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Cmv

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

12.03.2018 | 10:54 Uhr

Guten Morgen Herr Dr.Leidel,

 

Ich hoffe Sie können meine Fragen beantworten, da ich im Internet nur Widersprüchliches lese. Wir haben eine kleine Tochter zuhause und ich bin ganz frisch wieder schwanger. Eine Freundin hatte mich schon vor Längerem auf Cytomegalie aufmerksam gemacht. 

Unsere Tochter hat natürlich Kontakt zu anderen Kindern. Ich weiß aus der ersten Schwangerschaft, dass ich negativ bin. Wenn ich im Internet lese, was man zur Prävention mahen soll, frage ich mich wie das im Alltag funktionieren soll?

Natürlich wasche ich mir ausgiebig  nach dem Wickeln die Hände und wir benützen auch kein Besteck oder Ähnliches zusammen. Aber wenn ich mein Kind auf den Arm nehme, wie soll ich es verhindern, dass sie nicht plötzlich ihr Hände in meinem Mund hat bzw. vorher musste sie ganz plötzlich auf meinem Arm niesen.

Was meinen Sie dazu? Reicht es die Hygienemaßnahmen nach dem Wickeln und beim Essen einzuhalten, denn sonst kann ich mein Kind ja eigentlich nicht mehr berühren....

 

Und dann noch was anderes. Mein Mann hat totale Panik vor Tollwut.

Wir sind umgezogen und hatten Umzugskartons ersteigert und darin natürlich auch Kleidung transportiert. Die habe ich im Anschluss nicht nochmal gewaschen,sondern in den Schrank eingeräumt.

Er spinnt sich nun zusammen, dass die Umzugskartons aus dem Ausland für einen Umzug nach Deutschland benutzt wurden und da vielleicht irgendwie mit Tollwut-Viren kontaminiert sein könnten.

Er meint ich soll alles nochmal waschen, ich halte das für total übertrieben.

Kann so eine Übertragung stattfinden? Was meinen Sie, können wir die Kleidung weiter ohne Sorgen anziehen?

 

Recht herzlichen Dank!

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Experte-Leidel
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12.03.2018, 15:14 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Brumbaer,

möglicherweise haben Sie sich seit Ihrer letzten Schwangerschaft unbemerkt mit CMV infiziert. Es könnte also sinnvoll sein, die Untersuchung nochmals zu wiederholen.

Wenn Sie immernoch negativ sind, gibt es keine andere Möglichkeit, als Kontakte vor allem mit Urin und Speichel von insbesondere Kindern zu vermeiden, so gut das geht. Dass muss aber nicht in panische Vermeidung von jedem Hautkontakt oder vor dem Niesen Ihrer Tochter führen. Besorgen Sie sich Einmalhandschuhe und tragen Sie diese beim Wickeln, bei Hilfe beim Toilettengang und vergleichbaren Tätigkeiten. Außerdem ist das Waschen der Hände für etwa 30 Sekunden mit warmem wasser und Seife sinnvoll. Das Gleiche gilt für den Umgang mit Gegenständen, die mit Speichel benetzt sind, beim Putzen der Nase der Kleinen oder beim Wegwischen von Tränchen.

Ständige große Sorge und nicht richtig zu verstehendes merkwürdiges Verhalten der Mutter kann auch beunruhigend und dadurch schädlich für das kleine Mädchen sein.

Die Sorge Ihres Mannes vor Tollwut ist nur durch Angst und nicht durch rationale Überlegungen begründet. Selbstverständlich können Sie die Kleider unbesorgt weiter anziehen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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14.03.2018, 15:17 Uhr
Antwort

Guten Tag Herr Dr.Leidel,

Vielen Dank für ihre Rückmeldung.

Können Sie mir sagen wie lang CM-Viren außerhalb des Körpers infektiös bleiben?

Unsere Tochter ist 13 Monate und gefühlt ist unser ganzes Haus voll mit ihrem Sabber.
Natürlich versuche ich entsprechende Hygienemaßnahmen einzuhalten (Handschuhe beim Wickeln, kein gemeinsames Besteck, nach Nase und Tränen putzen Hände waschen). 
Denken Sie das reicht?
Oftmals kann ich gar nicht so schnell gucken wie die Finger in meinem Mund sind.
Ist CMV auch über Dritte übertragbar. Also meine Mama hatte mit mir Fingerfood gegessen und davor meine Tochter betreut und sich sicher nicht immer die Hände gewaschen....

 

Vielen Dank für ihre Antwort!

 

Experte-Leidel
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14.03.2018, 18:11 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Brumbaer,

es ist ja gar nicht sicher, sondern eher wenig wahrscheinlich, dass Ihre Tochter sich bereits mit CMV infiziert hat. In Deutschland ist etwa die Hälfte der Schwangeren nicht immun. Und von diesen erkranken während der Schwangerschaft ca. 0,5%. Es ist daher zwar richtig, eine Infektion durch Hygiene zu verhindern, aber es ist auch nicht das Riesenrisiko. Aber klar, man möchte natürlich alles tun, um das eigene Kind zu schützen.

