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Impfung gegen Meningokokken A W Y in Deutschland

Kategorie: Allgemeinmedizin » Expertenrat Impfungen | Expertenfrage

16.08.2020 | 09:54 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Leidel,

ich habe jetzt schön öfter gehört, dass Kinder mit der Kombinationsimpfung gegen Meningokokken C geimpft werden. Leider erst nachdem meine Kinder bereits gegen Meningokokken C geimpft wurden. 

Mein Kinderarzt hat eine nochmalige Impfung mit dem Kombinationsimpfstoff gegen ACWY abgelehnt. Können Sie mir bitte schreiben, in welcher Größenordnung W und Y in Deutschland auftritt und was Sie von der Impfung halten?

Ich würde gern jegliches Risiko ausschließen und meine Kinder ggf. auch auf eigene Kosten (wären aber privat versichert) impfen lassen.

Vielen Dank im Voraus.

Mit freundlichen Grüßen 

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Experte-Leidel
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16.08.2020, 18:34 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Allgäumama,

als die STIKO 2006 die impfung gegen Meningokokken C zu Beginn des 2. Lebensjahres empfahl, erkrankten etwa 900 Kinder jährlich an einer invasiven Infektion durch Meningokokken. Am häufigsten (ca. 70%) waren Infektionen durch den Serotyp B, aber dagegen gab es keinen impfstoff. Etwa 20% erkrankten an Men C. Die Typen A, W und Y teilten sich die restlichen 10 Prozent.

Die STIKO überlegte, ob sie den damals schon vorhandenen Kombinationsimpfstff ACWY empfehlen sollte. Angesichts der geringen Rolle, die A,W und Y bei uns spielten und aus (letztlich nicht wirklich überzeugenden) Kostengründen hat damals die STIKO ihre Entscheidung zu Gunsten des Impfstoffs gegen C getroffen. Der ACWY-Impfstoff wurde als Reiseimpfstoff empfohlen, da z. B. in Afrika auch A, W und Y eine größere Rolle spielten.

Seitdem ist die Häufigkeit an invasiven infektionen durch Meningokokken insgesamt in Deutschland deutlich auf 200 bis 300 Fälle gesunken.

2018 wurden 237 Erkrankungen gemeldet. Davon entfielen auf A 1 Fall, B 139 Fälle, C 31 Fälle (da gab es ja bereits die gut angenommene impfempfehlung, weshalb dieser Anteil hauptsächlich gesunken ist), W 30 Fälle und Y 34. 2019 waren es 0 bei A, 137 bei B, 27 bei C, 18 bei W und 41 bei Y.

Zwischenzeilich war ein Impfstoff gegen B entwickelt sowie zugelassen und z. B. in Großbritannien, den USA und Kanada auch empfohlen worden. Es handelte sich um einen neuartigen Impfstoff, bei dem manche Sicherheits- und Wirksamkeitsaspekte zunächst noch nicht ganz klar gewesen sin. Deswegen hat die STIKO bislang noch keine Empfehlung ausgesprochen, arbeitet aber unter Hochdruck daran.

Die STIKO hat wiederholt darauf hingewiesen, dass die impfung auch ohne eine förmliche Empfehlung angewendet werden könne. Sie ist zugelassen, hat offenbar keine schwerwiegenden Nebenwirkungen und wird von den meisten Krankenkassen bezahlt.

Was heißt das nun für eine Mutter, die sich um die Gesundheit ihrer Kinder sorgt: Die meisten Erkrankungen an Meningokokken gibt es im Alter von 1 bis 2 Jahren. Einen 2. Altersgipfel gibt es im Alter von 14 bis 19 Jahren.

Ich würde Ihrem Kinderarzt zustimmen und jetzt nicht die ACWY-Kombinationsimpfung nachholen. Ein Grund, das doch zu tun, wäre für mich ein längerer beruflicher Aufenthalt der Familie in Afrika oder anderen Ländern mit einem höheren Anteil an Infektionen durch diese Typen. Aber ich würde mit dem Kinderarzt bei Gelegenheit einmal darüber sprechen, ob man die Kinder nicht gegen Men B Impfen sollte. Die Impfung verursacht etwas häufiger Fieberreaktionen und andere "normale" Nebenwirkungen. Ist insgesamt aber gut verträglich und offenbar auch sicher.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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17.08.2020, 13:05 Uhr
Antwort

Sehr geehrter Herr Dr. Leidel, 

vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort.

Die Impfung mit Bexsero haben alle meine Kinder bereits. 

Die jüngsten sind erst 16 Monate alt. Würden Sie auch bei diesen die Impfung nicht befürworten?

Mit freundlichen Grüßen 

Experte-Leidel
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17.08.2020, 16:36 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Allgäumama,

ja, ich erinnere mich: Bexsero® hatten wir ja bereits thematisiert. 

Da bei den Jüngsten die Impfung gegen Meningokokken C ja auch schon erfolgt ist, würde ich jetzt nicht nochmal die Kombinationsimpfung draufsetzen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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