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Grippeimpfung bei Kleinkind

Kategorie: Allgemeinmedizin » Expertenrat Impfungen | Expertenfrage

07.11.2018 | 11:06 Uhr

Hallo,

es schreibt Ihnen eine verunsicherte Mama :)

Mein Sohn ist 2 Jahre alt und geht in die Kita. Er ist leider "Krupp-Gefährdet".  Ich möchteihn eigentlich gegen die Grippe impfen.

Nun werde ich von allen Seiten verunsichert. Ich soll das Kind nicht impfen . Die Grippeimpfung wäre oft nicht wirksam, ich würde mein Kind nur unnötig "vergiften".

Nur ein paar Beispiele von den Nebenwirkungen , die mir genannt wurden: GBS, Kawasaki- Syndrom, Entwicklungsverzögerungen, Immunschwäche....

Ich möchte mein Kind eigentlich nur schützen... Er ist sonst komplett durchgeimpft und hatte als Nebenwirkung nur Fieber....

Meine Frage an Sie: Kommen tatsächlich die genannten Nebenwirkungen bei der Grippeimpfung vor??? Und wie ist Ihre Empfehlung bei "gesunden" Kindern?

Liebe Grüße und vielen Dank für Ihre Mühe :)

Lisa

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Experte-Leidel
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07.11.2018, 22:45 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Abend Lisa,

die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO), wer sich vorrangig gegen Grippe impfen lassen sollte, gelten Menschen, die ein besonders hohes Risiko haben, sehr schwer zu erkranken mit allen möglichen schlimmen Folgen, die ein besonders hohes Risiko haben, sich anzustecken oder die ein Risiko für von Ihnen betreute besonders gefährdete kranke personen darstellen.

Gesunden Kindern gilt keine besonders dringende Empfehlung, weil sie sich zwar auch anstecken und sogar schwerer erkranken können, Todesfälle aber glücklicherwise selten sind, allerdings aber leider doch vorkommen können.

In der letzten Grippesaison sind etwa 334.000 Menschen nachweislich an Influenza erkrankt. Das ist nur die "Spitze des Eisbergs". Viele Erkrankte waren nicht bei einem Arzt, durchaus nicht bei allen wurden entsprechende Laboruntersuchungen veranlasst.

Von den 334.000 gehörten 9%, also immerhin ca. 30.000 in die Altersgruppe 0 - 4 Jahre. 6.000 Kinder von 0 - 4 Jahren mussten wegen Influenza in einem Krankenhaus behandelt werden. Dagegen wirkt die Zahl der 20 nachweislich an Influenza gestorbenen Kinder in dieser Altersgruppe nicht sehr dramatisch. Aber das sind 20 Familien, die ein kleines Kind an dieser Krankheit verloren haben.

Die Impfung wirkt nicht 100%ig, aber gerade bei Kindern sehr gut. Ich impfe meine 5 Enkel (Alter heute 6 bis 12 Jahre) bereits seit dem Alter von 6 Monaten jedes Jahr und habe noch nie ernsthafte Nebenwirkungen gesehen.

Dennoch würde ich nie behaupten, dass diese oder irgendeine andere Impfung keine ernsten Nebenwirkungen haben könnten. Sie sind allerdings sehr, sehr viel seltener als schwere Verläufe bei der Kranlkheit.

Zu den genannten Beispielen: GBS ist eine neurologische Erkrankung, die im Verlauf von manchen Infektionskrankheiten wie z. B. Grippe auftreten können. Sehr viel seltener ist ein GBS auch nach der Impfung beobachtet worden. Fälle von GBS bei kleinen Kindern kenne ich übrigens nicht.

Das Kawasaki-Syndrom ist u. a. durch eine Gefäßentzündung gekennzeichnet und tritt bei Kindern im Alter von unter 15 Jahren auf. Es ist allerdings sehr selten. Die Ursache ist unbekannt. Vermutet wird eine genetische Komponente in Verbindung mit einer Infektion. Fälle dieser Erkrankung als Folge einer Grippe-Impfung sind mir nicht bekannt. Entwicklungsstörungen und Immunschwäche als Folge der Grippeimpfung kenne ich ebenfalls nicht. 

Aber ich denke an die 30.000 mit starkem Fieber erkrankten Kinder von 0 - 4  Jahren, die 6.000 Kinder, die ins Krankenhaus mussten, und die 20, die gestorben sind - an der Grippe, nicht an der Impfung.

Also: Meine Meinung ist klar, ich würde impfen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

 

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