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Ein paar Fragen

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

27.03.2018 | 09:23 Uhr

Guten Morgen Herr Dr.Leidel,

 

Ich schreibe Ihnen hier als Mutter, da meine Tochter seit einigen Monaten an einer Tollwutphobie leidet. Sie ist schon in Therapie, aber selbst etwas verzweifelt und so ganz zu helfen weiß ich mir momentan auch nicht.

Ich habe hier im Forum ein paar Beiträge von Ihnen gelesen. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, muss man sich eigentlich bezüglich einer Tollwut-Ansteckung bei uns keine wirklichen Sorgen machen. Ich habe mich mit dem Thema nie beschäftigt und kenne mich daher auch nicht wirklich aus. Nur machen mir die Vorstellungen meiner Tochter einfach Sorgen und ich wollte mich bei Ihnen erkundigen, ob dies wirklich realistische Ansteckungsmöglichkeiten sind.

Erst gestern war sie wieder total aufgelöst, weil sie nachmittags (es fing danach an zu regnen) einen Tropfen ins Auge bekommen hat. Sie hat so Angst, dass es sich hierbei um Speichel einer Fledermaus handeln könnte. Da ich leider kein Hintergrundwissen habe, wollte ich nun einfach mal einen Experten fragen, ob so etwas möglich ist. Wäre dies ein Grund etwas gegen Tollwut zu unternehmen, also sich nachträglich impfen zu lassen?

Oder egal wo sie ist, hat sie Angst, dass sich dort eine Fledermaus versteckt oder hinspeichelt. Ich versuche ihr zu helfen, aber das ist nicht einfach. Aber kann man generell davon ausgehen, dass nur Biss oder Ablecken eine mögliche Infektion hervorrufen könnte oder sind auch Ansteckungen über 3 Ecken möglich, z.B. durch einen Speicheltropfen aus dem Flug. Verlieren Fledermäuse überhaupt im Flug Speichel, so dass man es wirklich spüren würde? Ich dachte die sind so klein....

Das Einzige was mich auch etwas verwirrt hat, ist der Beitrag vor meinem, in dem jemand schrieb, dass die Fledermaus in der Sonne saß. Ich bin eigentlich auch immer davon ausgegangen, dass die nachts fliegen.

Ist das nicht der Fall?

Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen!

 

Vielen Dank für ihre Hilfe!

Es grüßt Sie herzlichst eine besorgte Mutter

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Bisherige Antworten
Experte-Leidel
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28.03.2018, 10:18 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Morgen Elli 1234,

leider helfen meine rationalen Informationen über wissenschaftlich gesicherte Tatsachen den Menschen kaum, die an einer Angst- oder Zwangsstörung leiden. Manchmal habe ich den Eindruck, dass es eher schadet, weil das Angstkarussell sich dann noch schneller dreht. Und derzeit habe ich die Sorge, dass meine gut geminten Auskünfte sogar dazu beitragen, die Konjunktur der TW (ich vermeide es schon, das Wort auszuschreiben) unter Angstpatienten noch anfacht.

Aber ich will Ihre Fragen beantworten: 

TW ist eine Krankheit, die - gerade auch in Deutschland - sehr, sehr selten, im äußerst unwahrscheinlichen Fall einer Erkrankung jedoch tödlich ist. Eine Erkrankung bei einem Menschen an Fledermaus-TW hat es seit mindestens 50 Jahren in Deutschland nicht gegeben. Und der letzte Mensch, der überhaupt in Deutschland an einer TW starb (2007) hatte sich in Marokko durch einen Hundebiss angesteckt. Nur zum Vergleich: In diesem Winter sind in Deutschland bis zum 10. März 526 Menschen an einer Virusgrippe gestorben.

Der berühmte Tropfen unbekannter Herkunft ins Auge ist keine realistische Ansteckungsmöglichkeit und sicher kein Grund für eine sog. postexpositionelle Impfung.

Fledermäuse meiden den Menschen. Es sind scheue Tiere. Und die Sorge, dass sie in jedem Versteck auf Menschen lauern könnten, ist so realistisch, wie die Angst vor Gespenstern.

In aller Regel erfolgt die Ansteckung durch den Biss eines erkrankten Tieres. Durch kleine Nagetiere wie Mäuse, Ratten, Eichhörnchen oder Kaninchen wird TW nicht übertragen. Der direkte Kontakt des Speichels eines TW-kranken Tieres mit einer Wunde oder das Belecken der Schleimhaut kann eine Infektion bewirken, das geschieht allerdings selten. Kontakt mit Blut, Kot oder Urin eines krankheitsverdächtigen Tieres stellt keine Übertragungsgefahr dar.

Aber, wie gesagt, das wird Ihrer Tochter leider nicht wirklich helfen. Das kann nur eine entsprechende Therapie. 

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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