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Infektion möglich?

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

16.03.2021 | 00:27 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Leidel,

ich mache mir Sorgen um die Gesundheit meiner Zwillinge. 

Meine Kinder, beide 2,5 Jahre alt sind seit 6 Monaten bei einer Tagesmutter in Betreuung. 

Nun habe ich durch Zufall erfahren das ihr Ehemann an einer Hepatitis C leidet. 

Ich habe nun grosse Angst das sich meine Kinder dort in der Betreuung ebenfalls damit angesteckt haben könnten oder können. 

Z. B. durch die gemeinsame Benutzung der Toilette.

1.) Falls sie dort mit dem Stuhl oder Urin des Ehemann in Kontakt gekommen sind und sich danach ins Gesicht oder den Mund gefasst hätten kann es doch zur Infektion kommen. 

Der Stuhlgang ist doch auch infektiös oder? Und meine Kinder, sind jetzt nicht die grössten Fans von ordentlichem Händewaschen. Wie Kinder in dem Alter eben so sind. 

2.) Man liest ja, selbst eingetrocknete Blutflecken sind noch tagelang infektiös und meine Kinder haben vom. Toben oft irgendwelche Kratzer an den Händen, etc. 

Meine Kinder schlafen dort auch und leben den Tag über gemeinsam mit der Familie zusammen. Sprich essen zusammen, spielen gemeinsamen etc. 

Ich sehe nun in allen Situationen überall Gefahren einer Infektion mit Hepatitis C. 

3.) Können diese Viren auch über Kleidung übertragen werden falls man mit irgendwas in Berührung kommt? 

4.) Oder wenn meine Kinder dort aufs WC gehen und danach zu hause wieder mit ihrem Popo bei uns auf dem WC sitzen und evtl noch Urin oder im schlimmsten Fall Stuhlreste von der dortigen Toilette anhaften hätten? 

Ich habe gelesen das die Viren selbst auf geputzten Oberflächen noch aktiv sein können und das macht mir Angst. Die Kinder fassen ja doch überall hin und nehmen vieles in den Mund. 

Entschuldigung für die vielen Fragen. Ich hoffe sie können mir meine Fragen beantworten und ich bedanke mich recht herzlich. 

Liebe Grüsse

Sina

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Experte-Leidel
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16.03.2021, 12:26 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Sina henske,

Ihre Sorge ist unbegründet.

  1. Hepatitis C wird nicht durch Stuhl oder Urin oder Schweiß oder Tränen übertragen.
  2. Berichte, dass die Viren in angetrockneten Blutresten länger infektiös bleiben könnten, gelten nicht für das alltägliche Leben. Dazu müsste jemand den Blutrest mit einem geigneten Mittel wieder in Lösung bringen und dann einem Menschen injizieren. Ich denke, damit müssen Sie nicht rechnen.
  3. Nein, über die Kleidung können diese Viren nicht übertragen werden.
  4. Nein, für Viren von geputzten Oberflächen (ich bezweiflöe, dass man da noch welche findet) würde dasselbe gelten wie für das getrocknete Blut: In einem geeignetem Mittel wieder in Lösung bringen und diese Lösung einspritzen. Und selbst das würde wahrscheinlich nicht zu einer Infektion führen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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18.03.2021, 08:00 Uhr
Antwort

Guten Morgen Herr Dr. Leidel, 

vielen Dank für ihre Antwort. 

Eine Frage zu dem Thema hätte ich noch. 

Sie sagen Hepatitis C wird nicht durch Kot/Stuhl und Urin übertragen. 

Auch nicht wenn man mit diesen in Berührung kommt und sich danach an die schleimhäute( ( Mund/ Nase) fasst? 

Im. Internet steht das es besonders bei Analverkehr zu einer Ansteckung kommt. Da kommt man ja evtl. auch mit Kot in Berührung.

 

Im Alltagsleben, z. B. Einkaufen gehen etc. Wenn man den Einkaufswagen anfasst oder Türklinken etc. Kann man sich so auch infizieren wenn dort noch Sekrete vorhanden wären und dann Schleimhautkontakt (Mund/Nase) hat? 

Ist Hepatitis C auch schon durch kleinste Wunden/ Kratzer ansteckend wenn dort Blut drauf gelangt? 

