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Tollwut Impfung nach Katzen Kratzer Türkei

Kategorie: Allgemeinmedizin » Expertenrat Impfungen | Expertenfrage

14.06.2019 | 19:01 Uhr

Guten Tag,

ich bin im Türkei Urlaub von einer Katze gekratzt worden (es hat minimal geblutet und war nach einer Stunde wieder verheilt). Die Katze war laut Personal eine Hotelkatze, doch dies konnte man nicht zu 100% festlegen, da im Hotel zig Katzen lebten. Die Hotelkatzen werden wohl geimpft, aber es gibt auch Ausreißer.

Man riet mir zur Tollwut Impfung. An dem Tag lies ich mich direkt gegen Tollwut und Tetanus impfen. Drei Tage später musste ich wieder ins türkische Krankenhaus zur nochmaligen Tollwut Impfung. Eine Woche später bekam ich in Deutschland die dritte Tollwut Impfung allerdings mit einem andern Impfstoff, da der türkische in Deutschland nicht verwendet wird. Nächste Woche soll noch eine vierte Impfung folgen und dann soll die Immunisierung abgeschlossen sein.

 

Meine Frage ist nun zum einen, sehen Sie einen Nachteil dass zwischenzeitlich der Impfstoff gewechselt wurde? Oder würden Sie neu Immunisieren?

Und zum anderen bekam ich bei der ersten Impfung an Tag 0 keine Immunglobuline. Meinen Sie das war zu meinem Nachteil? Reicht der SchUtz auch so aus?

Ich habe wirklich panische Angst vor der Krankheit und kann kaum klar denken seit 10 Tagen.

Danke Ihnen schon mal im Voraus.

Freundliche Grüsse 

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Experte-Leidel
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15.06.2019, 10:40 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Wolly,

es ist sehr unwahrscheinlich, dass durch den Kratzer Tollwut übertragen wurde. dennoch hat man richtigerweise und sicherheitshalber eine nachträgliche Schutzimpfung durchgeführt.

Der Wechsel des Impfstoffs ist nicht problematisch. Es handelt sich immer um moderne Zellkulturimpfstoffe, die bei fehlenden Versorgungsmöglichkeiten gegenseitig ausgetauscht werden können. Das Schema, nach dem Sie geimpft wurden, ist korrekt. Es handelt sich um das sog. verkürzte "Essen-Schema", das als zuverlässig gilt.

Bei oberflächlichen Kratzern oder Hautabschürfungen wird allgemein kein Immunglobulin gegeben. Bei blutigen Kratzern muss man sich entscheiden, ob der Kratzer so schwerwiegend ist, dass Immunglobulin gegeben werden sollte. Nach Ihrer Schilderung hat es "minimal" geblutet und war nach einer Stunde wieder verheilt.

Ich halte daher die Entscheidung, kein Immungloblin zu spritzen für nachvollziehbar und vernünftig. Dies jetzt noch nachzuholen, hätte übrigens keinen Sinn, wird von mir aber auch nicht für erforderlich gehalten.

Die abschließende Impfung eine Woche nach der dritten, sollten Sie sich aber geben lassen.

Machen Sie sich keine Sorgen. Sie sind gut versorgt worden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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16.06.2019, 11:32 Uhr
Antwort

Ich danke Ihnen vielmals für die Antwort. 

Können Sie mir noch eine Nachfrage beantworten? Und zwar bezüglich des Impfschutzes. Kann man sagen ab wann der Impfschutz Eintritt? Also ich habe jetzt die dritte Impfung hinter mir. Ist jetzt schon ein Schutz vorhanden? Also falls eine Tollwut Erkrankung in ein paar Tagen eintreten sollte (was sehr unwahrscheinlich ist), wäre man nun schon hinreichend geschützt oder ist dies noch im Aufbau?

Diese Sache beschäftigt mich noch leider.

Alles Gute wünsche ich Ihnen.

Experte-Leidel
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16.06.2019, 12:08 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Wolly,

die Inkubationszeit beträgt bei dieser Erkrankung meist 3 bis 9 Wochen. Bis dahin ist der schutz vorhanden, wenn Sie sich auch noch die vierte Injektion geben lassen.

Und denken Sie daran, dass diese nachträgliche Impfung wirklich nur eine sicherheitshalber durchgeführte Vorsichtsmaßnahme ist und mit hoher Wahrscheinlichkeit eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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06.01.2020, 06:35 Uhr
Kommentar

Sehr geehrter Herr Dr. Leidel,

 

ich habe seit ein paar Tagen Schmerzen in den Armen, Händen, Oberachenkeln, mitunter auch Kribbeln. Mrt Untersuchungen des Kopfs zeigten erst keine Auffälligkeiten. Es wird Richtung Zecke noch getestet. Mir fällt in diesem Zusamnenhang jetzt noch der oben genannte Katzen Kratzer ein. Dies habe ich den Ärzten noch gar nicht mitgeteilt, danich es irgendwie verdrängt habe.

ich Habe panische Angst vor der Tollwut. kann dies jetzt noch möglich sein? es könnte ja sein, dass z.b in der Türkei nicht richtig geimpft wurde oder der impfstoff nicht in Ordnung war? Ich bin fix und fertig, schlafe nicht und Steiger mich so rein, sodass die Muskeln jetzt auch noch zittern

ich wünsche ihnen alles gute und danke Schimmel für die Antwort.

