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Fledermaus-Tollwut

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

26.07.2018 | 16:46 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Leidel,

Letzten Sonntag gegen 13 Uhr (heute ist Donnerstag) war ich mit dem Fahrrad unterwegs. In einem Dorf (ca. 100 m weiter lag ein Waldanfang) machte ich kurz Pause.  

Aufeinmal verfing sich vorne etwas in meinen Haaren, wirbelte Sie vorne ganz auf und war dann aber schnell wieder verschwunden. Beim Umgucken habe ich nichts entdecken können. Einen Kratzer oder Biss konnte ich nicht feststellen. Auch beim Aufwirbeln der Haare bemerkte ich nichts. Ich habe direkt danach nach etwaigen Bissen oder Kratzern geschaut, gesehen habe ich nichts. Nun brennt und juckt aber meine Kopfhaut seit genau diesem Vorfall an ganz unterschiedlichen Stellen und ich mache mir Sorgen. 

Fledermäuse können ja auch sehr schnell fliegen, was meine Angst bestätigt, sie einfach nicht gesehen zu haben. 

Ich habe mir die Gegend des Vorfalls danach extra auf dem WHO-bulletin zu Tollwut angeschaut - von 1990-2018 kein einziger Fall von Fledermaustollwut in dieser und der näheren Umgebung.

Ich habe nun trotzdem sehr starke Angst. Meine Hausärztin ist momentan im Sommerurlaub, sodass ich mit niemandem über diese Probleme sprechen kann. 

 

Könnten Sie mir bitte die folgenden Fragen beantworten:

 

1) Kann es sich möglicherweise um einen Schmetterling etc. der mir ins Gesicht geflogen ist gehandelt haben? Aber kann so ein kleines Tier tatsächlich meine Haare so aufwirbeln?

2) Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine tollwutkranke Fledermaus mitten am Tag in meine Haare fliegt und mir dabei unbemerkt in die Kopfhaut beisst oder kratzt?

3) Ist eine Impfung notwendig?

 

 Ich hoffe, sie können mir meine Ängste nehmen. Ich bin gerade mit meinen Nerven am Ende. 

 

Haben Sie vielen Dank und mit freundlichen Grüßen

 

L.

 

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26.07.2018, 19:26 Uhr
Antwort

Hinzufügen muss ich noch, dass der Wald hinter mir lag. Das unbekannte Etwas aber von vorn kam. 

Auch die brennende Kopfhaut war gestern kaum bis nur wenig vorhanden, während es heute wieder schlimmer ist. 

 

Ich hoffe, Sie machen sich nicht über mich lustig und können meine Fragen beantworten, sodass ich wieder beruhigt sein und mir ärztliche Hilfe bzgl. meiner anscheinend vorliegenden Angststörung holen kann.

 

 

Vielen Dank.

Experte-Leidel
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27.07.2018, 12:46 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag L 123456,

keineswegs möchte ich mich über Sie lustig machen. Und leider bin ich kein Doktor Allwissend. Daher weiß ich natürlich auch nicht, was da Ihr Haar aufgewirbelt hat. Zu Ihren Fragen:

1.) Schmetterlinge halte ich für eher unwahrscheinlich, weil diese nicht über genügend Kraft verfügen, um Ihre Haar aufzuwirbeln. Vielleicht war es ein Käfer.

2.) Diese Wahrscheinlichkeit ist sehr gering. Fledermäuse sind nachtaktive Tiere, die tagsüber in aller Regel schlafen. Und in Ihrer Gegend scheinen sie ja auch eher selten an Tollwut zu leiden.

3.) ich wüsste nicht warum eine Impfung, also eine postexpositionelle Prävention (PEP), bei dieser Sachlage erforderlich sein sollte. Eine solche PEP ist erforderlich bei einem Biss durch ein tollwütiges oder tollwutverdächtiges Tier sowie Kratzern durch ein solches Tier, zumal, wenn die Kratzer die Haut durchdsrungen und zu einer Blutung geführt haben oder wenn Speichel eines solchen Tieres unmittelbar mit einer Wunde oder Schleimhaut in Berührung gekommen ist.

Wenn etwas Derartiges nur vermutet wird kann man noch die wahrscheinlichkeit einbeziehen, mit der es sich wirklich um eine Fledermaus gehandelt hat und ob in der jeweiligen Region Fledermaustollwut vorkommt, was in Ihrem Fall ja alles nicht wirklich ztutrifft.

Das Brennen der Kopfhaut ist übrigens eindeutig kein Hinweis auf Tollwut.

Und schließlich: Sie könnten ja auch sonst irgendwie krank werden. Für diesen Fall wird Ihre Hausärztin doch hoffentlich während ihres Urlaubs eine Vertreung haben.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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27.07.2018, 13:08 Uhr
Antwort

Vielen Dank fuer Ihre Antwort. Zwei Fragen habe ich leider noch:

1) ich habe mir danach mit den fingern (an diesen hatte ich frische und blutige Verletzungen am nagelbett) ins Haar gegriffen. Besteht hier die möglichkeit einer infektion (falls es eine Fledermaus war und sie speichel während des Fluges verloren hat)?

 

2) Wuerden Sie selbst bei sich in so einer Situation etwas unternehmen?

 

Mit freundlichen Grüßen und haben Sie herzlichen Dank 

 

Experte-Leidel
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27.07.2018, 13:20 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

1) ich sehe dieses risiko nicht, aber es ist immer schwierig, etwas mit absoluter Sicherheit auszuschließen.

2) Nein, weder bei mir noch z. B. bei meiner Tochter.

Alles Gute

Dr. Jan Leidel

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27.07.2018, 14:24 Uhr
Antwort

Haben Sie nochmals vielen herzlichen Dank!

Also schätzen Sie die ganze beschriebene Situation (inklusive des Greifens in die Haare mit den offenen Fingern) als kein Risiko ein?

Ich werde sobald meine Hausärztin aus dem Urlaub zurück ist, mit einer entsprechenden Therapie beginnen. 

 

War nicht das erste Mal, dass mich so eine Alltagssituation aus Angst vor Fledermäusen so aus dem Konzept gebracht hat. 

 

MfG L

 

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27.07.2018, 14:25 Uhr
Antwort

Und einen Biss oder Kratzer gerade in die empfindliche Kopfhaut hätte ich sicherlich bemerkt, oder?

Experte-Leidel
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27.07.2018, 14:42 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Es war mit hoher wahrscheinlichkeit keine Fledermaus. Die schlafen zu der Zeit.

Ja, ich vermag kein Risiko zu erkennen.

Viel Erfolg für Ihre Therapie. Und damit wollen wir unsere Diskussion beenden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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