Hallo Herr Dr. Leidel!
Meine Frau und ich sind im Januar zu meiner Mutter und meinem demenzkranken Vater an der saarländisch-rheinland-pfälzischen Grenze gezogen. Leider mussten wir feststellen, dass er den Hügel hinterm Haus im Winter als Müllplatz benutzt hat und vor allem Gläser und Plastikbecher dort entsorgt hat. Also habe ich am Samstag den Müll gesammelt und mich dabei wohl an einem wilden Brombeerstrauch verletzt. Einer der Stacheln muss meinen Latexhandschuh aufgeschlitzt haben. Erst später begann die Stelle leicht zu bluten. Vorher ist mir beim sammeln von braunen Pillengläsern die darin angesammelte Flüssigkeit über die verletzte Stelle und in den Handschuh gelaufen.
Ich habe mir nichts dabei gedacht. Als ich nach einer Viertelstunde gemerkt habe, dass ich blute, habe ich meine Hände zuerst mit Seife gewaschen und danach desinfiziert. Ich bin ja gegen Tetanus geimpft und die winzige verkrustete Wunde ist nicht entzündet und nicht einmal einen Millimeter groß.
Meine Frau ist Amerikanerin und hat eine ausgeprägte Phobie gegen Bakterien und Viren, die durch den Coronavirus wieder stärker geworden ist. Auf jeden Fall hat sie erreicht, dass ich mir jetzt auch Gedanken mache, ob ich mich durch das Schmutzwasser mit irgendetwas infiziert habe.
Deshalb habe ich zwei Fragen an Sie:
1. Meine Frau hat Angst vor Tollwut, was ich ja verstehen kann. In den USA gibt es immer noch landlebende Tiere mit Tollwut. Aber Deutschland ist ja tollwutfrei mit Ausnahme von Fledermäusen. Deswegen empfinde ich es irrational von meiner Frau, dass ich mich vielleicht mit Tollwut angesteckt habe. Ich kann mir nicht vorstellen, dass an dem Stachel Speichel von einem tollwütigen Tier oder Tollwutviren im Schmutzwasser der braunen Pillengläser war. Ich habe ihr gesagt, dass der indirekte Kontakt über den Stachel bzw. das Wasser keine Infektion hervorruft (zumal landlebende Tiere keine Tollwut in Deutschland haben und wie soll Speichel von einer Fledermaus dahin kommen; soweit ich weiß befinden sie sich noch im Winterschlaf oder sind erst kürzlich aufgewacht).
Zudem kann es sich bei der Verletzung auch nicht um einen Biss oder einen Kratzer von einer Fledermaus handeln (wie meine Frau meint). Ich müsste die Fledermaus auf dem Boden unter den Wildbrombeeren ja bemerkt haben. Da sich die Wunde auf der Oberseite des Mittelfingers (erstes Fingerglied) befindet, müsste sie ja auf meine Hand gekrabbelt sein oder sich auf einem der stachelbewehrten(!!!) Ästchen befunden haben.
Es ist schlimm, dass sie mich mit ihrer irrationalen Angst angesteckt hat.
Ich hoffe ich liege hier richtig?
2. Ich frage mich, ob im Schmutzwasser der braunen Pillengläser andere Bakterien oder Viren (außer Tetanus oder Tollwut) sein könnten, die eine andere Infektion auslösen könnten.
Das braune Glas filtert ja UV-Licht und ist dadurch für Bakterien und Viren eher von Vorteil. Ebenso fällt auf den Hügel fast den gesamten Tag die Sonne, so dass es zumindest in einigen der offenen Gläser in der letzten sonnigen Woche sehr warm gewesen sein muss.
Ich glaube meine Frau können Sie mit Ihrer Antwort nicht beruhigen, aber zumindest mich.
Mit freundlichen Grüßen
Hartmut