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Reaktivierung EBV als Mononukleose – möglich?

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Halsschmerz | Expertenfrage

03.09.2021 | 13:54 Uhr

Hallo!

Vor 9 Tagen erwischte mich (38, w.) im Urlaub eine Angina. Ein Lymphknoten am Hals war sichtbar geschwollen und schmerzhaft, ich bekam Fieber und Schüttelfrost und die Mandeln schwollen stark an. Als am zweiten Tag starke weiße Beläge dazukamen, suchte ich den örtlichen Allgemeinarzt auf. Er verschrieb Azythromycin. Da sich die Symptomatik weiter verstärkte, wurde ich wieder vorstellig: er wechselte auf Clarithromycin. Wieder tat sich nichts, und da auch die Schmerz-/Fiebersenkung mit Ibuprofen kaum funktionierte, reisten wir vor 5 Tagen ab. Noch am selben Tag war ich bei meinem HNO. Dieser tippte wegen des Nichtansprechens auf die AB aufs Pfeiffersche Drüsenfieber, auch mein schlechter Allgemeinzustand und der Lymphknoten passten ins Bild. Ich wandte ein, dass ich bereits Trägerin von EBV sei (wie ja fast jeder in meinem Alter), das ist vor vielen Jahren mal wegen eines lange geschwollenen Lymphknotens gecheckt worden. Er meinte, es könne auch eine Reaktivierung sein. Die Frage, ob sowas bei einer gesunden Person wirklich solche Ausmaße annehmen könne, bejahte er, aber ich blieb unsicher.

Er veranlasste ein großes Blutbild und eine EBV-Diagnostik und verschrieb sicherheitshalber noch ein weiteres Antibiotikum (Clindamycin), mit dessen Einnahme ich am selben Abend begann. Schon die darauffolgende Nacht war fieberfrei und ich fühlte mich tags drauf erheblich besser. Seither geht es stetig bergauf (nur Nachtschweiß habe ich noch, kam aber parallel zur Angina) ich hielt also das AB für einen Treffer.

Gestern rief die Praxis an und teilte mir mit, die Werte würden für eine EBV-Reaktivierung sprechen. Jetzt bin ich zum einen irritiert, weil nach meinem Empfinden das AB total gut anschlug. Außerdem habe ich gelesen, dass eine klinisch manifeste, symptomatische Reaktivierung (und ich war ja richtig krank) nur bei stark Immunsupprimierten vorkommt. Jetzt mache ich mir Sorgen.

Im Blutbild finden sich keinerlei Auffälligkeiten, nur die Neutrophile sind geringfühig erhöht.

Außerdem wurde der CRP bestimmt und liegt bei 66.

Zwei der drei bestimmten EBV-Parameter zeigten sich erhöht: EA IgG (137), EBNA IgG

Mein Blutbild war wie gesagt komplett i.O., bis auf die Ausreißer oben, die mit dem Infekt i. Verbindung stehen. Da hätte man doch Hinweise auf z.B. eine hämatologische Erkrankung erkannt, oder?

Ist es auch umgekehrt denkbar: Ich hab mir eine klassische Angina eingefangen und die hat das EBV messbar reaktiviert? Oder ist dafür der Zeitraum bis zur Laboruntersuchung zu kurz?

Ich bin verunsichert, ob da noch irgendwo was im Argen liegt oder ob es nach Auskurieren getan ist.

Danke vorab!

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03.09.2021, 19:06 Uhr
Antwort

Hallo noch mal, ich habe die EBV-Laborwerte nicht ganz korrekt übermittelt, sorry. Hier noch mal in richtig:

EBV-CA-IgG: 132

EBV-CA-IgM: ---

EBV-EBNA1-IgG: 66,8

Und der ergänzende Gedanke: Kann das EBV auch schon vor der Angina reaktiviert gewesen sein und andersherum diese begünstigt haben? Hatte zuvor viel Stress und war rückblickend oft auffällig müde Und erschöpft, aber keine weiteren Krankheitszeichen.

Grüße!

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04.09.2021, 12:02 Uhr
Kommentar

Ich möchte noch hinterherschicken, dass meine Lymphozyten vermindert waren:

Lymphozyten: 0,10 (-) -> Norm: 0.25-0,49

Lymphozyten absolut: 0,92 (-) -> Norm: 1-4,05

Die Gesamtzahl der Leukozyten war normal (9,23 -> Norm: 4,4-11,3)

Das ist mir anfangs nicht aufgefallen.

Lifeline Gesundheitsteam
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05.09.2021, 12:11 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

Zwar sprechen Ihre verminderten Lymphozyten eher nicht für eine Reaktivierung, es muss jedoch nicht immer jeder "Nachweis" zu 100% erfüllt sein. Jeder Körper reagiert ein bisschen anders. Tatsächlich ist jedoch der Antikörpernachweis eindeutig. Dennoch kann es sein, dass Sie zudem eine bakterielle Angina hatten, weshalb auch das Antibiotikum so gut angeschlagen hat. 

Bei einer EBV Erkankung ist die symptomatische Therapie die Therapie der Wahl, dh körperliche Schonung, ausreichend Trinken und Schmerzmittel mit fiebersenkender Wirkung. Hier können Sie zB Ibuprofen einnehmen, kein ASS oder Paracetamol.

Es kann jedoch auch sein, dass Sie den "Zenit" der Erkrankung überschritten hatten und es Ihnen - unabhängig vom Antibiotikum - dann besser ging. Da wir Sie und Ihre Befunde nicht kennen und SIe auch nicht körperlich untersuchen können, können wir hier leider auch keine Diagnosen oder genaue Aussagen treffen.

Das EBV kann auch vor einer möglichen Angina schon reaktiviert worden sein, dafür spricht zB auch Ihre vorherige Abgeschlagenheit, viel Stress führt auch zu einer bisweilen stark verminderten Immunkompetenz. Das heißt, dass Sie zwar keine Erkrankung haben, durch die Ihre Immunsystem unterdrückt wurde, auch durch viel Stress kann das entstehen. Wir wissen zwar nicht genau, welche Untersuchungen bei Ihnen durchgeführt wurden, aber Sie können beruhigt sein, man hätte eine hämatologische Erkrankung in der erweiterten Blutdiagnostik bemerkt.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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05.09.2021, 19:06 Uhr
Kommentar

Hallo und lieben Dank für Ihre Antwort, das beruhigt mich etwas.

An Diagnostik wurden nur die klinische HNO-Untersuchung (Blick in den Rachen) und die Blutuntersuchung durchgeführt. Schmerzen in Milz- und Lebergegend hatte ich dann je an den beiden darauffolgenden Tagen, aber in sehr geringem Ausmaß, sind auch von selbst wieder verschwunden.

Im Blut fand sich wie gesagt nur der Antikörpernachweis, der CRP und die leichten Abweichungen in der Gruppe der Leukozyten (Leukos gesamt waren ok):

Leukos: 9,23 Gpt/L -> Norm: 4,4-11,3

Neutrophile: 0,76 kA (+) -> Norm: 0,5-0,7

Neutrophile absolut: 7,03 Gpt/L (+) -> Norm: 2,2-6,3

Lymphozyten: 0,10 kA (-) -> Norm: 0,25-0,49

Lymphozyten absolut: 0,92 Gpt/L (-) -> Norm: 1-4,05

Monozyten rel: 0,13 kA (+) -> Norm: < 0,1

Eosinophile rel: kein Wert, nur Ergebnistext: < 0,01 -> Norm: < 0,07

Basophile rel: kein Wert, nur Ergebnistext: < 0,01 -> Norm: < 0,02

OK waren: Thrombozyten, Hämatokrit, Hämoglobin, MCV, MCH, MCHC

Also muss man sich bei o.g. Ergebnissen auch wegen einer Lymphomerkrankung wenig Sorgen machen? Wenn man sich über EBV informiert, stehen diese Infos immer mit dabei, aber ich kann sie als Laie nur schwer einordnen.

Die Halsbeschwerden sind fast vollständig abgeklungen. Nachtschweiß, Lymphknotenschwellung (Kieferwinkel) an der von der Angina hauptsächlich betroffenen Halsseite und Gliederschmerzen bestehen immer noch. Wie lange darf das anhalten, ohne dass man sich Gedanken machen muss? Heute ist ca. Krankheitstag 11, davon waren ca. 5 hochakut. Die weißen Beläge sind seit 2 Tagen weg.

Danke!

 

Lifeline Gesundheitsteam
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05.09.2021, 22:23 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo magenta82,

aufgrund der Laborkonstellation und Ihren Symptomen halten wir eine Lymphomerkrankung für sehr unwahrscheinlich.

Dass es Ihnen schon um einiges besser geht, ist ein sehr gutes Zeichen.

Geben Sie sich etwas Zeit, komplett gesund zu werden. Wie lange das bei Ihnen genau dauern wird, können wir natürlich nicht sagen, jeder Mensch ist da ein bisschen anders.

Und versuchen Sie nicht nach den Lymphknoten zu tasten, denn allein durch diese Manipulation vergrößern sie sich auch.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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