerhin sind die dortigen Patienten infiziert und können als Reservoir dieser Keime diese auch weitergeben.
In der freien Wildbahn allerdings, also auch auf dem Boden und wahrscheinlich auch in Ihrer Wohnung, findet hier aber natürlich eine Selektion statt. Natürlich bringen Sie Keime mit nach Hause, das lässt sich wohl nicht abschließend vermeiden. Allerdings Sitzen auf dem Boden ja bereits andere Bakterien, die den Ort für sich in Anspruch nehmen. Ähnlich verhält es sich mit Ihrer Nase und Ihren Luftwegen. Wenn bloßeine kleine Anzahl pathogener Keime eindringt und für diese kein Selektionsvorteil besteht, sollte hier kein Grund zur Sorge bestehen. Das heißt, wenn Sie kein Antibiotikum einnehmen hat ein MRSA gegenüber der normalen Nasenflora beispielsweise keine Vorteile.
Gleichzeitig ist es aber natürlich auch sehr wahrscheinlich, dass Sie sich irgendwann mit solchen Keimen infizieren, das aber keine Rolle spielt, solange sie gesund sind. Machen Sie sich insofern keine Sorgen.
Versuchen Sie das Ganze etwas natürlicher zu sehen. Natürlich sind die Keime lästig, das liegt aber vor allem daran, dass die Patienten bereits an etwas erkrankt sind und kein sich darauf drauf setzen kann. Viel wichtiger ist es, dass sie sich so gut wie möglich selbst gesund halten und sich vor allem nicht durch die Angst unter Druck setzen. Wenn sie dann normale Hygieneregeln einhalten, sollten sie sich keine Sorgen machen müssen.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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