Avatar

Infektion durch Knochenmehl

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

27.05.2020 | 09:13 Uhr

Lieber Herr Dr. Leidel,

 

Heute Morgen ist mir in der Waschküche eine alte Packung Tomatendünger meiner Eltern  oben aus dem Regal gefallen. Es hat ordentlich gestaubt, und ich habe auch etwas in die Haare bekommen und eingeatmet. Die größere Menge ist aber in der gesammelten Wäsche gelandet.  Mit einem Schrecken stellte ich fest, dass in dem Dünger (Kat 2 und 3?)  Geflügeldung und Knochenmehl enthalten waren.  Ich habe mir erst einmal die Nase geputzt und das gröbste weggesaugt. Da ich eine Angsterkrankung habe und BSE bzw. CJK immer eine meiner größten Sorgen war, frage ich mich nun, ob ich die Wäsche waschen und weiterverwenden kann, oder wegwerfen sollte. Sicher, habe ich schon etwas eingeatmet, und im unwahrscheinlichen Falle bereits „infiziert“.Würde normales Waschen reichen, um eine (wenn auch hoffentlich unwahrscheinliche) Kontamination zu reduzieren, oder wäre es besser, sie wegzuschmeißen, oder sonstige Schritte zu unternehmen. Mir ist bewusst, dass man gegen die Erreger wenig tun kann und bin eigentlich nach meiner Therapie auch gefestigter gewesen, aber dieses Erlebnis hat mich doch seit längerem wieder sehr geängstigt und ich bin mir unsicher, welches weitere Vorgehen empfehlenswert ist.

Außerdem verwendeten meine Eltern diesen Dünger vor einigen Tagen im Garten, fassten Oberflächen an  (Wäscheständer, Gläser, Türklinken) und bereiteten danach essen zu, bevor sie sich die Hände wuschen.  Ist dieses Verhalten für mich oder sie potenziell gefährlich und sollte ich das ansprechen, oder ist all das ungefährlich? Bevor ich vom Knochenmehl wusste, nahm ich all das als Expositionsübung, doch seitdem bin ich mir unsicher.

Mit freundlichen Grüßen

Viper

Helfen Sie mit Ihrer Bewertung: Ja, dieses Thema ist hilfreich!

2
Bisherige Antworten
Experte-Leidel
Beitrag melden
27.05.2020, 13:57 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Viper,

da ist Ihre Angst ja auf ein besonders exotisches Thema gestoßen.

Tatsächlich hat die ab etwa 1985 aufgetretene bovine spongiforne Enzephalopathie (BSE) bei Rindern nicht nur in Großbritannien, sondern auch im übrigen Europa große Aufmerksamkeit und Besorgnis erregt. Das hatte sich noch verstärkt, als deutlich wurde, dass BSE auch auf den Menschen übertragen werden kann und dann eine Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJK) verursacht. Es wurde eine Reihe von Schutzmaßnahmen ergriffen, zu denen auch ein Verbot der Verfütterung von Knochenmehl gehörte.

Allerdings wurden Knochen und Horn von der Wissenschaft als BSE-frei eingestuft, da sie kein Nervengewebe enthalten. Prof. Werner Klein vom Fraunhofer-Institut für Umweltchemie und Ökotoxikologie hält es für praktisch ausgeschlossen, dass BSE-Erreger über Dünger in die Nahrungskette des Menschen gelangen. Auch das Einatmen des Düngerstaubs sei unbedenklich.

In diesem Zusammenhang mag es für Sie auch interessant sein, dass bislang (Stand Mitte 2018) in Deutschland kein einziger Fall von vCJK aufgetreten ist.

Also: Beruhigen Sie ihre Angst, und sagen Sie ihr, dass durch den verschütteten Düngerstaub kein Risiko besteht. Waschen Sie die Wäsche wie gewohnt und freuen Sie sich weiter an Ihrer Maschine. 

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

Diskussionsverlauf
Corona: Welche Symptome sind möglich?

Die wichtigsten Fakten zum Coronavirus im Überblick und der aktuelle Impfstatus in Deutschland →

mehr...
Stellen Sie selbst eine Frage!

...an andere Nutzer der Lifeline-Community oder unsere Experten

Stichwortsuche in Fragen und Antworten

Durchstöbern Sie anhand der für Sie interessanten Begriffe aus Gesundheit und Medizin die Beiträge und Foren in der Lifeline-Community.

Übersicht: Expertenrat
afgis-Qualitätslogo mit Ablauf 2024/05: Mit einem Klick auf das Logo öffnet sich ein neues Bildschirmfenster mit Informationen über FUNKE Digital GmbH und sein/ihr Internet-Angebot: https://www.lifeline.de/

Unser Angebot erfüllt die afgis-Transparenzkriterien.
Das afgis-Logo steht für hochwertige Gesundheitsinformationen im Internet.

Sie haben Lifeline zum Top-Gesundheitsportal gewählt

Sie haben Lifeline zum Top-Gesundheitsportal gewählt. Vielen Dank für Ihr Vertrauen.