Das Zytomegalöievirus (CMV) gehört zu der Familie der Herpesviren, die eine empfindliche Hülle haben und deshalb in der Umwelt nicht lange überleben können. Genaue Zeiten kann ich nicht nennen, aber wir sprechen hier eher nicht von Stunden. Je trockener und je wärmer es in der Umwelt ist, umso rascher verlieren die Viren ihre Infektiosität.

Über Dritte kann die Infektion kaum erfolgen. Außerdem halte ich es gar nicht für sehr wahrscheinlich, dass Ihre Mutter infiziert ist und die Viren auch tatsächlich ausscheidet. Dann hätten Sie sich wahrscheinlich selbst längst angesteckt und wären jetzt geschützt.

Ihre Maßnahmen sind richtig und auch effektiv. Mehr können Sie nicht tun. Und geben Sie bitte Ihrer Tochter nicht das Gefühl, als hätte sie die Pest (:–)).

Alles Gute für Sie und das werdende Kind und für die ganze Familie.

Dr. Jan Leidel

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15.03.2018, 01:12 Uhr
Antwort

Guten Abend Herr Dr.Leidel,

vielen lieben Dank für Ihre Antwort! Ich habe schon ein ganz schlechtes Gewissen meiner Tochter gegenüber, dass ich dauernd am Hände waschen bin und aufpassen muss. Ich hoffe einfach, dass alles gut geht.

Ich wollte Sie noch was anderes fragen.

Unsere Tochter wurde mit knapp 10 Monaten und mit ca.12,5 Monaten gegen MMR geimpft. Varizellen hatten wir mit 11 Monaten extra impfen lassen und das zweite mal bei MMR zusammen. 
War das so in Ordnung? 
Was ist denn der eigentliche Grund, dass nicht generell schon mit 9 Monaten geimpft wird, sondern erst ab 11? Spätfolgen oder nur mütterliche AK? Ich selber bin 2mal geimpft,  kann mir also kaum vorstellen, dass bei meiner Tochter noch mütterlichen AK nach 10 Monaten vorhanden gewesen sind.
Ich habe Angst, dass ich meinem Kind nun damit geschadet habe, obwohl ich nur den frühsten besten Schutz wollte.
Denken Sie das war alles in Ordnung? 
Gibt es Spätfolgen, wenn man einen Monat früher impft? 
Ich habe totale Angst vor SSPE und man liest im Internet, dass es auch Fälle gab, die geimpft wurden und das auftrat....
Reaktionen hat sie im Übrigen nie gezeigt.

 

Vielen Dank für Ihre Einschätzung! 

Experte-Leidel
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16.03.2018, 14:41 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Brumbaer,

Sie haben alles richtig gemacht. Tatsächlich wird bei uns die MMR-Impfung normalerweise im Alter von 11 bis 14 Monaten empfohlen. Der Grund ist tatsächlich ein etwa noch bestehender "Nestschutz" durch mütterliche Antikörper, vor allem, wenn die Mutter diese Antikörper nicht durch eine Impfung, sondern durch eine natürliche Infektion erworben hat. Dann sind nämlich die Antikörperspiegel höher und verschwinden später.

Aber auch die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt z. B. beim geplanten Eintritt eines Kindes in eine Gemeinschaftseinrichtung (z. B. Tagespflege oder Kita) die Impfung ab 9 Monaten. Dann sollte aber die zweite Impfung schon zu Beginn des zweiten Lebensjahres erfolgen wie bei Ihrer Tochter und nicht erst mit 15 bis 23 Monaten.

Also: Alles richtig und gut geacht bei Ihrer Tochter.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel 

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19.03.2018, 21:35 Uhr
Antwort

Guten Abend Herr Dr.Leidel,

 

Mir ist da doch noch eine Frage eingefallen. Ich habe heute durch Zufall gelesen, dass der erste Polio-Impfstoff ein Lebendimpfstoff war, dessen Viren zurück mutieren konnten.

Dies kann bei den heutigen Masern-Impfstoffen aber nicht passieren oder?

 

Vielen Dank und herzliche Grüße!

Experte-Leidel
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20.03.2018, 15:16 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Brumbaer,

der erste Impfstoff gegen Polio war ein Totimpfstoff, der von Jonas Salk entwickelt worden war. Wegen verschiedener Vorteile setzte sich dann aber der von Albert Sabin entwickelte Schluckimpfstoff mit abgeschwächten, aber noch vermehrungsfähigen Viren durch.

Dieser hatte - wie gesagt - viele Vorteile, aber auch einen wichtigen Nachteil: Sehr selten konnte er eine mit Lähmungen einhergehende "Impfpolio" verursachen (ca. 1 mal pro 3 Mio Impfungen). Als es anfänglich darum ging, jährlich etwa 6.000 Fälle von Kinderlähmung zu verhindern, hat man diesen Nachteil in Kauf genommen. Als aber die Polio bei uns durch die Impfung selten geworden war, hat die Ständige Impfkommission diesen Impfstoff nicht länger empfohlen. Statt dessen wurde der weiterentwickelte Salk-Impfstoff wieder per Spritze verabreicht.

Nein, so etwas kann beim Masern-Impfstoff nicht auftreten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

 

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