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Ansteckung?

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

10.04.2018 | 12:09 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Leidel,

mein Sohn erzählte mir gestern als ich ihn vom Kindergarten abgeholt habe, dass er eine tote Maus oder Ratte mit mit dem Finger berührt hatte. Die Kinder spielten draussen. Direkt danach noch im Freien haben die Kinder ein Eis gegessen und er hat sich die Finger abgeleckt. So erzählte er es mir als ich ihn drauf angesprochen habe ob er sich denn die Hände gewaschen hat. Und höchstwahrscheinlich rieb er sich auch die Augen, da er dies öfters macht. 

Ich rief den Kinderarzt an und dieser sagte dass hier eigentlich nichts passieren dürfte. (Bakterien, Viren, u.s.w.)

Nun habe ich gestern Abend den Fehler gemacht und habe gegoogelt und bin auf das thema Tollwut gekommen. Jetzt habe ich mich mit diesem Thema verrückt gemacht und sorge mich nun arg ob sich Mein Sohn mit Tollwut angesteckt haben könnte? Was sagen Sie als Experte dazu?

ich habe ja schon gelesen dass Deutschland tollwutfrei sei, außer bei Fledermäusen und importierten Tieren. 

Wenn nun auf der Maus/Ratte Speichel von einer tollwütigen fledermaus dran war oder von einem importierten tier und Mein Sohn da rein greift und sich dann die Finger in den Mund / Auge steckt, kann er sich dann mit Tollwut infiziere?

Hoffe auf eine Antwort von Ihnen da ich sehr beunruhigt bin. Hätte ich lieber das googeln sein lassen. 

Danke, freundliche grüsse

Dimitra

 

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Experte-Leidel
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14.04.2018, 20:33 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Abend Didi11,

es geht hier um zwei unterschiedliche Probleme: Zum einen müssen Viren oder andere Krankheitserreger in ausreichender Anzahl in den Körper gelangen. Dabei müssen sie erstens wichtige Abwehrmechanismen des Körpers und zweitens für sie mehr oder weniger hinderliche Umweltfaktoren überwinden.

So ist die intakte Haut mit ihrem Säureschutzmantel eine ganz wesentliche Barriere. Entzündungszellen, die wie eine Körperpolizei gegen die Erreger vorgehen sind ebenfalls Teil einer wichtigen körpereigenen Abwehr. Je trockener und wärmer die Umgebung ist, je stärker Einflussmöglichkeiten durch UV-Strahlung und drgl. sind, um so eher wird eine Infektion verhindert.

Je indirekter ein Kontakt erfolgt, um so geringer ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion. Deswegen erfolgen deutlich über 95% aller Tollwutinfektionen durch Bissverletzungen. Aber auch das unmittelbare Belecken einer offenen Wunde oder einer für die Infektion empfänglichen Schleimhaut durch ein tollwutkrankes Tier, das selbst kurz vor dem eigenen Tod steht,kann in selteneren Fällen zu einer Infektion führen

Ein möglicher Kontakt des Speichels eines im eigentlich tollwutfreien Land vielleicht doch tollwutkranken Tieres mit z. B. einer nun toten Maus und die spätere Berührung des Kadavers mit einem Finger ohne Wunden und die vielleicht dann erfolgende Berührung der Augen führt "mit an Sicherheit grenzender" Wahrscheinlichkeit" nicht zu einer Infektion. Es ist kein "relevanter Kontakt", der entsprechende Maßnahmen, die ja auch ein gewisses Risiko beinhalten können, erforderlich macht oder rechtfertigt.

Das zweite Problem liegt darin, dass fast nichts mit absoluter Sicherheit ausgeschlossen werden kann, wenn man vom Nachwachsen eines abgetrennten Kopfes einmal absieht.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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14.04.2018, 21:41 Uhr
Antwort

Guten Abend lieber Dr. Leidel,

ok das macht Sinn und das verstehe ich. Komisch ist für mich nur, dass man auf der einen Seite sagt das diese Viren bis zu Monate überleben und Widerstandsfähig sind, auf der anderen Seite sagt man aber die Viren seien hochempfindlich. alles etwas verwirrend. 

Danke nochmal für die Aufklärung. Nur für mein Verständnis. Mein Sohn hat sich nicht nur ins Auge gefasst sondern auch den Finger abgeleckt, dadurch dass er ein Eis gegessen hatte. Dies ist also auch kein Risiko im Mund? Richtig? Selbst wenn sich Viren am Finger befunden hätten, konnte hier keine Infektion stattfinden?

Und wieso schrieben Sie dies wenn Sie doch hier absolut kein Risiko sehen. Das verstehe ich nicht und irgendwie verunsichert mich das:

oder ob Sie aus ihrem Sicherheitsbedürfnis heraus doch eine postexpositionelle Impfung Ihres Sohnes durchführen lassen wollen.

 

So eine impfung führt man doch nur durch wenn ein tatsächliches Risiko bestand, wie z.b. Fledermausbiss oder im Ausland vom Strassentier gebissen! So ist es doch aus medizinischer Sicht oder? Deswegen kann ich nicht nachvollziehen warum Sie hier die Impfung erwähnt haben?! Man impft ja nicht einfach nur so.

Naja, ich denke ich habe mich durchs Internet hier sehr verunsichern lassen und das googeln war ein großer Fehler. Ich werde die Sache jetzt abhaken. 

ich verabschiede mich und wünsche Ihnen alles Gute!

 

Experte-Leidel
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14.04.2018, 22:50 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Abend Didi11,

jetzt verstehe ich Sie nicht mehr.

Ich sitze hier mit meinem Fachwissen am Schreibtisch und versuche, Sie zu beraten. Ich habe unmissverständlich immer wieder gesagt, dass ich kein Risiko sehe und eine postexpositionelle Impfung für unnötig halte. Immer wieder habe ich Ihre Zweifel gespürt und Ihren Wunsch nach absoluter Sicherheit. Und irgendwann habe ich versucht, Ihnen deutlich zu machen, dass mein Ratschlag ja kein befehl ist. Sie sind ein mündiger mensch. Und wenn Sie mir nicht vertrauen, ist es ja Ihr gutes Recht, trotz meiner Aussagen, entsprechende Impfungen einzuleiten.

Ich denke, wir sollten diese unergiebige Diskussion damit tatsächlich beenden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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15.04.2018, 07:23 Uhr
Antwort

Guten Morgen Dr. Leidel,

es ist alles gut und ich bedanke mich für Ihre Zeit und Mühe mir dies alles zu erklären.

Es hatte mich nur ein wenig gewundert, dass Sie diese Impfung überhaupt erwähnt haben obwohl sie absolut kein Risiko sehen, da ich nicht mal wegen der Impfung fragte und auch gar nicht wusste dass es diese PEP gibt. 

Ich habe nun verstanden, dass indirekt eine Infektion mit Tollwut zu 99% nicht passieren kann und so gut wie ausgeschlossen ist, richtig? Und auf diesem indirekten Weg konnte sich mein Sohn nicht infizieren, richtig? Habe ich das alles richtig verstanden?

Aber wie gesagt das Thema ist jetzt erledigt, da Sie mich bestens aufgeklärt haben. (unser Kinderarzt und unser Hausarzt hatten ja auch Entwarnung gegeben.)

Sie sind eine sehr nette Person und sehr hilfsbereit. Ich danke noch einmal für Ihre Zeit. Schön dass es Menschen wie Sie gibt. Ich denke hier muss auch mal ein Lob an Sie und Ihre Arbeit ausgesprochen werden.  

Alles Gute für Sie, auf Wiedersehen 

Experte-Leidel
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15.04.2018, 11:18 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Einen schönen Sonntag Didi11,

danke für den freundlichen abschluss. Schauen Sie sich aber bitte nochmal Ihre erste Frage und meine antwort darauf an.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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15.04.2018, 13:25 Uhr
Antwort

Einen schönen Sonntag Dr. Leidel,

Habe mir gerade angeschaut was Sie sagten. Was meinen Sie in der 1.Frage und 1. Antwort?

Ich hab mal gerade gelesen was Sie der Dame in Indien geschrieben haben:

Jetzt muss ich Ihnen wirklich interessehalber 2 allerletzte fragen stellen, damit ich in Zukunft Situationen besser einschätzen kann wenn man mal verreist oder ähnlich. Und einen Experten wie Sie finde ich nie wieder. :-)

1.) Berühren oder Füttern von Tieren oder das Belecken der intakten Haut. Es sind keine Maßnahmen erforderlich.

Haben die Experten da auch in dieser “keine Risikosituation“ bedacht, dass man evtl. sich die Hände nicht waschen kann nach dem belecken der intakten Haut und sich dann die Finger die von einem tollwütigen Tier abgeleckt wurden in Mund oder Auge unbewusst steckt? Sehen die Experten da auch keine Maßnahmen erforderlich?

2.) warum wird bei einem Kratzer geimpft? Ist das denn auch nicht indirekt? Und woher kommt vom kratzen das Virus an die Pfote? Was ist hier der Unterschied zum indirekten Kontakt?

so aber nun will ich wirklich nicht mehr Ihre Zeit in Anspruch nehmen und verabschiede mich nun endgültig und wünsche einen erholsamen Sonntag. Machen Sie es gut lieber Dr. Leide. 

