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Angst vor Geschlechtskrankheiten

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

03.02.2023 | 13:07 Uhr

Guten Tag Hr. Dr. Leidel,

mein Mann hatte vor einer Woche ungeschützten Sex auch OV mit einer anderen Frau. Die Hintergründe sind jetzt zweitrangig. Leider kann ich diesen Ausbruch nachvollziehen da wir beide nicht mehr aktiv an unseren Beziehungsproblemen gearbeitet haben obwohl wir uns aber nicht verstehen, wie er so verantwortungslos war sich nicht zu schützen. Zum Glück kam es raus bevor wir wieder intim miteinander wurden. Wir wollen es aufarbeiten und versuchen einen besseren gemeinsamen Weg zu gehen.

Da es noch sehr frisch ist kann er sich erst in zwei Wochen erstmalig auf mögliche STi testen lassen. Ich habe jetzt jedoch große Angst mich mit HPV, Shyhillis oder Clamydien anzustecken. Kondome schützen aber auf lange Sicht möchte ich selbst auch nicht auf gewisse Sexpraktiken wie Oralverkehr verzichten. Der Sex wäre für mich wenn wir diese Krise überstehen nicht mehr so erfüllend. 
Ich habe versucht mich zu informieren und im nachfolgenden Auszug gelesen:

  • Enger Kontakt zwischen den Schleimhäuten und der Haut, zum Beispiel beim Küssen oder beim Petting. So werden zum Beispiel Candida-Pilze, Chlamydien oder Siphilys übertragen. Auch HPV und Herpes können durch Haut-Haut- oder Schleimhaut-Haut-Kontakt übertragen werden.

Dummerweise hat es das genaue Gegenteil bewirkt. Am meisten ängstigt mich eine HPV Infektion, da diese Wochen, Monate oder Jahre brauchen kann um sich zu entwickeln, sich Zellen verändern,...bei Männern symptomlos verlaufen kann und sie darauf nicht getestet werden. Muss ich jetzt ständig Angst haben mich bei Intimitäten anzustecken?

Das klingt albern aber wie hoch ist die Gefahr sich beim Küssen oder intimen Berührungen mit oben genannten STI anzustecken. Ohne nach einer gewissen Zeit wieder Nähe, Zuwendung und intim zu werden ist ein Neuanfang ja schier unmöglich. 
Ich möchte nicht ständig mit dieser Angst leben. Natürlich stehen jetzt erst einmal Gespräche im Vordergrund und ich möchte es nicht bagatellisieren aber die sexuelle Komponente gehört nunmal auch dazu.

Mit besten Grüßen, B.

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03.02.2023, 13:10 Uhr
Antwort

....Korrektur aus dem ersten Abschnitt 

obwohl wir uns noch lieben und gemeinsame Zukuntfswünsche haben, kann ich sein verantwortungsloses Verhalten in Sachen Verhütung nicht verstehen.

 

Nachtrag: Ich weiß natürlich nicht ob die andere Frau überhaupt eine Infektion hat. Verunsichernd ist, dass manche STI einfach symptomatisch verlaufen können.

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03.02.2023, 13:20 Uhr
Kommentar

Mein Gott... ich meinte symptomfrei. Verflixte Autokorrektur.

Entschuldigen sie bitte.

Experte-Leidel
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03.02.2023, 15:44 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag B.

ich verstehe Sie sehr gut und würde Ihnen und Ihrem Mann gerne helfen.

Es wäre ja im Grunde völlig hirnrissig eine eigentlich gute Ehe (wenn ich Sie richtig verstehe) wegen eines in sehr vielen Ehen vorkommenden "Seitensprungs" nachhaltig zu beschädigen oder gar zu zerstören. Ihr Mann ist ja offenbar selbst über sich erschrocken und bereit, alles zu tun, um mit Ihnen Ihre Ehe weiterzuführen.

Vielleicht versuchen Sie einmal, sich an einen Paartherapeuten bzw. eine Paartherapeutin (finden Sie im Internet) zu wenden.

