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Durch Biss eines Tieres anstecken das Tollwutimpfung durchmacht?

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

03.10.2020 | 16:24 Uhr

Guten Tag Herr Dr. Leidel,

ich stelle diese Frage da ich mir etwas Sorgen mache die hoffentlich unbegründet sind. Meine Katze ist vor einigen Tagen Grundgeimpft worden, darunter auch gegen Tollwut (mit Nobivac-T Impfstoff). Zwei Tage danach hatte ich mit ihr wie immer getobt und nicht drauf geachtet dass si ja dazu neigt im Eifer des Gefechts auch mal stärker zuzubeissen. Natürlich hatte sie mir in die Wade gebissen, einen 2cm langen Riss der auch erstmal gut blutete. Sie hat das einen Tag später auch nochmal an meinem Arm wiederholt mit ungefähr dem gleichen Ergebniss. Ich habe die Wunden jeweils gut ausgewaschen und mit Alkohol desinfiziert, und mir zuerst nicht viel dabei gedacht. Habe dann aber doch mal nachgeforscht ob das gefährlich sein kann und bin mir jetzt nicht mehr so sicher. Als erstes bin ich drüber gestolpert dass der Impfstoff, im Gegeteil zum Menschenimpfstoff, ein abgeschwächter Lebendimpfstoff ist und dass bei einer versehentlichen "Selbstimpfung" damit der sofortige Gang zum Arzt empfohlen wird. Zweitens habe ich gelesen dass ausgelegte Wildtierimpfköder gegen Tollwut auch in seltenen Fällen die Krankheit an den Menschen übertragen können.

Es ist jetzt Wochenende und ich kann meinen Hausarzt deswegen nicht anrufen und wüsste auch nicht wo ich sonst Informationen zeitnah herbekommen könnte, daher versuche ich es auf diesem Wege und hoffe dass Sie mir da weiterhelfen können.

1. Kann der abgschwächte Erreger in der Katze überhaupt per Speichel übertragen werden?

2. Wenn ja, wie gefährlich ist so ein abgeschwächter Tollwuterreger für den Menschen, kann er die Krankheit überhaupt auslösen?

3. Falls beides möglich ist, was raten Sie mir zu tun?

 

Im Vorraus schonmal vielen Dank für Ihre Zeit, und hoffentlich auch für Ihren Rat

Mit freundlichen Grüssen, Jay Dee

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Bisherige Antworten
Experte-Leidel
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03.10.2020, 18:02 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Jay Dee,

da kann ich Sie glücklicherweise beruhigen. Nobivac T® enthält inaktivierte, also nicht mehr infektiöse Tollwutviren des Stammes Pasteur RIV. Eine Infektion durch diesen Impfstoff ist nicht möglich.

Dass in in der Gebrauchsinformation der Hinweis steht, man solle bei versehentlicher Selbstinjektion ein Arzt aufgesucht und über das Präparat informiert werden solle, ist eine Vorsichtsmaßnahme. Die schon aus rechtlichen Gründen angeführt wird, wenn ein Mensch sich ein Tierarzneimittel selbst injiziert (keine Ahnung, wer so was macht).

Also: Bei Injektion des Impfstoffs hätte ein Kontakt zu einem Arzt bzw. einer Ärztin erfolgen sollen. Tollwut hätten Sie dadurch aber nicht bekommen. Und der Biss der geimpften Katze hat erst recht keine Infektion verursachen können.

Die Hühnerköpfe, mit denen vor allem die Füchse geimpft wurden, wodurch die Tollwut bei landlebenden Tieren in Deutschland und Mitteleuropa "ausgerottet" wurde, waren tatsächlich mit vermehrungsfähigen, jedoch abgeschwächten Tollwutviren präpariert. Da galt tatsächlich, dass man bei einem Kontakt der Impfflüssigkeit mit Hautwunden oder Schleimhäuten bei nicht intaktem Köder sicherheitshalber eine postexpositionelle Impfung bekommen sollte.

Machen Sie sich keine Sorgen und spielen Sie weiterhin mit Ihrem Kätzchen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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03.10.2020, 19:15 Uhr
Kommentar

Sehr geehrter Herr Dr. Leidel,

ich danke Ihnen vielmals für die unglaublich schnelle und detailierte Auskunft, und das an einem Feiertag;), sie haben mir das Wochenende gerettet, ich hätte die nächsten Tage nur unnötig weiter darüber gegrübelt und Sorgen gemacht. Nochmal Danke dafür:)

Ich wünsche Ihnen noch weiterhin einen schönen Feiertag und Wochenende,

Mit beruhigten freundlichen Grüssen, Jay Dee

 

Experte-Leidel
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03.10.2020, 21:28 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Danke für das freundliche Feedback.

Auch Ihnen alles Gute und bleiben Sie gesund.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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