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Indirekte Übertragung Tollwut

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

05.07.2018 | 10:26 Uhr

Sehr geehrter Dr. Leidel,

Sie hatten mich vor Wochen sehr gut beraten und nun hätte ich noch ein paar Fragen an Sie. Sie erinnern sich vielleicht, dass ich eine Freundin habe welche an einer Tollwutphobie leidet und mich manchmal immernoch mit ihren „komischen Ängsten“ verunsichert. 

Da ich Kinder habe, macht man sich dann doch mal seine Gedanken drüber. 

1. das RKI sieht das als risiko: Kontakt der Schleimhäute mit einer Fledermaus. Auf der anderen Seite aber berühren vom Tier kein risiko. Wie ist das denn gemeint? Wenn ich ein tote Fledermaus  Mit dem Finger anfasse und da Speichel dran haftet und ich direkt danach meinen Finger in den mund nehme, muss ich eine pep bekommen? Ich dachte dass dies indirekt sei Und das haben Sie ja vielen fragenden auch so beatätigt, dass dies indirekt sei und so keine Infektion passieren kann. 

Sie schrieben hier einem Herren: Beim Risiko "Belecken" wird weniger an die Fledermaus gedacht als vielmehr an den Hund und ähnliche Tiere.

Was meint nun das rki hier?

2. wir verreisen nächste Woche nach Kroatien. Meine Eltern haben dort ein großes Anwesen. Wir nehmen unsere 2 kleinen Hunde mit diese werden sich viel draußen aufhalten. unser Sohn 9 Monate alt krabbelt und entdeckt gerade die Welt. Leider gibt es viele streunenden Katzen in kroatien. gott sei dank ist die Tollwut bei Haustieren dort ausgerottet. Sehr selten bei wild. Sollte einer unserer Hunde im Garten mit Viren durch (Katzen die das indirekt einschleppen über Pfoten oder fledermausspeicher welcher am boden oder Gras haftet) in Kontakt kommen zbeispiel an den Pfoten oder im Fell und das dann ins Haus schleppen. Kann da waS unseren Kindern passieren? Wie gesagt unser jüngster krabbelt und nimmt momentan ALLES in den mUnd. KönneN Sie hier Entwarnung geben? Ist der Kontakt zu indirekt und man kann hier eine übertragund ausschließen. 

Also Hund tritt in Speichel rein, bringt diesen ins Haus, und irgendwie kommt dann Kind damit in Kontakt! Zum Beispiel über dritte die den Hund anfassen oder über Gegenstände mit denen unser Baby in Kontakt kommt (Möbel, Boden,usw). 

3. Sie schreiben eine Mindestmenge muss es geben. heisst das, dass ein Tropfen zbeispiel gar nicht genügt, sondern es eine größere Menge sein muss und deshalb vielleicht eine indirekte Übertragung nicht passiert?

4. ich habe mal bei einer amerikanischen GesundheitsSeite gelesen, wenn der Speichel trocken ist, sind die Viren nicht mehr infektiös. Ist das richtig? Von demher trocknet doch Speichel schnell an der luft, warum überleben tollwutviren so lange dann?

Sie sehen ab und zu verunsichert mich meine Freundin noch mit ihren Ängsten aber da wir nur noch selten Kontakt haben, kommt das Gott sei dank nicht mehr so oft vor. 

Man wird als Mama wirklich sehr vorsichtig und will nur das beste für seine Kinder. Und vor allem wenn man sich mit einem Thema nicht so gut auskennt, will man hier von einem Experten wie Sie, Sicherheit. Ich danke Ihnen sehr dass Sie hier fragen beantworten und auch besorgten Müttern ihre Angst nehmen. Danke 

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05.07.2018, 12:23 Uhr
Antwort

Lieber Dr. Leidel,

haben Sie mich übersehen? Es wäre sehr sehr hilfreich für mich wenn Sie mir diese 4 Fragen beantworten könnten, damit ich mir da nicht mehr unnötig Sorgen mache und auch mal meiner Freundin kontern kann und ihr das mal sagen kann. Vielen Dank 

Experte-Leidel
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05.07.2018, 13:12 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Kathi.g,

nein, ich habe Sie nicht übersehen, obwohl ich es gerne getan hätte. Ich versichere Ihnen, dass ich diesmal nicht derart viel Zeit für Ihre Fragen aufwenden werde wie im Mai.

Bei den unnötigen Sorgen, die Sie sich machen, beginne ich an der Freundin etwas zu zweifeln. Jedenfalls scheinen Sie mir eine Tollwut-Phobie zu haben. Und ich bin dafür nicht der richtige Therapeut. 

Frage 1 werde ich nicht schon wieder im Detail beantworten. Lesen Sie einfach die Antworten aus Mai nochmals sorgfältig durch. Entscheidend ist, dass das Risiko einer Übertragung um so geringer ist, je indirekter der Kontakt war. Etwa 99% aller Infektionen werden durch den Biss eines kranken Tieres übertragen. Aber natürlich lassen sich auch andere Fälle konstruieren, bei denen eine Infektionsmöglichkeit nicht absolut ausgeschlossen werden kann. Denken Sie immer daran, dass in Deutschland seit mindestens 50 Jahren niemand durch Fledermaus-Tollwut zu Schaden kam. So ganz leicht infiziert man sich also wohl nicht..

