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Fledermaustollwut EBLV1 und EBLV2 geschlossener Kreislauf

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

24.02.2020 | 16:37 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Leidel,

ich möchte Sie heute gerne etwas fragen und um Ihre sehr geschätzte Meinung bitten. Wir leben seit einiger Zeit am Rande eines Waldgebietes in Schleswig-Holstein und haben eine Freigänger-Katze, die aktuell nicht gegen Tollwut geimpft ist (12 Jahre alt, kleine Runden, Entscheidung wegen Möglicher Sarkome an der Impfstelle). Hier sind grundsätzlich sehr viele Fledermäuse, auch hatten wir im letzten Jahr eine in der Wohnung. Es gab jedoch keine Probleme damit sie vorsichtig und ohne Kontakt rauszusetzen. Ich habe trotzdem über dieses Thema einiges recherchiert und würde dazu gerne zwei Fragen stellen :

1) Lässt sich sagen, welcher Anteil der Fledermauspopulation überhaupt EBLV1 und/oder EBLV2 als Erreger in sich tragen ? So wie ich das mitbekommen habe, hat nicht jede Fledermaus auch einen Erreger in sich?

2) Auf verschiedenen Seiten im Internet wird darüber gesprochen, dass es sich z.B. bei der Fledermaustollwut um keine Zoonose wie bei der Wildtiertollwut handelt, d.h. sollte z.B. eine Katze von einer Fledermaus gebissen und infiziert werden, wäre dort Ende und die Katze ihrerseits würde die Erkrankung nicht durch Bisse z.B. an einen Menschen weitergeben. Können Sie dazu etwas sagen ?

3) Kratzverletzungen reichen prinzipiell für eine Infektion mit der TW aus ?

Ich möchte mich ganz herzlich im Voraus bei Ihnen für die Beantwortung der Frage bedanken.

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Experte-Leidel
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24.02.2020, 18:20 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag,

tatsächlich geht in den meisten europäischen Ländern nur noch von Fledermäusen ein entsprechendes Infektionsrisiko aus. Allerdings sind Todesfälle des Menschen durch Fledermaus-TW äußerst selten. In Deutschland gab es seit über 50 Jahren keinen Fall mehr, in Europa ereignete sich der letzte 2002 in Schottland.

Zu Ihren Fragen:

1.) Zumindest kann man sagen, dass Fledermaus-TW in Deutschland deutlich häufiger ausgerechent im norddeutschen Flachland vorkommt. Das liegt an der dortigen Häufung der Breitflügel-Fledermaus, die das Reservoir für EBLV-1. EBLV-2 findet sich vor allem bei Wasser- und Teichfledermäusen, die vor allem in den Niederlanden, Großbrittannien, Finnland und der Schweiz vorkommen. In Deutschland ist ein Fall von EBLV-2 bei einer Fledermaus in Biberach an der Rß gefunden worden.

2.) Wenn ungeimpfte Haustiere wie Hund oder Katze eine infizierte Fledermaus fressen oder beißen, ist nach Auffassung des Robert Koch-Institus eine Infektion des Tieres mit Gefährdung seines Menschen denkbar, bisher aber nicht bekannt geworden. Daher gibt es hierzu keine klaren Empfehlungen.

3.) Grundsätzlich kann eine Kratzverletzung TW übertragen.

Natürlich kann man überlegen, die Katze impfen zu lassen. Aber angesichts des ja kaum vorhandenen realen Risikos (in Deutschland jedes Jahr ca. 10 bis 20 Todesopfer durch Blitzschlag, seit > 50 Jahren kein Fall durch Fledermaus-TW) muss man das m. E. nicht unbedingt.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

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