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06.01.2020, 15:31 Uhr
Kommentar

Guten Tag Herr Dr.,

mir lässt das keine Ruhe. Ich bin richtig panisch und zitterig, habe magenprobleme(alles auch Anzeichen der Tollwut). Wenn die zwei Impfungen in der Türkei nicht richtig durchgeführt wurde, wäre es doch theoretisch möglich an Tollwut zu erkranken auch jetzt nach 6 Monaten noch?

Würden die zwei deutschen Impfungen an Tag 7 und 21 Ausreichend Für eine Schutz? Sind Fälle bekannt bei denen tollwut erst nach Monaten ausgebrochen ist ? Vielleicht wurde der Austbruch durch die Im verlangsamt? 

ich weiß Wirklich nicht weiter. mein hAusArzt meint ich wäre gut versorgt und schiebt das in die Psychische Ecke. Dabei habe ich ja die passenden Symptome.

viele Grüße und danke nochmals für die Zeit. 

Experte-Leidel
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06.01.2020, 17:02 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Wolly,

Sie tun mir wirklich leid, Panik ist sicher etwas Schlimmes. Aber tatsächlich ist meiner Ansicht nach Ihre Sorge wegen einer möglichen Tollwuterkrankung rational nicht begründet. Insofern denke auch ich, dass es sich bei Ihrem Leiden eher um eine Angst- oder Zwangsstörung handelt. Und ich würde versuchen, dagegen fachliche Hilfe zu suchen im Sinne einer Angsttherapie.

Alle Ihre Symptome sind nicht typisch für Tollwut, weder für die sog. enzaphalitische, noch für die paralytische Form dieser Krankheit. Es ist außerordentlich unwahrscheinlich, dass der Kontakt zu der Katze, bei der es sich ja mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine Hotelkatze gehandelt hat, in der Türkei zu einer Infektion geführt haben kann. Es ist außerordentlich unwahrscheinlich, dass die Katze überhaupt Tollwut hatte. Dann hätten wir nämlich längst einiges darüber in den Medien erfahren, weitere Menschen und z. B. auch Hunde wären von dem Tier infiziert worden, es wäre ein Tollwutsperrbezirk eingerichtet worden usw.

Dass sicherheitshalber eine PEP begonnen wurde, ist ok. Und die Impfungen sind ordnungsgemäß durchgeführt worden. Nein, ich kenne keinen Fall, bei dem jemand trotz einer solchen PEP zu Schaden gekommen wäre. Der Wechsel des Impfstoffs ist völlig in Ornung. All das habe ich Ihnen doch auch schon mitgeteilt.

Dass Sie unter der Situation leiden, sehe ich durchaus. Aber dagegen hilft der infektionsmedizinische Rat nicht. Dafür braucht es einen Angsttherapeuten.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und verbleibe

mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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07.01.2020, 08:52 Uhr
Antwort

Sehr geehrter Herr Dr Leidel, 

 

ich danke ihnen vielmals für die Beantwortund meiner Fragen. Ich bin bzgl der Angst schon in Behandlung leider hilft es mir akut nicht. 

Bitte darf ich um eine letzte Antwort bitten: ich habe damals kein immunglobin bekommen, trotz dass es geblutet hatte. kann die Tollwut denn aufgrund dessen noch ausbrechen? Nach ca einem halben Jahr bis Jahr? 

danke vielmals und alles gute.

Experte-Leidel
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07.01.2020, 14:17 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Wolly,

Es ist gut, dass Sie selbst auch erkannt haben, dass Sie an einer Angststörung leiden und dass Sie deswegen auch in Behandlung sind. Leider ist diese Behandlung mitunter nicht so effektiv, wie man sich das wünschen würde.

Zur Frage der Immunglobulingabe hatte ich mich im Juni geäußert. Streng genommen hätte Immunglobulin eigentlich gespritzt werden sollen, weil es ja geblutet hatte. Aber Sie hatten selbst geschrieben, dass es nur minimal geblutet habe. Und derjenige, der Sie in der Türkei geimpft hat, hat bei dem oberflächlichen Kratzer das Immunglobulin nicht gegeben. Nachträglich hal sich dies Ermessensentscheidung für mich als richtig herausgestellt, da wirklich alles dagegen spricht, dass es zu einer Infektion gekommen sein können.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

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07.01.2020, 14:29 Uhr
Antwort

Also kann ich aufgrund des nicht gespritzten Immunglobulin und der g Tollwut Prophylakse nach verkürztem Essener Schema jetzt keine Tollwut mehr bekommen (Aus diesem Vorfall)? Ich gehe einfach davon aus, die Katze hätte Tollwut  gehabt (also worst case).

Danke nochmal tausendfach, aber das fehlen von richtigen Informationen macht einen noch ängstlicher. 

Experte-Leidel
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09.01.2020, 12:05 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Wolly,

ich halte es für absolut unwahrscheinlich, dass diese Katze an Tollwut erkrankt war, ohne dass sie auffällig wurde und ohne dass man davon etwas bemerkt hat. Vor allem deshalb können auch Sie nicht erkranken. Die PEP gibt große zusätzliche Sicherheit. Die für Menschen mit einer Angststörung typischen Überlegungen nach dem Motto "ja, aber" und "was wäre, wenn" helfen nicht wirklich weiter.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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