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Infektion durch Pinzette und Stecknadel

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

21.06.2019 | 01:51 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren,

unser Sohn hat sich während unseres Wanderurlaubs auf dem Spielplatz einer Alm einen Holzspieß eingefangen. 

Da er in dem Moment deshalb sehr aufgelöst war, hat dies auch die Wirtin mitbekommen und uns netterweise eine Pinzette und Stecknadeln ausgeliehen.

Ich habe ihm den Spieß dann damit entfernt. Da ich ihn nicht sofort ganz herausziehen konnte, habe ich mit einer der Stecknadeln (die alle  in einem Nadelkissen steckten) noch kurz versucht, den Rest herauszuholen. Dabei hat mein Sohn nicht geblutet, jedoch habe ich natürlich die ganz feine, obere Hautschicht  "verletzt". Letztendlich konnte ich dann den Rest des Spießes mit den Fingern herausziehen.

Desinfiziert habe ich die "Wunde" dann erst zuhause (also ca 2h später), da ich leider nichts dabei hatte. Mittlerweile (3 Tage später) ist kaum noch etwas zu sehen, die "Wunde" war auch zu keiner Zeit gerötet oä.

Dennoch mache ich mir große Vorwürfe, weil ich in dem Moment nicht überrissen habe, dass es nicht unsere eigene Pinzette/Stecknadeln sind und er sich ja dadurch mit etwas angesteckt haben könnte. Die Alm hat uns im Nachhinein versichert, dass sie die Sachen regelmäßig desinfizieren, aber wie genau/oft weiß ich natürlich nicht.

Sollte ich in diesem Fall noch mit ihm zur Abklärung möglicher Infektionen zum Arzt?  Falls ja, was sollte alles abgeklärt werden? Unsere Sohn ist 5 Jahre alt und für sein Alter vollständig geimpft (auch Hep B).

Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen, da ich mir doch große Sorgen mache.

 

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Bisherige Antworten
Experte-Leidel
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21.06.2019, 18:04 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag,

Sie unterschätzen ganz offenbar die Abwehrmöglichkeiten unseres Körpers, der ja in aller Regel mit solchen Bagatellverletzungen mühelos und auch ohne Chemie fertig wird. Und zugleich überschätzen Sie die Risiken, die von fremden Pinzetten oder Stecknadeln ausgehen können.

Es ist ein großer Unterschied, ob man es mit Nadeln oder drgl. im häuslichen Bereich zu tun hat oder im OP-Saal. Im Krankenhaus gibt es - wie wir wissen - tatsächlich auch gefährliche Keime, die in unseren privaten Haushalten eigentlich keine Rolle spielen.

Natürlich kann es sein, dass die minimale Wunde sich etwas entzündet. Das liegt dann am ehesten an Ihren Fingern (oder hatten Sie diese desinfiziert?) oder an dem Splitter. Und damit wird der Körper in aller Regel gut fertig.

Ich möchte Sie natürlich auf keinen Fall daran hindern, einen Arzt bzw. eine Ärztin zu Rate zu ziehen, aber für notwendig halte ich dies nicht.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

 

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21.06.2019, 21:31 Uhr
Kommentar

Sehr geehrter Herr Dr. Leidel,

 

Vielen lieben Dank für Ihre schnelle Antwort, die mich doch sehr beruhigt hat.

Bitte erlauben Sie mir noch eine kurze Anmerkung:

Hätte ich unsere eigene Pinzette+Stecknadel benutzt - oder auch die von Freunden/Bekannten - hätte ich mir auch überhaupt keine Sorgen gemacht.

Nur die Tatsache, dass sie von einer Fremden (der Wirtin)  stammt, die sie wohl regelmäßig wieder an fremde Personen verleiht, hat mich nachdenklich gemacht (eben weil man ja davon ausgehen muss, dass sich jmd beim Entfernen eines Spießes auch mal so verletzen kann, dass es blutet). Die Alm hat einen tollen Spielplatz mit Kugelbahnen aus Holz, wo viele Gäste sind (überwiegend Familien).

Deshalb hätte ich - zugegebenermaßen mit vielen "wenns" - meinem Sohn die Haut mit einer "infizierten" Stecknadel bzw. Pinzette "verletzen" können, auch wenn es für mich in diesem Moment vielleicht nicht zu erkennen war. 

Deshalb hatte ich mich gesorgt/überlegt, ob da Gefahr ausgeht bzw. ob ich etwas SEHR Unwahrscheinliches wie HepC oder HIV testen lassen sollte...

Aber wie gesagt: mir ist bewusst, dass es sind viele "wenns" sind:

Es muss überhaupt jmd infiziert gewesen sein, der die Nadel benutzt hat; dann muss die angebliche Desinfektion nicht/unzureichend stattgefunden haben; mein Sohn muss wiederum ausreichend verletzt worden sein, dass die Erreger eindringen und Schaden anrichten können.... 

Viele Grüße und ein schönes Wochenende

 

Experte-Leidel
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22.06.2019, 15:38 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guiten Tag nochmal,

ja, für Ihre Hauptsorge hätten tatsächlich einige wenig wahrscheinliche "wenns" erfüllt gewesen sein müssen. Und die Nadeln, die HIV oder Hep C übertragen könnten, sind Hohlnadeln, die kurz zuvor in Kontakt mit dem Blut des Kranken in Berührung hätten kommen müssen. Ich glaube nicht, dass eine solche Übertragung mit einer Stecknadel irgendwann einmal erfolgt ist.

Also: Machen Sie sich keine Sorgen.

Ich wünsche auch Ihnen noch ein schönes Restwochenende und verbleibe

mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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22.06.2019, 20:46 Uhr
Kommentar

Ich danke Ihnen ganz herzlich für Ihre informative Antwort und freue mich sehr.

Das war mir so nicht klar.

 

Viele Grüße 

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