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Impftiter

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

22.03.2018 | 10:43 Uhr

Hallo Herr Dr. Leidel, 

ich nochmals. Ich hatte vergangene Woche meinen Impftiter bestimmen lassen. Meine Grundimmunisierung ist im Juli 2017 abgeschlossen worden.

Heute habe ich das Ergebnis bekommen! Der Titer liegt nur bei 0,34 IU/ml, also weit unter der Schutzgrenze.

Ich verstehe das einfach nicht, ich bin erst 25 Jahre alt und gesund. Eigentlich müsste mein Titer mindestens 2 Jahre über der Schutzgrenze sein; so wurde mir gesagt.

Wie kann mein Titer so schnell absinken? 
Das hieße eigentlich jetzt, dass es Zeit wäre für einen Booster, oder?

Entschuldogung dass ich Sie nochmals mit meinen Fragen nerve, aber ich bin ziemlich schockiert. Die Impfung kostete um die 300 Euro und jetzt, nicht einmal ein Jahr später, bin ich gar nicht mehr geschützt. =-O Und ich will meinen Körper nicht ständig den Impfungen aussetzen, habe aber leider eine Tollwut-Phobie und das ist das Einzige, was es lindert.

Liebe Grüße,
AN1990

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Experte-Leidel
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22.03.2018, 13:36 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag AN 1990,

der "Schutztiter" beträgt bei der Tollwut o,5 IE/ml, ist also gar nicht so weit vom bei Ihnen gemessenen Titer entfernt. Der Unterschied kann auch durch die Messmethode bedingt sein.

Aber es wird ohnehin empfohlen, auch bei Menschen, die vollständig gegen TW geimpft sind (3 Injektionen) nach einer Bissverletzung noch 2 Impfungen an den Tagen 0 und 3 vorzunehmen.

Und noch etwas ist wichtig: Entscheidend für den Schutz ist nicht nur der Antikörper-Titer, sondern auch die Frage, ob durch die Impfungen ein "Immungedächtnis" erzeugt wurde. Dieses Immungedächtnis sorgt dafür, dass nach einem Kontakt sehr rasch der Antkörper-Titer wieder ansteigt. Besonders bei Infektionen mit längerer Inkubationszeit ist das für den Schutz von Bedeutung. Damit Sie von einem solchen Immungedächtnis ausgehen können, sollten Sie sich 1 bis 2 Jahre nach der Grundimmunisierung noch eine 4. Impfung als Auffrischung geben lassen.

Und - ich weiß, dass das Ihrer Angst egal ist - denken Sie daran, dass in Deutschland seit 10 Jahren kein Mensch an Tollwut erkrankt ist. Und der, der 2007 erkrankte, hatte sich bei einem Hund in Marokko angesteckt. Demgegenüber sind in Deutschland allein in diesem Winter 751 Menschen an einer Virusgrippe (Influenza) gestorben.Vielleicht reden Sie nochmal vernünftig mit Ihrer Angst.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

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22.03.2018, 13:45 Uhr
Kommentar

Danke für Ihre freundliche Auskunft Herr Dr. Leidel :-)

Das heißt, um geschützt zu sein kommt es nicht nur auf die AK an (die ja bei mir zu niedrig sind) sondern auch auf das Immungedächtnis an. Dieses kann ich aber nicht messen, oder? Hieße, dass bei einem eventuellen Kontakt mein Immungedächtnis so stark ist, dass es genug AK aktivieren könnte?

Ich weiß das mit der Auffrischung bei Kontakt, aber falls der Kontakt mal unbemerkt sein sollte. 

 

Ich hatte ja diese 3 Impfungen im Juli letzten Jahres und wollte auch auffrischen nach 1-2 Jahren. Nur war ich schockiert, dass der Titer schon 9 Monate später wieder so "klein" ist und es eigentlich jetzt schon an der Zeit wäre.

Ja, Sie haben Recht. Ich arbeite aber an meiner Angst bereits mit proffessioneller Hilfe :-)

 

Liebe Grüße und Danke,

AN1990

 

ps.: bei Immunsupprimierten sinkt ja der AK- Spiegel schneller ab. Bin ich aber nicht.. Oder könnte ich eine Krankheit haben, die mein Immunsystem unterdrückt? 

Experte-Leidel
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22.03.2018, 13:56 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag nochmal AN 1990,

ob ein Immungedächtnis besteht, kann man meist daran erkennen, dass nach der Auffrischung der Titer ansteigt.

Der Unterschied zwischen 0,34 und 0,5 ist gar nicht so riesig, und solche Unterschiede können durchaus etwas mit der Messmethode zu tun haben.

Ich sehe keinen Grund, eine Immunschwäche bei Ihnen anzunehmen.

Alles Gute

Dr. Jan Leidel

 

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16.04.2018, 16:07 Uhr
Kommentar

Lieber Hr. Dr. Leidel,

 

ich habe mir heute einen Termin für die 4. Impfung geben lassen. Ich zweifle aber an wenig an meiner Entscheidung.

Es liegen dann nämlich nur 9 Monate zwischen der Grundimmunisierung und der Auffrischung. Sie sprechen von einem 1-2 Jahr- Intervall. Hat dies irgendeinen (negativen) Einfluss auf meine Immunantwort? Wie gesagt, ich leide leider an einer Tollwutphobie. 

Oder ist das schon okay, aufgrund meines doch niedrigen Titers.

Liebe Grüße,

AN1990

Experte-Leidel
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16.04.2018, 22:52 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Abend AN 1990,

es kommt ein bischen darauf an, mit welchem Impfstoff die Grundimmunisierung durchgeführt wurde. Der Hersteller von HDC Tollwut-Impfstoff® ( Fa. Sanofi Pasteur empfiehlt die Auffrischung nach einem Jahr, der Hersteller von Rabipur® (gsk) zwei Jahre nach Abschluss der Grundimmunisierung.

Diese Abstände sind in Studien geprüft worden. Natürlich macht sich niemand die Mühe mit aufwändigen Studien zur Wirksamkeit einer Auffrischung nach 8, 9, 10 usw. Monaten. Aber wir wissen, dass zu kurze Abstände ungünstig sind. Daher würde ich empfehlen, die Zeit abzuwarten, die der Hersteller ihres Impfstoffs empfiehlt.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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