DANKE NOCH EINMAL, Dimitra

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18.04.2018, 09:18 Uhr
Kommentar

Lieber Dr. Leidel, 

würden Sie mir hier abschließend nochmal antworten?

ich danke und wünsche Ihnen alles Gute. Danke noch einmal für die Zeit die Sie sich genommen haben. Dimitra 

Experte-Leidel
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18.04.2018, 11:14 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Didi 11,

ich dachte, es sei alles gesagt. Aber ich will auch auf Ihre letzten Fragen eingehen:

Mit Ihrer 1. Frage meinte ich die vom 10.04.:

"Nun habe ich gestern Abend den Fehler gemacht und habe gegoogelt und bin auf das thema Tollwut gekommen. Jetzt habe ich mich mit diesem Thema verrückt gemacht und sorge mich nun arg ob sich Mein Sohn mit Tollwut angesteckt haben könnte? Was sagen Sie als Experte dazu?"

Ich dachte tatsächlich, es gehe Ihnen um die Frage nach einer möglichen Tollwutinfektion Ihres Sohnes und darum, dass Sie wissen wollten, ob hier Handlungsbedarf bestünde. Deswegen habe ich Ihre Frage vom 15.04. nicht verstanden:

"Es hatte mich nur ein wenig gewundert, dass Sie diese Impfung überhaupt erwähnt haben obwohl sie absolut kein Risiko sehen, da ich nicht mal wegen der Impfung fragte und auch gar nicht wusste dass es diese PEP gibt."

Nun zu Ihren neuerlichen Fragen:

1.) Die international gültigen Standards zu den Maßnahmen bei einer möglich erscheinenden Tollwutinfektion sind nicht von mir gemacht. Aber sie leuchten mir ein. Wenn die Zunge eines tollwütigen Tieres über die Augenschleimhaut oder eine Wunde leckt, können sehr viel mehr Viren übertragen werden. Das können so viele sein, dass die körpereigene Abwehr überwunden wird. Dennoch sind Übertragungen auf diesem Wege sehr selten.

Wenn ein Finger mit dem Speichel eines kranken Tieres in Berührung kommt, ist die Zahl der Viren an der Haut sehr viel geringer und wird durch den Säureschutzmantel der Haut und andere Einflüsse weiter verringert. Wenn dieser Finger dann das Auge berührt, ist eine Infektion nach aller Erfahrung nicht zu besorgen.

2.) Die Virusmenge an der Pfote eines tollwütige Tieres kann sehr viel höher sein, als dies bei einer eher flüchtigen Berührung des Tierfells mit einem Finger der Fall ist. Außerdem bedeutet Kratzer schon ein Eindringen in die intakte Haut, auch wenn es nicht zu einer Blutung kommt.

Und hiermit möchte ich mich dann aber wirklich verabschieden und wünsche ihnen alles Gute.

Dr. Jan Leidel

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18.04.2018, 12:26 Uhr
Antwort

Lieber Dr. Leidel,

selbstverständlich habe ich mir große Sorgen gemacht, dass mein Sohn sich so hätte anstecken können. Mir blieb schon vor lauter Angst die Luft weg. Nur haben Sie mir die größte Angst genommen, indem Sie sofort in der 1. Antwort sagten dass so keine infektion stattfinden kann. Somit war ja in Ihren Augen auch kein Handlungsbedarf nötig und das Thema PEP dann wohl erledigt, sonst hätten Sie ja was gesagt. Dies sagte mir ja auch schon unser Hausarzt dass nichts passieren kann, erwähnte aber auch nichts von einer Pep. Nur bis sie das Thema Pep nicht erwähnt hatten, wusste ich davon nichts.

Mich hatte nur gewundert, dass Sie auf einmal diese PEP überhaupt erwähnt haben zu meiner „Beruhigung“.  Naja, ist ja auch jetzt nicht mehr relevant, da Gott sei Dank kein Risiko bestanden hat.

Zwar blieb noch ein kleines bisschen Angst in mir bis ich alles verstanden habe, aber haben Sie mir diese komplett genommen.

Ich Danke noch einmal von ganzem Herzen. Sie sind wirklich ein toller Mensch, denn Sie helfen anderen mit Ihrem Wissen und Kenntnissen. Sie sind außerordentlich nett und haben viel Verständnis. Solche Menschen wie Sie sollte es mehr geben. Bleiben Sie so wie Sie sind! danke und leben Sie wohl, Dimitra 

Diskussionsverlauf
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