HIV oder Hepatits?

Guten Tag Tomhey88,

machen sie sich keine sorgen. Auf diese Weise kann eine Infektion durch HIV, HCV oder auch das Hepatitis B Virus nicht erfolgen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

Guten Tag Tomhey88,

HIV: Am  häufigsten ist die sexuelle Übertragung. Virushaltige Körperflüssigkeiten kommen dabei mit der Schleimhaut des Rektums, der Vagina oder  der Glans Penis in Kontakt. Der Kontakt solcher Sekrete  mit einer anderen Schleimhau (z. B. Mund, Auge) stellt ein sehr geringes Infektionsrisiko dar. Daneben stellt die Kontamination von Wunden oder drgl. mit infektiösem Blut eine wichtige Infektionsquelle dar.

HIV wird nicht über Speichel, Trän­en­flüs­sig­keit, Tröpfcheninfektion, durch Insektenstiche oder über Nahrungsmittel oder Trinkwasser übertragen.

HBV: Auch die Hepatitis B wird hauptsächlich durch sexuelle Kontakte übertragen. Daneben spielt die Infektion durch kontaminierte Spritzen bei injizierenden Drogengebrauchern eine wesentliche Rolle sowie das berufliche Risiko durch Nadelstichverletzungen.

Alltägliche Kontakte, gemeinsame Nutzung von Besteck oder Geschirr überträgt die Infektion nicht. Aber im privaten Bereich kann bei engem Zusammenleben eine Übertragung durch Rasierapparate, Zahnbürtsen oder ähnliches in Einzelfällen erfolgen.

HCV: Hepatitis C wird hauptsächlich durch den parenteralen Kontakt mit infektiösem Blut im medizinischen Bereich oder durch die gemeinsame Nutzung von Kanülen, Spritzen und anderen Untensilien beim injizierenden Drogenkonsum übertragen. Eine sexuelle Übertragung ist möglich, spielt aber eine eher geringe Rolle.

Ich habe so ausführlich geantwortet, weil ich einem Rattenschwanz von weiteren Nachfragen zuvorkommen wollte.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

Gerne dürfen Sie fragen und gerne werde ich antworten.

Ich hatte geschrieben:

"Der Kontakt solcher Sekrete  mit einer anderen Schleimhau (z. B. Mund, Auge) stellt ein sehr geringes Infektionsrisiko dar." Und: "HIV wird nicht über Speichel, Trän­en­flüs­sig­keit, Tröpfcheninfektion, durch Insektenstiche oder über Nahrungsmittel oder Trinkwasser übertragen." 

Ich denke, es ging ihnen um Speicheltropfen im Auge.

Bei Hepatitis B und C hatte ich vorschnell angenommen, dass Sie meine Botschaft verstehen. Aber nochmal deutlich: Ein Speicheltropfen im Auge überträgt diese Infektionen nicht.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

Guten Tag nochmal,

ich verstehe Ihre Nachfrage, obwohl ich selbst auf diese idee gar nicht gekommen wäre.

Meines Wissens gibt es genau zu Ihrer Frage (Tropfen Speichel bei leichtem Bluten an einem Zahn ins Auge gelangt) keine wissenschaftlichen Studien. Die Übertragung von HIV oder HCV auf diesem Wege halte ich für praktisch ausgeschlossen. Bei einer HBe-Ag-positiven Heptitis B mit sehr hoher Viruslast im Blut könnte es möglicherweise zumindest theoretisch etwas anders aussehen.

Mir ist ein Fall bekannt, in dem ein Schüler seine Lehrerin durch einen tiefen, blutigen Biss in den Oberschenkel verletzt und mit HBV  infiziert hatte. Dieser Schüler hatte tatsächlich massives Zahnfleischbluten.

Das Robert-Koch-Institut hält eine Übertragung, die durch den Kontakt infizierter Körperflüssigkeiten mit Schleimhäuten bzw. Verletzungen zustande kommen. z.B. in Familien oder in Gemeinschaftseinrichtungen für Kinder oder Behinderte für möglich. Ich halte es aber für sehr unwahrscheinlich, wenn nicht ausgeschlossen, dass der von Ihnen geschilderte Kontakt zu einer Infektion geführt haben könnte, zumal der Speicheltropfen zwar mit Ihrer Augenschleimhaut in Berührung kam, es sich aber nicht um einen Blut zu Blut- Kontakt gehandelt hat.

Nur ganz am Rande: Ich nehem an, dass über eine tatsächliche Hepatitis B-Infektiosität des Jungen nichts bekannt ist und wir hier über ein ziemlich theoretisches Risiko nachdenken.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

Guten Tag Tomhey88,

ja, Ihr Schutz vor einer Hepatitis B ist völlig ausreichend. Bei dieser Infektion mit ihrer langen Inkubationszeit ist übrigens der aktuelle Antikörperspiegel viel weniger wichtig als die Frage, ob durch die Impfung ein "Immungedächtnis" entstanden ist. Ist dies der Fall, so besteht der Schutz vor Erkrankung selbst dann, wenn die Ak unter die Nachweisbarkeitsgrenze abgefallen sind. Das Immungedächtnis erkennt die Viren und beginnt sofort mit der Produktion von Antikörpern, während die Viren mehrere Wochen benötigen, bis die Erkrankung ausbricht. Dann ist der Schutz längst wieder vorhanden und verhindert die Erkrankung.

Wenn der Ak-Spiegel nach einer Bepatitis B-Impfung einmal über 100 I.E./l betragen hat (wie bei Ihnen), können Sie von einem praktisch lebenslang bestehenden Immungedächtnis ausgehen.

Die entsprechende Aussage des RKI lautet: "Andere Übertragungswege, die durch den Kontakt infizierter Körperflüssigkeiten mit Schleimhäuten bzw. Bagatellverletzungen oder anderweitig geschädigter Haut zustande kommen, sind möglich. z.B. in Familien oder in Gemeinschaftseinrichtungen für Kinder oder Behinderte."

HIV und HCV sind wesentlich weniger infektiös. Bei HIV ist die sexuelle Übertragung die wichtigste, daneben der Gewebskontakt mit infektiösem Blut. HCV kann auch sexuell übertragen werden. Allerdings ist das Infektionsrisiko im allgemeinen gering. Es steigt bei gleichzeitiger HIV-Infektion und bei verletzungsträchtigem Sexualverhalten. Selbst bei einer Nadelstichverletzung mit einer HCV-kontaminierten Injektionsnadel liegt das Infektionsrisiko unter 1%.

Mehr fällt mir nun nicht dazu ein. Ich habe den Eindruck, dass Sie sich vielleicht zu viele Gedanken über mögliche Infektionsrisiken machen, was Ihnen die Ausübung Ihres Berufes ja auch nicht gerade erleichtern würde. Vielleicht irre ich mich aber auch.

Ihnen alles Gute

Dr. Jan Leidel