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Fledermaus mit indirektem Kontakt

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

13.10.2021 | 09:26 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Leidel,

zunächst vielen Dank, dass Sie hier Ihre Expertise kostenlos einbringen und Fragen beantworten.

Vor wenigen Tagen hat sich bei uns (Bayern) eine Fledermaus auf dem Balkon in einem Netz verhakt und ist zu Boden gestürzt. Wir haben die Fledermaus auf dem Boden vorgefunden und angenommen, dass diese bereits verstorben ist. Daher habe ich diese mit einem Zewa aufgehoben und in einen Karton gepackt. Beim Aufheben habe ich gemerkt, dass die Fledermaus noch warm ist. Daher habe ich sie einige Zeit im Karton verweilen lassen, anschließend ist sie wieder in die Natur davon geflogen. Die Fledermaus hatte sich scheinbar tot gestellt.

Obwohl der Vorfall schon ein paar Tage her ist, lässt mich das Thema Tollwut nicht los. Zum Zeitpunkt der Rettung der Fledermaus hatte ich das nicht bedacht. Nun kreisen meine Gedanken und Googlen macht es nicht besser.

Es hat kein Biss oder Kratzer stattgefunden - zumindest habe ich nichts bemerkt. Wie wahrscheinlich wäre es, dass Speichel der Fledermaus durch das Zewa auf die Finger gelangt und anschließend unbemerkt vom Finger z.B. an die Lippen?

Ist eine Impfung angebracht oder steigere ich mich zu sehr rein? Mein Hausarzt sagt, dass ich mir keine Gedanken machen muss. 

Danke für Ihre Einschätzung.

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Bisherige Antworten
Experte-Leidel
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13.10.2021, 19:23 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Abend,

ich stimme mit Ihrem Hausarzt vollkommen überein. Und ich sehe ebenfalls keinerlei Grund für irgendwelche Maßnahmen.

Für die Zukunft möchte ich ihnen aber dazu raten, Fledermäuse am Boden nur mit bissfesten Handschuhen anzufassen. Der Biss ist das Hauptproblem. Speichel spielt eigentlich allenfalls dann eine Rolle, wenn er unmittelbar und direkt in Wunden oder auf Schleimhäute gelangt.

Es könnte auch zu Ihrer Beruhigung beitragen, beim zuständigen Veterinäramt einmal nachzufragen, ob in Ihrem Landkreis überhaupt Fälle von Fledermaus-Tollwut bekannt sind. Es gibt nämlich ein deutliches Risikogefälle von Nord nach Süd. In der Norddeutschen Tiefebene kommt Fledermaus-Tollwut häufiger vor als in Bayern.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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13.10.2021, 20:26 Uhr
Antwort

Sehr geehrter Herr Dr. Leidel,

danke für Ihre schnelle Antwort und die Bestätigung, dass keine Maßnahmen notwendig sind. Den Tipp mit Handschuhen werde ich auf jeden Fall befolgen.

Erlauben Sie mir noch eine kleine Nachfrage: Ich habe mir vor kurzem Ohrlöcher stechen lassen. Nachdem ich die Fledermaus mit dem Zewa aufgehoben habe, habe ich mich nach kurzer Zeit an die Ohrstecher gefasst. Erst danach habe ich daran gedacht die Hände zu waschen. Die Ohren eitern leider noch ab und an, deshalb bewege ich die Stecker immer ein wenig.

Ändert diese Szenario etwas an Ihrer Einschätzung? Gehe ich recht in der Annahme, dass das Szenario Speichel > Zewa > Hand > Ohrwunde weit hergeholt ist?

Danke für Ihre Antwort und einen schönen Abend!

Experte-Leidel
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13.10.2021, 21:41 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Nein, das ändert an meiner Einschätzung nichts.

Auch Ihnen einen schönen Abend.

Dr. Jan Leidel

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14.10.2021, 16:40 Uhr
Antwort

Sehr geehrter Herr Dr. Leidel,

danke vielmals für Ihre Antwort.

Um das Thema abzuschließen noch eine letzte Frage und Ergänzung: Leider war unsere Katze schneller bevor wir die Fledermaus auf dem Balkon gefunden haben. Sie hat diese in den Mund genommen und auf dem Balkon herumgetragen. Auch bei der Katze konnten wir keine Biss- oder Kratzwunde feststellen. Sie ist aber nicht gegen Tollwut geimpft.

Meine Frage: Würden Sie unter diesen Umständen eine vorbeugende Impfung bei allen Hausbewohnern empfehlen oder sehen Sie das unkritisch solange die Katze keine Symptome entwickelt? Dem Veterinäramt sind keine Fälle von TW bei uns bekannt. Laut Statistik gab es wohl auch noch nie den Fall in Deutschland, dass sich eine Katze mit Fledermaus TW infiziert hat. Die Katze werden wir für zukünftige Situationen auf jeden Fall impfen lassen.

Danke für Ihre abschließende Antwort.

Experte-Leidel
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14.10.2021, 18:10 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag nochmal,

eigentlich sind doch alle Tatsachen bekannt. Ich habe ihnen meine Einschätzung mitgeteilt. Die Auskunft des zuständigen Veterinäramts geht ebenfalls in diese Richtung.

Ich merke nun Ihre Zweifel. Aber ich bin am Ende meiner Möglichkeiten. Ich war nicht dabei und kann nur bewerten, was Sie mir mitgeteilt haben. Und danach sehe ich keinen Handlungsbedarf. Ihren Hausarzt hatten Sie ja schon kontaktiert. Und auch er ist der Ansicht, dass hier nichts geschehen müsse.

Was soll ich noch sagen? Ich weiß nicht, wieviele Hausbewohner betroffen sein könnten und welche Kontakte diese bei dem Ereignis hatten. 

Wenn Ihnen das lieber ist, können Sie natürlich versuchen, eine postexpositionelle Impfung durch Ihren Hausarzt oder ein Krankenhaus zu erhalten.

Ich habe Ihnen geantwortet, so gut es mir möglich ist. Und ich würde diesen Dialog gerne beenden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

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