Einschätzung

Guten Tag Wendula,

vielleicht überschätzen Sie die Infektiosität der beiden Krankheiten. Wenn die Infektion so leicht erfolgen würde, wäre der größte Teil der Bevölkerung längst infiziert.

Die wichtigste Infektionsquelle bei HIV ist nach wie vor der ungeschützte Sexualverkehr. Aber ja, auch durch virushaltiges Blut in Form einer gemeinsamen Verwendung von Injektionsutensilien, z.B. bei Personen mit i.v. Drogengebrauch, oder durch Schnitt- oder Stich­ver­let­zun­gen an kontaminierten Instrumenten, z.B. bei medizinischem Personal, kann die Infektion übertragen werden.

Kein Infektionsrisiko stellen Körperkontakte im alltäglichen sozialen Miteinander, die gemeinsame Benutzung von Geschirr, Besteck u.ä. sowie die gemeinsame Benutzung sanitärer Einrichtungen dar. HIV wird nicht über Speichel, Trän­en­flüs­sig­keit oder Tröpfcheninfektion. Die Kontamination von intakter Haut mit virushaltiger (Körper-)Flüssigkeit führt ebensowenig zu einer Ansteckung.

Und ja, Hepatitis C wird über infiziertes Blut übertragen, wenn dieses in die Blutbahn eines Gesunden eindringt. Eine Infektion über Schleimhäute ist zumindest sehr selten. Ansteckungsgefahr besteht vor allem durch gemeinsam benutzte Spritzen beim Drogengebrauch. Bei Tätowierungen, Piercings, Akupunkturen etc. kann ebenfalls eine Infektion erfolgen. 

Die Deutsche Leberhilfe führt in einem Ratgeber auch auf, wodurch eine Ansteckung nicht zu besorgen ist:

Wie kann man sich nicht anstecken?

Hepatitis C wird nicht durch Alltagskontakte übertragen: also nicht durch Anhusten/Anniesen, nicht durch Händeschütteln oder Umarmen, nicht durch Türklinken, nicht durch Benutzung der gleichen Toilette und nichtdurch Trinken aus dem gleichen Glas oder Flasche. Besonders besorgte Menschen fragen mitunter, ob man sich in solchen Situationen durch unsichtbare Blutreste vielleicht doch anstecken könne, wenn man gleichzeitig eine Mikroverletzung, rissige Lippen, Zahnfleischbluten oder einen Mückenstich habe; solche konstruierten Szenarien scheinen in der Realität jedoch praktisch nicht einzutreten. Weltweit ist uns kein Fall bekannt, wo es unter solchen Umständen nachweislich zu einer Hepatitis-C-Infektion gekommen wäre.

Ich weiß nicht, ob das ohnehin geplant ist, aber es wäre vielleiucht hilfreich, wenn der Kindergarten bei einem Elternabend oder dergl. dieses Thema mit den Eltern diskutieren und erläutern würde.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel