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Hepatitis C

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

13.09.2021 | 14:46 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Leidel,

ich weiss nicht ob ich bei ihnen mit meinen Fragen richtig bin oder ob es dabei mehr um die Therapie selbst geht aber ich würde ihnen trotzdem gerne meine Fragen stellen.

Wir haben vor einem Jahr zu unseren beiden eigenen Kindern ein Kind aus Afrika adoptiert und nun nach langen Arztbesuchen die Diagnose Hepatitis C bekommen. 

Die Kinder sind Tag und Nacht zusammen,teilen alles. 

Ich habe jetzt furchtbar Angst das sich meine anderen Kinder ebenfalls damit infizieren.

1. Frage.) Ich habe gelesen das der Haupt Übertragungsweg Blut ist. Ich wische mittlerweile alle Flächen und Türgriffe etc.mehrmals täglich ab,wechsel sehr oft die Kleidungsstücke, da ich immer Angst habe das dort nicht sichtbare Blutspuren oder Viren sind über die man sich anstecken kann. Ist dem so?

2.Frage.) Muss es frisches noch Flüssiges Blut sein oder infiziert man sich auch über geronnenes, getrocknetes Blut wenn man es anfasst und dieses dann auf die Schleimhäute oder in eine frische Wunde und Hautläsion kommt?

3.Frage.) Wie schnell führt eine Hepatitis C bei Kindern zu einem Leberversagen und somit zu einer Transplantation wenn man die Hepatitis C erst nach mehreren Jahren feststellt? Ich hoffe sie beantworten mir meine Fragen und ich bedanke mich schon im vorraus bei ihnen.

Mfg Maria Kresic"

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Experte-Leidel
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13.09.2021, 16:10 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Binlein,

zunächst möchte ich Ihnen sagen, dass ich es ganz großartig von Ihnen finde, dass Sie zu Ihren eigenen Kindern noch einem afrikanischen Kind eine gute Lebenschance geben.

Nun aber zu Ihren Fragen:

1.) Ja, der wichtigste Infektionsweg ist der über infektiöses Blut. Wobei es in den meisten Fällen Übertragungen durch injizierenden Drogengebrauch sind. Bei versehentlichen Nadelstichverletzungen durch Spritzen im medizinischen Bereich kommt es nur in unter 1% der Fälle tatsächlich zu einer Ansteckung.

Das Infektionsrisiko durch Blut ist auch abhängig davon, wie hoch die Viruslast im Blut des erkrankten Menschen ist. Meist ist diese eher gering. Von den Kleidungsstücken und anderen Gegenständen geht kein Risiko aus. Auch die Wischdesinfektion von Türkliniken und Flächen ist sicher nicht notwendig. Auch der Kontakt mit Spielsachen, Kleidungsstücken usw. stellt im Allgemeinen kein Risko dar. Auch die gemeinsame Benutzung von Gläsern, Besteck usw. ist praktisch risikolos.

2.) Es muss sich um frisches, noch flüssiges Blut handeln und das müsste eigentlich in eine offene Wunde gelangen. Eine Infektion über Schleimhäute ist - in Abhängigkeit von der Menge an Viren im Blut des Infizierten - eher selten. Das wird auch durch Erfahrungen mit Paaren, von denen ein Partner Infektiös ist, deutlich. Es gibt viele solcher Paare, die über Jahre auch in sexueller Hinsicht ganz normal miteinander leben, ohne dass der nicht infektiöse Partner sich infiziert. 

Die Deutsche Leberhilfe schreibt auf ihrer Website, wodurch keine Ansteckung droht:

"Hepatitis C wird nicht durch Alltagskontakte übertragen: also nicht durch Anhusten/Anniesen, nicht durch Händeschütteln oder Umarmen, nicht durch Türklinken, nicht durch Benutzung der gleichen Toilette und nicht durch Trinken aus dem gleichen Glas oder Flasche. Besonders besorgte Menschen fragen mitunter, ob man sich in solchen Situationen durch unsichtbare Blutreste vielleicht doch anstecken könne, wenn man gleichzeitig eine Mikroverletzung, rissige Lippen, Zahnfleischbluten oder einen Mückenstich habe; solche konstruierten Szenarien scheinen in der Realität jedoch praktisch nicht einzutreten. Weltweit ist uns kein Fall bekannt, wo es unter solchen Umständen nachweislich zu einer Hepatitis-C-Infektion gekommen wäre."

Dem kann ich mich nur anschließen.

3.) Ich weiß nicht, wie die Diagnose bei dem afrikanischen Kind gestellt wurde und ob da nur die Infektion oder auch eine schwewiegende Funktionsstörung der Leber besteht. Man kann seit einiger Zeit die Hepatitis C auch bei Kindern behandeln. In dieser Hinsicht wäre es sicher vernünftig, wenn Sie sich an Ihren Haus- oder Kinderärztin/arzt wenden würden. Es muss also gar nicht zur Lebertransplantation kommen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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