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Hautkontakt mit Patientenblut

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage an Experte-Leidel

07.11.2012 | 15:46 Uhr

Sehr geehrter Dr. Leidel,

ich bin Praktikantin im Krankenhaus. Heute habe ich bei der Blutabnahme nur einen Handschuh rechts getragen, da ich die Vene mit links mit Handschuh fast nicht tasten konnte.
Leider ist nach der Blutentnahme aus dem Butterfly Blut ausgetreten, warum, weiß ich nicht genau, aber es ist auf meine Hand und Finger gekommen. Gestochen habe ich mich NICHT. Ich habe direkt im Patientenzimmer mit viel Sterilium desinfiziert und anschließend im Pflegearbeitsraum nochmal gründlich Hände gewaschen und noch mehrmals desinfiziert. Ich habe außer einer kleinen oberflächlichen Verbrennung, die aber schon gut verkrustet ist, keine Verletzungen an den Händen.
Der diensthabende Arzt hat gemeint, ich solle in Zukunft nicht auf die Handschuhe verzichten (werde ich auch definitiv nicht mehr! Egal, wie schlecht ich die Vene tasten kann...Habe aus der Sache gelernt...), aber ansonsten seien keine Handlungen notwendig (D-Arzt o.ä.), da eine Infektion zB mit Hep C oder HIV durch die intakte Haut so gut wie unmöglich sei.
Die Patientin ist 89 Jahre alt und außer einer Myasthenia gravis und einer leichten Steatosis hepatis (nicht entzündet) hat sie keine bekannten Vorerkrankungen.

Nun meine Frage: Sehen Sie den Fall auch so wie der Diensthabende? War mein Vorgehen (außer die Nichtbenutzung des Handschuhs) nach dem Blutkontakt richtig? Sollte ich mich testen lassen? Und muss ich Safer Sex ausüben?
Oder bin ich gerade einfach in übertriebener Panik?

Vielen Dank schonmal für Ihre Antwort,
MfG
Amoebus

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Experte-Leidel
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08.11.2012, 10:41 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Hallo Amoebus,

durch die intakte Haut ist eine Infektion mit Hepatitis B oder C oder mit HIV nicht möglich. Sie haben sich richtig verhalten.
Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (dguv) hat "Hinweise für den Blutkontakt bei erster Hilfe - was tun" veröffentlicht, die auch sonst bei Blutkontakten anwendbar sind. Dort wird bei der Kontamination der intakten Haut mit Blut empfohlen, die Haut gründlich mit Wasser und Seife zu waschen und sie ggf. mit einem viruziden alkoholischen Desinfektionsmittel zu desinfizieren. Dafür wäre z. B. das Sterillium virugard besser geeignet als das "einfache" Sterillium. Mehr wird nicht für erforderlich gehalten. Aber dann folgt eine Einschränkung, die einen leider wieder verunsichern kann: "vermeintlich intakte Haut kann Läsionen aufweisen, deshalb in Zweifelsfällen Vorgehen wie bei Kontamination von geschädigter Haut."

Das heißt, im Zweifelsfall sollte man den D-Arzt ausuchen, über das Erfordernis einer PEP (postexpositionelle Prophylaxe) nachdenken (halte ich in Ihrem Fall für nicht sinnvoll) und eventuell eine serologische Untersuchung (Null-Wert) durchführen, die dann nach frühestens 8 Wochen wiederholt werden sollte. Auch das scheint mir in Ihrem Fall nicht sinnvoll zu sein, es sei denn, bei der alten Dame .wäre eine chronische Hepatitis oder HIV-Infektion bekannt.

Allerdings würde ich den Vorfall sicherheitshalber offiziell melden.

Und nochmals: Durch die intakte Haut können die hier angesprochenen Infektionen nicht erfolgen. Es besteht also kein Grund zur Panik und keine Notwendigkeit, wegen dieses Vorfalls Safer Sex zu betreiben.

Ihnen alles Gute und freundliche Grüße

Dr. Jan Leidel

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08.11.2012, 11:11 Uhr
Kommentar

Sehr geehrter Herr Dr. Leidel,

vielen Dank für Ihre schnelle und kompetente Antwort!

Mit freundlichen Grüßen
Amoebus

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