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Tollwutimpfung

Kategorie: Allgemeinmedizin » Expertenrat Impfungen | Expertenfrage

26.04.2023 | 22:02 Uhr

Hallo,

ich wurde gestern, hier in Deutschland von einem größeren Welpen leicht gekratzt, er sprang an mir hoch, ich kannte ihn nicht. Er hat nicht beissen, aber seine Pfote kratzte mich leicht an der Hand.  Muss ich mich jetzt impfen lassen? Deutschland ist ja tollwutfrei, aber ich kannte den Welpen nicht und weiß auch nicht woher er stammt.

Steigere mich gerade auch etwas in das Thema rein.

Wäre dankbar für eine Antwort.

Gruß

Steffi

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Experte-Leidel
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27.04.2023, 13:02 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Steffi,

es ist ungewöhnlich, dass in Deutschland ein unbegleiteter Welpe für Probleme sorgt

Hier habe ich die Indikationen für eine postexpositionelle Tollwut-Immunprophylaxe (Tollwut-PEP) aufgelistet:

Grad der 
Expo­sition
Art der Exposition durch ein tollwut-verdächtiges oder tollwütiges Wild- oder Haustier oder eine Fledermaus Postexpositionelle Immunprophylaxe (Fachinformationen beachten)
    Nicht oder nur unvollständig vorgeimpfte Personen1 Vollständig grund­immunisierte Personen2
I

Berühren/Füttern von Tieren, Belecken der intakten Haut

Keine Impfung Keine Impfung
II

Nicht blutende, oberflächliche Kratzer oder Hautabschürfungen, Lecken oder Knabbern an der nicht intakten Haut

Tollwut-Impfserie3 Immunisierung mit zwei Impfstoffdosen im Abstand von drei Tagen
III

Bissverletzungen oder Kratzwunden, Kontakt von Schleimhäuten oder Wunden mit Speichel (z.B. durch Lecken), Verdacht auf Biss oder Kratzer durch eine Fledermaus oder Kontakt der Schleimhäute mit einer Fledermaus

Tollwut-Impfserie3, simultan Verabreichung von Tollwut-Immunglobulin (20 IE/kg Körpergewicht)  Immunisierung mit zwei Impfstoffdosen im Abstand von drei Tagen

1Nicht oder nur unvollständig geimpfte Personen: Bei Grad-II-Exposition sollte eine Immunisierung mit einem Tollwut-Impfstoff nach dem unten angegebenen Schema erfolgen; bei Grad-III-Exposition sollte zusätzlich simultan eine Verabreichung von Tollwut-Immunglobulin an Tag 0 erfolgen. 

2Vollständig grundimmunisierte Personen: Bei Personen mit einer vollständigen präexpositionellen Grundimmunisierung sollte die Immunprophylaxe im Fall einer Grad-II- oder Grad-III-Exposition aus zwei Impfstoffdosen an den Tagen 0 und 3 bestehen. Eine Immunglobulingabe ist nicht erforderlich (Ausnahme: Personen mit Immundefizienz, siehe unten).

3Für die Immunisierung stehen in Deutschland zwei Impfstoffe zur Verfügung: Rabipur und Tollwut-Impfstoff (HDC) inaktiviert. 

Von der WHO werden zwei mögliche Schemata für Impfserien zur PEP für nicht oder nur unvollständig vorgeimpfte Personen empfohlen:

  • "Essen-Schema": je eine Impfstoffdosis an den Tagen 0, 3, 7, 14 und 28
  • "Zagreb-Schema:" zwei Impfstoffdosen am Tag 0 (zeitgleich), je eine weitere Impfstoffdosis an den Tagen 7 und 21 (0, 0, 7, 21)

Das Zagreb-Schema ist sowohl für Rabipur als auch für Tollwut-Impfstoff (HDC) inaktiviert durch die Zulassung gedeckt.

Die Verabreichung von Tollwut-Immunglobulin erfolgt - sofern indiziert - simultan mit der ersten Impfstoffdosis. Bei initialer Nicht-Verfügbarkeit kann die Immunglobulin-Gabe bis spätestens sieben Tage nach der ersten Impfstoffdosis nachgeholt werden. Die Dosierung beträgt 20 IE/kg Körpergewicht; bei den in Deutschland erhältlichen Präparaten Berirab entspricht dies 1 ml pro 7,5 kg Körpergewicht. Von der Gesamtmenge des Tollwut-Immunglobulins sollte so viel wie anatomisch möglich tief intramuskulär in und um die Wunde herum instilliert werden. Die verbleibende Menge wird intramuskulär an einer möglichst weit vom Injektionsort des Impfstoffs entfernten Stelle (z.B. Musculus vastus lateralis) injiziert (Fachinformation beachten).

Personen mit Immundefizienz sollten ab Expositionsgrad II immer mit einer Tollwutimpfserie geimpft werden (Anzahl der und Zeitintervalle zwischen den Impfstoffdosen entsprechend den Fachinformationen), auch bei vollständig abgeschlossener präexpositioneller Grundimmunisierung. Die simultane Gabe des Tollwut-Immunglobulins an Tag 0 ist bei dieser Personengruppe bereits bei Grad-II-Exposition indiziert. Zwei bis vier Wochen nach der letzten Impfstoffdosis sollte mittels Antikörperkontrolle überprüft werden, ob ggf. eine zusätzliche Impfstoffdosis notwendig ist.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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27.04.2023, 13:34 Uhr
Kommentar

Hallo, 

Entschuldigung, das habe ich missverständlch richtig geschrieben, der Welpe war nicht unbegleitet, es war ein junger Herr dabei, aber es ging alles so schnell, ich habe ihn nicht gefragt, ob der Hund geimpft ist.

Er ist, im vorbeilaufen an mir hoch gesprungen, ich war gerade an der Gartenmauer.

Da liegt der Fall vielleicht dann ettwas anders?

 

Gruß

Experte-Leidel
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27.04.2023, 19:24 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag,

ich denke, Sie können sich entspannen. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass der Welpe mit Tollwut infiziert sein könnte.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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