Noch eine andere Frage, kann man Strassenschuhe im Haus anlassen wo kleine Kinder auf dem Boden spielen oder ist das ein gesundheitliches Problem für Kinder wen  sie dort mit Spielsachen spielen die sie danach wieder in den Mund nehmen? 

Bei den Tageseltern ist es üblich das diese ihre strassenschuhe auch in der Wohnung anhaben. 

Vielen Dank Herr Dr. Leidel für die Beantwortung meiner doch vielen Fragen. Sie machen eine tolle Arbeit. 

Vielen Dank

Experte-Leidel
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18.03.2021, 11:16 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag,

beim Analverkehr handelt es sich um eine verletzungsträchtige Form des Geschlechtsverkehrs, bei der es leicht zu Schleimhaueinrissen und Blutungen kommt. Der Stuhl spielt hierbei keine Rolle.

Ich weiß nicht, woran Sie bei "Alltagsleben" denken. Wenn der gemeinsame Drogengebrauch hinzugerechnet wird, kann eine Übertragung erfolgen. Beim Einkaufswagen oder der Türklinke sicher nicht.

Bei den Kratzern wird es etwas schwierig. Normalerweise würde ich antworten, dass das kein reales Risiko ist. Aber Sie wollen es ja schon genau wissen. Also: Ich kenne keinen Bericht über einen Fall, wo es so zu einer Infektion gekommen wäre. Aber wenn Sie ganz frische, relativ tiefe und blutende Kratzer haben und ein hoch infektiöser Hepatitis C-Patient überfällt Sie, fügt sich dabei selbst eine blutende Wunde zu  und schmiert diese Wunde über Ihre Kratzer, will ich eine Infektion nicht mit letzter Sicherheit ausschließen.

Straßenschuhe in der Wohnung sind normalerweise kein Hygienerisiko. Aber natürlich kommt es auch da auf Einzelheiten an. Wenn die Straßenschuhe z. B. voller Hundekot sind, fände ich das hygienisch nicht in Ordnung.

Ich hoffe, ich konnte ihren Wissensdurst stillen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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19.03.2021, 17:40 Uhr
Antwort

Hezlichen Dank für ihre Rückmeldung.

Ich habe im Internet den nachfolgenden Artikel gelesen und deshalb bun ich stutzig geworden und wollte ihre Einschätzung hören. 

Und das hat mich stutzig gemacht. 
 
Viele  dankr Herr Dr. Leidel

 


20.03.2021 17:24 – Beitrag von der Redaktion bearbeitet.

Experte-Leidel
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20.03.2021, 16:31 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten tag Frau Henske,

es ist schon ein merkwürdiger Zufall, dass in 4 Tagen zwei Userinnen im selben Forum ihre Frage unter anderem mit der Publikation von Frau Ciesek untermauern, die ja immerhin gut 10 Jahre "auf dem Buckel" hat.

Frau Ciesek und ihre MitautorInnen beschäftigen sich allerdings nicht mit etwaigen Infektionsrisiken von Türklinken oder Einkaufawagen, sondern mit Situationen, die in medizinischen Einrichtungen eine Rolle spielen können. Und sie untersuchen auch nicht die Dauer der Infektiosität von in geronnenem Blut vielleicht vorhandenen Hepatiti C Viren (HCV), sondern von sorgfältig und steril in Zellkulturen vermehrten Viren. Das ist ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht. Und die angenommenen Infektionsmöglichkeiten sind nicht flüchtige Kontakte mit zu 99% Wahrscheinlichkeit nicht kontaminierten Oberflächen im Alltag, sondern die Übertragung von HCV im medizinischen Bereich.

Im Alltag gilt für die Übertragung von HCV das, was das Robert Koch-Institut zu HIV gesagt hat: HIV (wie gesagt: gilt weitestgehend auch für HCV) kann, je nach Umgebungsbedingungen, auch außerhalb des Körpers seine Infektiosität noch tagelang behalten. Für die Frage der An­ste­ckung­smöglichkeiten ist dies im Alltag aber meist wenig relevant, da in der Regel keine geeignete Eintrittspforte für das Virus mehr besteht. Dies gilt auch für Blut oder Sperma an Gegenständen. Sobald potentiell infektiöse Kör­per­flüs­sig­keit­en angetrocknet sind, besteht in der Regel keine Möglichkeit einer In­fek­ti­onsübertragung mehr. 

Und damit würde ich diese Diskussion gerne beenden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan leidel

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