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Fledermauskolonie

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

28.08.2021 | 14:35 Uhr

Guten Abend Herr Dr. Leidel,

ich habe nochmal eine Frage. Wir haben jetzt zu unserer Freude eine Fledermauskolonie am Haus. Müssen etwa 60-70 Tiere, wahrscheinlich mit Jungtieren, sein.

Wir wollen sie defintiv nicht loswerden und auch unseren Kindern zeigen, weil es doch sehr spannend ist, wenn die Abends ein- und ausfliegen, aber die sitzen direkt über dem Hauseingang (ca. 2,5m darüber am Dach). Also quasi sehr ungünstig, wenn man Abends oder Morgens ganz früh raus will, weil die sich ja durchaus ein ganzes Stück zum Starten fallen lassen.

Wir haben auch grundsätzlich keine Sorgen, was uns betrifft, denn ein direkten Kontakt würden wir als Erwachsene ja durchaus merken und an der Stelle einordnen können.

Was wir uns Fragen ist natürlich, was mit unseren beiden Kleinkindern ist, die zwar die Natur und alles was "kriecht und fliegt" gewöhnt sind, aber natürlich noch nicht wissen, dass man am Boden liegende Wilditere nicht anfasst und wir auch nicht zu 100% neben ihnen stehen können (und das auch im Sinne einer normale Erziehung nicht wollen).

Empfiehlt es sich hier prophylaktisch die Kinder zu Impfen, da ja die Wahrscheinlichkeit eines Kontaktes erhöht ist.

Der Naturschutzbund, dem wir unsere Kolonie mitgeteilt haben, konnte dahingehend keine wirkliche Aussage treffen.

Vielleicht haben Sie da ja Erfahrungwerte oder Empfehlungen.

Herzliche Grüße

Marius

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Experte-Leidel
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28.08.2021, 14:51 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Marius,

mit dieser Frage bin ich tasächlich leider überfragt. Ich kann mir auch die Situation über Ihrer Eingangstür nicht so richtig vorstellen.

Fledermaus-Tollwut ist in Deutschland ja zwar möglich aber eher selten. Es gibt ein deutliches Häufigkeitsgefälle von Nor nach Süd. In der Mitte und im Süden sind die meisten Landkreise frei von Tollwut bei Fledermäusen. Darüber müsste eigentlich die zuständige Veterinärbehörde informiert sein. Die würde ich als erstes fragen.

Natürlich könnten Sie die Kinder impfen lassen (es gibt für die Impfung keine Altersbeschränkung), aber da würde ich doch zuvor versuchen, das mögliche Risiko weiter abzuschätzen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

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28.08.2021, 16:14 Uhr
Antwort

Herzlichen Dank für die schnelle Antwort,

ja das haben wir auch schon gemacht und in den letzten zwei Jahren gab es zwei Funde von Fledermäusen mit Tollwut bei uns im Landkreis.

Ja als ich es eines morgens zum ersten Mal gesehen habe, wusste ich es auch nicht wirklich, wie das sein kann. Wir haben ein Pultdach mit einer Abschlusschiene aus Metall und direkt unter diese Schiene müssen die am Holz reinkommen, weil da ein bisschen Platz ist.

Ich habe gerade mal Youtube geguckt und in dem Video (https://www.youtube.com/watch?v=wUsSgORiziI) ab Min. 1:30 sieht man eine ähnliche Bauform nur, dass wir am Eingang nur ein Erdgeschoss haben und dann direkt darüber die Metallkante (Haushöhe an der Stelle 3m).

Naja wenn sie Starten und sich fallen lassen oder die Kante anfliegen beim zurückkommen. Sind die knapp über meiner Kopfhöhe, 2m über dem Boden vielleicht. Wir haben eine Glasfront an der Tür, deswegen erkennt man das so gut. Wir haben es allerdings auch erst im August bemerkt, da weder Kot noch Geräusche wahrnehmbar sind.

Da es in diesem Fall kein "muss", aber ein "vielleicht ist es sinnvoll" gibt. Können Sie mir da eine Emfpehlung für eine Impfung geben? Ohne Gewähr natürlich. Die anderen Stellen haben, bis auf das Veterinäramt, schlicht wenig Ahnung von der Krankheit.

Und sind Tiere die Tollwut haben, immer flugunfähig oder werden sie das im Verlauf der Krankheit, sodass nur am Boden gefundene Tier eine Gefahr darstellen.

Herzliche Grüße

Marius

Experte-Leidel
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30.08.2021, 11:16 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Marius,

leider hat es jetzt mit der zweiten Frage um so länger gedauert.

Wie gesagt, man kann Kleinkinder gegen Tollwut impfen. Die eigentliche indikation ist eine Reise in Hochrisikogebiete. Aber Ihre sorge ist ja, dass Sie ein "kleines Gebiet mit erhöhtem Risiko" vor und an Ihrem Haus haben.

Zunächst dachte ich, dass das Risiko doch verhältnismäßig dehr klein sei.  Aber andererseits impfen wir unsere Kleinkinder gegen Tetanus und da ist das Risiko auch nicht wesentlich höher. Die Infektion erfolgt durch einen Biss des völlig verängstigten Tieres oder durch den zufälligen direkten Kontakt des Tieres mit einer Wunde oder Schleimhaut.

Es gibt bei uns zwei Tollwut-Impfstoffe (Rabipur® und Tollwut-Impfstoff HDC®). Hinsichtlich Verträglichkeit und effektivität sehe ich keinen Unterschied. Nebenwirkungen treten mesit innerhalb von 3 tagen nach der Impfung auf, sind im Allgemeinen gering und verschwinden so innerhalb 1 bis 3 tagen. Selten dauert es etwas länger. 

Sie müssen natürlich damit rechen, dass der Kinderarzt bzw. die Kinderärztin angesichts des ja doch von der Wahrscheinlichkeit sehr kleinen Risikos Ihre Kinder nicht impfen möchte. 

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

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