Frage 2: ich kenne die genaue Situation in Kroatien nicht. Das Auswärtige Amt empfiehlt weiterhin bei Langzeitaufenthalten in dem Land oder bei zu erwartenden Tierkontakten eine vorbeugende Impfung. Ihr Hund ist für Sie und Ihre Kinder nur dann gefährlich, wenn er sich selbst angesteckt hat kurz vor der Erkrankung steht. Apportieren wie ein Stöckchen kann er die Infektion normalerweise nicht.

Frage 3: Ich wiederhole mich. Ca. 99% der Infektionen erfolgen durch einen Biss. In seltenen Fällen kann auch der direkte Speichelkontakt (belecken) mit einer Wunde oder einer Schleimhaut zur Infektion führen. Je indirekter der Kontakt ist, je mehr Zeit zuvor vergeht, je mehr "Zwischenstationen" es gibt, um so unwahrscheinlicher wird eine Infektion.

Frage 4. Wie lange Tollwutviren in der Umwelt überleben können, hängt in hohem Maße von den Umweltbedingungen ab. Hitze, UV-Strahlen (z. B. Sonne), fettlösende Reinigungsmittel und drgl. führen zu einer raschen Inaktivierung. Unter besonders geschützten Bedingungen (Tierkadaver) können die Viren mehrere Wochen infektiös bleiben.

Ihnen alles Gute

Dr. Jan Leidel

 

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05.07.2018, 13:58 Uhr
Antwort

Vielen Dank für die Beantwortung. Nein es ist wirklich die beste Freundin aber langsam bekomme ich auch Angst vor Tollwut. Es leuchtet mir wirklich alles ein, aber dann kommt sie wieder und erzählt mir Dinge die möglich wären und verunsichert mich. 

wenn ich nur noch 3 allerletzte Fragen stellen darf und danach wirklich nichts mehr da ich ja weiß, dass Sie diese Fragen für absurd halten. 

1. was meint denn da das rki „Kontakt der Schleimhäute mit einer Fledermaus“? Wie kann ein kontakt da passieren? Es fliegt doch keine Fledermaus in den Mund! Wenn Sie mir das erklären könnten?

2. woher weiß man ob man Fledermäuse im Haus hat? Wir haben oben im Dachgeschoss einen Balkon. Da sind 2 Fledermäuse auf dem Balkon geflogen. kann es sein dass die nur so ganz nah an gebäuden fliegen oder eher dass die sich irgendwo an unseren Dachbalken aufhalten?

ich Verstehe Ihre Aussage dass seit 50 Jahren niemand durch eine Fledermaus Zu Schaden gekommen ist, aber das ja nur weil diese Leute dann Eine Impfung bekommen haben oder?

3. also kann der Hund uns keine tollwut ins Haus bringen und auch nichts an die Kinder übertragen? Auch wenn er geringe Mengen Speichel im Fell oder Pfoten haften hat und dies mit Schleimhäuten unserer Kinder kontaminiert?

ich wäre Ihnen tausend mal dankbar wenn Sie mir noch 1 mal antworten würden und versichere Ihnen mich bezüglich Tollwut nicht mehr zu melden. Das verspreche ich Ihnen. 

Für Sie auch alles gute, Katharina 

Experte-Leidel
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05.07.2018, 14:48 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Hallo Katharina,

zu 1. Die häufigste Risikosituation mit Fledermäusen ist, dass eine offenbar kranke Fledermaus hilflos am Boden flattert und jemand ihr helfen möchte. Wenn er das Tier mit bloßen Händen aufhebt, wird dieses in seiner Angst zumeit zubeißen. Daher sollte man Fledermäuse - wenn überhaupt - nur mit z. B. Lederhandschuhen anfassen. Aber es kann ja auch sein, dass das zappelnde Tier in Kontakt mit den Augen oder dem Mund des Helfers kommt. Ich denke, das ist damit gemeint.

zu 2. Fledermäuse können durchaus in Dachstühlen, hinter Wandverkleidungen oder Rollläden nisten. Meistens erkennt man das am herumliegenden Kot der Tiere. Ich schicke Ihnen einen Link zu einem Blog einer Ärztin, die ganz glücklich ist, weil sie in ihrem Haus eine Kolonie von seltenen Fledermäusen beherbergt. 

Zu den mindestens 50 Jahren: Natürlich haben die Menschen, die einen erkennbaren Risikokontakt hatten eine nachträgliche Immunbehandlung erhalten. Aber die Fälle, die Ihnen Sorge bereiten, würde kaum jemand überhaupt als Risikosituation einschätzen. Und wenn es so einfach wäre, infiziert zu werden, müsste viel häufiger etwas passieren.

https://ulrikeblatterblog.wordpress.com/2018/06/23/die-mundart-misch-maschine-9/

zu 3. Ja, das ist im Prinzip so. Aber natürlich taucht dann wieder die Frage auf, was eine geringe Menge ist. Man kann sich vielleicht merkwürdige Konstellationen vorstellen, wo so etwas geschehen könnte. Aber m. W. ist auf diese Weise Tollwut noch nie übertragen worden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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