Guten Abend Herr Dr. Leidel,
aufgrund von Krankheitsängsten habe ich immer mal wieder kleine Probleme, Situationen richtig einzuschätzen. Momentan merke ich zunehmend, dass dies auch meine Arbeit belastet. Ich arbeite im medizinischen Bereich und habe viel Kundenkontakt. Es war für mich immer selbstverständlich, dass ich alle Menschen gleich behandle. In letzter Zeit merke ich aber eine Voreingenommenheit bei mir, für die ich mich sehr schäme. Zum Beispiel war heute ein Kunde im Geschäft, der sehr ungepflegt aussah, evtl. obdachlos war. Ich habe den Herrn sehr kurz angebunden bedient und mir große Gedanken um meine Gesundheit gemacht. Könnte der Mann irgendeine ansteckende Krankheit haben? Könnte es durch den Kundenkontakt zur Ansteckung gekommen sein? Aber welche Sorgen wären überhaupt realistisch? Wie geht man respektvoll mit einem vermeintlich Obdachlosen Menschen um? Welche Schutzmaßnahmen machen überhaupt Sinn, wenn man mit Speichel, Cerumen, Hautpartikeln in Kontakt kommt? Ich sehe überall nur noch gefährliche Keime und möchte eigentlich gar nicht zu einem ausgrenzenden Menschen werden. Wie gehen Sozialarbeiter und Ärzte damit um?
Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen.