Coronavirus

Guten Tag,

Ihre Mail hatte mich schon gestern erreicht, ich war allerdings unterwegs und hatte nur eingeschränkten Kontakt zum Internet.

Zu den 70%, die infiziert sein müssen, bevor die Pandemie abklingt:

Der viel beschäftigte Experte Prof. Drosten hat diese Zahl seit Ende Februar wiederholt im Fernsehen und in Printmedien genannt. Das ist eine Zahl mit einigen Unsicherheiten. Sie besagt, dass etwa zwei Drittel einer Bevölkerung Kontakt mit dem Virus hatten und daher nun immun sind. Tatsächlich müsste man eigentlich bei dieser Aussage erschrecken (70% sind in Deutschland rund 56 Mio Menschen und bei einer angenommenen Mortalität von 0,5% würde das 278.000 Covid-19-Tote bedeutetn.

Prof. Drosten hatte aber auch wiederholt darauf hingewiesen, dass bei diesen Angaben die Zeitkomponente völlig fehlt. Er sagte, dass dies durchaus zwei Jahre oder länger dauern könne. Und "länger" könnte auch bedeuten, dass die Corona-Toten in der "normalen" Todesrate von 850.000 Todesfällen im Jahr praktisch verschwindet.

Nein, China hat die Krise m. E. nicht besser gemeistert. Gerade in der Anfangsphase hat es (verständlicherweise) eine ganze Reihe von Unsicherheite beim Vorgehen und der Erfassung der Fälle gegeben. Die Mortalität wäre in  China sicher wesentlich geringer gewesen, wenn nicht zahlreiche weniger schwere Krankheitsverläufe unentdeckt geblieben wären.

Also: Deutschland ist im internationalen Vergleich sicher recht gut aufgestellt und Behörden sowie Politikspitzen reagieren m. E. überwiegend angemessen. Man kann sich darüber streiten, ob das Verbot aller Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Besuchern ausgesprochen werden musste (ich weiß nicht, wieviele Besucher die "Kappensitzung" im Kreis Heinsberg hatte, bei der sich so viele infiziert haben). Aber das damit verfolgte Ziel, die Ausbreitung zu verlangsamen, ist sicher vernünftig. Vor allem, weil unser Gesundheitsversorgungssystem noch durch die Influenza-Welle unter Stress steht, die langsam abzuklingen scheint.

Nur mal zum Vergleich: Dem RKI wurden seit Beginn der Saison 2019/20 bis 6. März 145.258 laborbestätigte Fälle von Influenza gemeldet, 23.276 waren so schwer krank, dass sie ins Krankenhaus mussten und 247 Menschen sind bisher an Influenza gestorben. Wenn Influenza und ungebremste Erkrankungen an dem neuen Corona-Virus zusammen aufträten, würde dies auch das Deutsche Gesundheitssystem rasch an die Grenze bringen.

Nun aber zu Ihrer Frage nach der Impfung gegen Pneumokokken: Es ist richtig, dass Todesfälle an Influenza häufig durch eine zusätzliche Pneumokokkeninfektion verursacht werden. Daher ist Ihre Frage durchaus berechtigt. Der Impfstoff, der für Erwachsene ab 60 oder solchen mit Risikofaktoren von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen wird (Pneumovaxx 23 ®) ist ab einem Alter von 2 Jahren zugelassen. Sie könnten sich also damit Impfen lassen. Allerdings gehören Sie wohl nicht zu den Risikogruppen. Das bedeutet, dass Sie streng genommen die Impfung selbst bezahlen müssten. Sollt Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin möglicherweise aber doch einen Risikofaktor feststellen, wäre die Impfung Kassenleistung. Manche Krankenkassen übernehmen die Impfung aber auch auf frreiwilliger Basis,

Nun zu Ihrem Sohn, den es mit Herpes und Hand-Mund-Fußkrankheit ja offenbar ziemlich erwischt hat. Aber jetzt scheint das glücklicherweise überstanden zu sein. Und auch die Immunglobuline waren ja wieder im Normbereich. Ist er eigentlich überhaupt in der Kindheit regelrecht gegen Pneumokokken geimpft worden? In diesem Fall würde ich jetzt keine Auffrischung empfehlen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

Guten Morgen,

Ihre Frau und Sie sollten bei der Impfung (Impfstoff wird knapp) gesund, also symptomfrei sein. Wie sich die (eher geringe) Belastung durch die Impfung im Falle einer zusätzlichen Infektion (womit auch immer) auswirkt, kann nicht vorhergesagt werden. Mit ernsten Problemen muss man aber nicht rechnen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel