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Hundekontakt beim Spazieren gehen Deutschland Tollwut

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

12.08.2020 | 12:09 Uhr

Hallo,

ich hätte eine Frage. Als ich gestern ins Geschäft gelaufen bin, bin ich ich an zwei herumtobenden Hunden vorbeigekommen. Ich wohne in Baden-Württemberg, Schwäbisch Hall. Die Hundehalter haben diese abgebunden und rennen lassen. 

Der Eine der beiden Hunde (ein Labrador) war 9 Monate alt und hat mich auch als Spielkollege identifiziert. Er ist an mir hoch gesprungen, jedoch nicht aggressiv sondern eher zum Spielen und hat mich mit der Schnauze oder Zunge am Handgelenk berührt. Es hat sich deutlich angefühlt als hätte er mich abgeschleckt. Einen Schmerz habe ich nicht gespürt. Den Sabber habe ich mit einem Blatt abgewischt. 

Nach 30 Minuten war ich im Geschäft und habe die Hände und Handgelenk gewaschen und desinfiziert. Am Handgelenk habe ich hierbei einen kleinen Kratzer von ca. 1,5 bis 2 mm Länge bemerkt er war nicht tief. 

1. Der Hund könnte mich aus versehen mit den Zähnen leicht gekratzt haben.

2. Der Kratzer war vorher da und der Hund hat darüber geschleckt. 

Der Hund war ja nicht streunend sondern das Herrchen war dabei. Und es war in Deutschland. 

Hier meine Frage:

1. Könnte hierdurch eine Gefahr bestehen dass ich mich mit Tollwut zu infiziert habe?

2. Muss ich irgendetwas veranlassen bezüglich Impfen? Oder ungefährlich da in Deutschland, Baden Württemberg? 

(ich wurde im Februar gegen Tollwut geimpft aber nach einem Biss muss man sich da ja nochmals impfen hat es geheißen.) 

Ich bin ein wenig in Sorge.

Vielen Dank für Ihre Hilfe :-)

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Experte-Leidel
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12.08.2020, 13:09 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag thomk80,

Deutschland ist seit 2008 als frei von Tollwut bei landlebenden Tieren, also auch hunden, zertifiziert. <hinweise darauf, dass illegal eingeführte Hunde ein reales risiko seien, gibt es bis jetzt nicht.

zu Ihren Fragen:

1. Ich sehe in dem Vorfall keinerlei Risiko, zumal der Halter des Labradors dabei war.

2. Nein, Sie müssen nichts unternehmen. Wenn Sie nach Ihrer impfung im Februar jetzt in eienm Land, in dem es die Tollwut noch gibt, Urlaub machen würden und einen Risikokontakt mit einem verdächtigen Hund gehabt hätten, würde man ihnen noch zwei Impfungen an den Tagen 1 und 3 geben. Aber das brauchen Sie hier sicher nicht.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

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13.08.2020, 21:08 Uhr
Kommentar

Vielen Dank Herr Leidel für Ihre schnelle Antwort :-) Das hat zur Erleichterung beigetragen.

Der Hunde Halter (bzw. eigentlich die Halterin) Wusste, dass der Hund 9 Monate alt ist, von daher kann sie ihn nicht illegal aus dem Ausland mitgebracht haben, denke ich.. bzw. es wäre kein streunender importierter Hund gewesen, hier wüsste sie das Alter ja nicht.. 

Wenn ich jetzt mal irgendwo im Ausland bin wo Tollwut vorkommt und es gäbe den selben Vorfall und keine Möglichkeit Nachzuimpfen (Erreichbarkeit Krankenhaus etc.) Wäre ich mit der Grundimmunisierung (3 x Rabipur) dennoch sicher? 

Muss man die 2 Nachimpfungen immer zwingend machen? Immunglobulin benötigt man nur wenn man nicht Grundimmunisiert ist?

vg

 

Thomas K.

 


14.08.2020 08:44 – Beitrag von der Redaktion bearbeitet.

Experte-Leidel
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14.08.2020, 15:16 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag thomk80,

bei einem Speichelkontakt der intakten Haut mit einem unbekannten Hund (also einem Vorfall, wie Sie ihn beschrieben hatten), würde man normalerweise keine PEP (postexpositionelle Impfung) durchführen. Das würde man nur tun, wenn die Haut zumindest nicht intakt ist oder Wunden oder Kratzer entstanden sind.

Es kann durchaus sein, dass die Grundimmunisierung von Anfang des Jahres selbst bei einem Risikokontakt (z. B. Biss) noch einen ausreichenden Schutz bietet. Das weiß man aber nur, wenn man z. B. eine Antikörperbestimmung durchführt. Bei einem Antikörpertiter von 0,5 IE./ml oder mehr kann von Schutz ausgegangen werden.