Vielleicht gelingt es Ihnen aber auch, diese Krise aus eigener Kraft und aus der gegenseitigen Liebe zu überwinden. Ich würde mich freuen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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03.02.2023, 16:36 Uhr
Kommentar

Vielen Dank für ihre Antwort. Eine Paartherapie und evtl.Einzelgespräche meines Mannes um selbst erkannte Verhaltensmuster auf Beziehungsebene zu durchbrechen, sind angedacht, terminlich nicht kurzfristig durchführbar lt. Therapeuten. Allerdings hilft mir das im Augenblick bei meiner Sorge nicht weiter. Ich fühle mich wie gelähmt obwohl ich innerlich eigentlich gern anders agieren möchte.

Vielleicht können sie doch auf meine Fragen aus dem ersten Beitrag eingehen, im gesundheitlichen Aspekt. Sie können mir nichts garantieren und ein gewisses Risiko besteht immer im Leben aber ich denke oder hoffe, einen Schritt nach vorn gehen zu können wenn mir bewusst ist, wie ich das Risiko bis zu den Testergebnissen minimieren kann. Und vielleicht noch: Ist es möglich eine HPV Infektion auch bei einem Mann zu erkennen. Reicht hierzu eine Zeit von 3 Wochen schon aus? 

Vielen Dank.

Experte-Leidel
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03.02.2023, 17:14 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag B.,

derzeit ist kein HPV-Test für Männer zugelassen. Gründe dafür sind, dass genitale HPV-Infektionen bei Männern wesentlich seltener sind, dass man keinen geeigneten Ort für die Probenentnahme gefunden hat und dass es derzeit keine Behandlung für HPV-Infektionen gibt.

Eine HPV-Infektion in einer Partnerschaft kann nicht als Anzeichen von Untreue gewertet werden, denn auch in einer festen Beziehung können beide Partner HPV haben. Oft bleibt eine HPV-Infektion lange unbemerkt, da sie von allein abheilen kann und häufig keine gesundheitlichen Konsequenzen für den Betroffenen hat.

Es wäre vielleicht wichtig, eine Entscheidung auch an der emotionalen Tragfähigkeit der Partnerschaft zu entscheiden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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03.02.2023, 17:35 Uhr
Kommentar

Vielen Dank. Natürlich spielt die emotionale Komponente im Moment eine sehr große Rolle. Das müssen wir mit Hilfe von außen und Gesprächen aufarbeiten. Es ist gerade erst passiert und der Schock über die Unvorsichtigkeit sehr hoch. Es war das erste Mal und es gab vorher keinen Anlass auch aufgrund regelmäßiger Gesundheitschecks sich GedAnken zu machen. Bisher war immer alles in Ordnung.

Würden sie den Gedanken bestätigen, dass es keinen Grund zur Sorge gibt, wenn die Erhebnisse der STI Untersuchung negativ ausfallen? Ist es sinnvoll einen bestimmten Test einige Wochen später zu wiederholen, weil die Inkubationszeit länger ist? (unabhängig von HIV, hier gehe ich tatsächlich davon aus, dass die Dame und dem Zusammenhang anders gehandelt hätte)

Und eine letzte peinliche Frage: Kann ich davon ausgehen, dass zumindestens beim Küssen keine große Gefahr einer Ansteckung besteht? (HPV, Clamydien, Syphillis)

Ich danke ihnen für ihre Mühe so kurz vor dem Wochenende und das sollen dann auch die letzten Fragen gewesen sein.

 

Vielen Dank.

Experte-Leidel
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03.02.2023, 19:24 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Abend B.,

natürlich kann ich Ihre Sorgen verstehen. Ich denke aber, dass das Risiko beim Küssen aus infektiologischer Sicht nicht ganz so  groß ist. Übertragen werden dabei hauptsächlich Erkältungskrankheiten.

Am besten versuchen Sie, die Ergebnisse der Tests in Ruhe abzuwarten. Und - wie gesagt - es wäre schlimm, wenn dadurch Ihre Beziehung leiden würde.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

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