Im Zweifel sollte eine PEP erfolgen, die nach vollständiger Grundimmunisierung aus 2 Impfungen an den Tagen 1 und 3 besteht. Die Gabe von Immunglobulin (das ist in vielen Ländern der Engpass) ist nicht erforderlich.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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14.08.2020, 15:32 Uhr
Antwort

Hallo Herr leidel,

Also der von mir beschriebene kleine kratzer: "Am Handgelenk habe ich hierbei einen kleinen Kratzer von ca. 1,5 bis 2 mm Länge bemerkt er war nicht tief. (siehe oben)". Ich sah eine Rötung den Kratzer habe ich dann durch den Foto gesehen. das desinfektionsmittel habe ich etwas gespürt aber nicht sehr stark.

Würde noch als intakte Haut zählen? 

(Ich hatte in Mauritiusvor 3 Jahren mal kontakt zu  einen streunenden Hund der mir über einen blutigen Stich geleckt hat. Damals hatte ich nichts gemacht, weil Mauritius Tollwutfrei ist und es ging zum Glück gut.)

ginge die PEP auch zu einem späteren Zeitpunkt wenn man nicht rechtzeitig an medizinische Versorgung kommt?

Viele Grüße

 

Thomas Kegelman

Experte-Leidel
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14.08.2020, 17:26 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag thomk80,

das mit dem Labrador haben wir ja eigentlich geklärt. Der Hund hat keine Tollwut und es ist jetzt gleichgültig, ob der kleine Kratzer 2,5 oder 1,7 mm lang war. ich denke, das sollten Sie jetzt abhaken.

Wenn Sie jetzt "irgendwo im Ausland" sind und keine medizinische versorgung erreichen können, wäre es vernünftig, den Kontakt zu auffälligen Tieren, besonders Hunden, zu meiden.

Und eigentlich versteht es sich von selbst, dass Sie eine PEP nicht bekommen können bevor Sie eine entsprechende Versorgungsmöglichkeit erreichen. Ich verstehe Ihr Problem nicht so richtig. Müssen Sie denn jetzt "irgendwo ins Ausland", wo es keine Versorgungsmöglichkeiten gibt (Engpass ist immer das Immunglobulin, das Sie ohnehin nicht brauchen) und dort mit verdächtigen Hunden herumtollen?

Ich denke, wir sollten das Thema jetzt als geklärt ansehen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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14.08.2020, 18:33 Uhr
Antwort

Hallo Herr Leidel,

ja das Labrador Thema sollten wir als gekärt ansehen! Danke auch für Ihr Hilfe diesbezüglich.

Ich hatte nur gefragt für zukünftige Vergleichsfälle. Geplant ist kein Aufenthalt derzeit im Ausland, der war ja schon dieses Jahr in Mittelamerika und ist derzeit ja eher ungünstig.

Normalerweise halte ich immer abstand zu fremden Tieren im Ausland. Das in Mauritius war in der Hotelbar dort war alles offen das Hotel hatte nur 2 Wände und war ansonsten offen, daher waren die streunenden Hunde im Hotel. Und ich hatte den Hund gar nicht bemerkt bis er mich abgeschleckt hat. Also herumtollen tue ich bestimmt nicht ;-)

Ich wollte nur fragen falls so etwas wieder mal passiert, wie man sich verhält.

Aber wahrscheinlich ist auch dort wo wir normalerweise in Urlaub gehen (wir machen gerne Fernreisen, Hotel) die medizinische Versorgung gut genug, so dass dieses Problem mit der Erreichbarkeit nicht auftaucht.

Auf jeden Fall haben Sie mir sehr geholfen und ich danke Ihnen für Ihre Antworten.

vg

 

Thomas K.


15.08.2020 12:23 – Beitrag von der Redaktion bearbeitet.

Experte-Leidel
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14.08.2020, 21:49 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Abend,

ich wollte nicht unfreundlich sein. In Ländern, in denen Tollwut auch noch bei landlebenden Tieren vorkommt, sind Sie natürlich wegen Ihrer Grundimmunisierung in einer günstigen Situation. Die deutschen Impfstoff-Hersteller empfehlen ja Auffrischimpfungen in etwas unterschiedlichen Abständen, je nach Präparat. 

Die WHO hält das eher nicht für notwendig und hält das Schema Risikosituation beliebig lange nach vollständiger Grundimmunisierung - zwei Impfungen an den Tagen 1 und 3 für ausreichend. 

Ich würde wahrscheinlich den Empfehlungen der Hersteller für Auffrischimpfungen folgen, wenn ich durch Reisen oder drgl. immer wieder einmal in Risikosituationen gerate. Aber dann gilt ganz klar: Zwei Impfungen an den Tagen 1 und 3 und kein Immunglobulin.

Ihnen alles Gute und bleiben sie gesund.

Mit freundlichen grüßen

Dr. Jan Leidel

 

 

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