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Therapie prolabierter Hämorrhoiden in der Schwangerschaft

Kategorie: Innere Medizin » Expertenrat Hämorrhoiden | Expertenfrage

04.01.2023 | 15:00 Uhr

Guten Tag, 

ich befinde mich in der 34. SSW und habe seit ca. 5 Tagen Beschwerden mit einer relativ großen prolabierten Hämorrhoide. Zunächst wurde diese unter Schmerzen reponiert, allerdings tritt der Prolaps immer wieder auf. Gestern wurden dann zwei Gummibandligaturen appliziert, der Prolaps besteht weiterhin. Wann kann ich mit einer Besserung rechnen? Reicht nun einfaches Abwarten oder kann ich unterstützend etwas tun? Wird es bei einer Spontangeburt Komplikationen in diesem Bereich geben, wird ggf. eine OP nötig sein? 
Ich bin jetzt schon dankbar über eine Rückmeldung. 

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Experte Dr. Oetting
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04.01.2023, 15:23 Uhr
Antwort von Experte Dr. Oetting

Kommt der Knoten aus dem After raus, ist mit einer glänzenden Schleimhaut überzogen, nässt und läßt sich zurückdrücken, handelt es sich a.e. um eine Hämorrhoide. Diese treten aber nie von heute auf morgen zum ersten mal auf, d.h. Sie müssten schon seit längerem bemerkt haben, dass sich am After etwas verändert hat. Zunächst ein Druck, Nässen, Bluten und dann die Hämorrhoiden, die beim Stuhlgang hervortreten und sich aber anschließend spontan zurückziehen. Nun ist es möglicherweise zu einem Blutstau in der Hämorrhoide gekommen, und die Hämorrhoide daher bis nach außen vorgefallen. Ist dies der Fall, kann man eine Gummibandbehandlung anwenden. Bis der abgebundene Hämorrhoidalknoten abstirbt und abfällt, dauert es bis zu 3 Wochen. Allerdings wird er meist Stück für Stück abgeschilftert, so dass mit einer schnelleren Besserung zu rechnen ist.

Im Rahmen der Schwangerschaft wäre ich persönlich stets maximal zurückhaltend mit Interventionen und würde versuchen mit einer lokalen Salbentherapie (Zinksalbe oder 0,5% Hydrocortison), ggf. lokal leichtem Kühlen und der Stuhlregulation Linderung bis nach der Stillzeit zu schaffen. Dies können und sollten Sie auch simultan zur Gummibandbehandlung machen. 

Eine Spontanentbindung hat keinen Einfluß auf das Hämorrhoidalgeschehen. Sie können also bedenkenlos, auch bei vorfallenden Hämorrhoiden Ihr Kind "normal" auf die Welt bringen. 

Grundsätzlich ist das deutlich häufigere Leiden im Rahmen der Schwangerschaft und Entbindung die Analvenenthrombose. Diese wird - vor allem so kurz vor der Entbindung - streng konservativ (Salben, Kühlen) behandelt.

In der Hoffnung Ihnen geholfen zu haben, verbleibe ich mit freundlichen Grüßen

Ph. Oetting

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04.01.2023, 15:38 Uhr
Kommentar

Sehr geehrter Herr Oetting, 

vielen Dank für die schnelle Rückmeldung.Ich persönlich war aufgrund der Symptomatik auch von einer Analvenenthrombose ausgegangen, diese wurde aber vom Proktologen nicht bestätigt. 
Es ist auch kein bläulicher Knoten, sondern eher wie Sie oben beschreiben rot und glänzend. 
Also ist es in Ordnung, wenn der Prolaps noch die restliche Schwangerschaft über bestehen bleiben sollte? Es ist mit keinen weiteren Komplikationen zu rechnen? 
In der Apotheke wurde mir zu Mastu-Salbe geraten, ist die genauso geeignet oder würden Sie ein anderes Produkt mit Zink/Hydrocortison bevorzugen? 
Nochmals vielen Dank! 

Experte Dr. Oetting
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05.01.2023, 07:47 Uhr
Antwort von Experte Dr. Oetting

Der Prolaps stellt ein ästhetisches und ggf. hygienisches (erschwerte Reinigung) Problem dar, aber kein medizinisches. Somit kann er bedenkenlos bis zum Ende der Schwangerschaft oder Stillzeit bleiben. Bzgl. der Reinigungsprobleme kann man sich einfach mit Wasser hervorragend behelfen. (Für unterwegs gibt es "Po-Duschen" zB in Drogeriemärkten oder Sanitätshäusern zu kaufen) 

Mit weiteren Komplikationen ist nicht zu rechnen, auch wenn es  nie 100% in der Medizin gibt und man natürlich nichts ausschließen kann. Dass der Prolaps aber ein relevantes medizinisches Problem nach sich zieht, wäre extrem ungewöhnlich.

Die Mastu Salbe kann ebenso verwendet werden, auch wenn sie nicht ganz so effektiv ist wie die Kombination Zink/Hydrocortison (welche von den Apotheken extra hergestellt werden muß), Wenn sie Ihnen aber bisher geholfen hat, dann machen Sie einfach mit der weiter. 

In der Hoffnung Ihnen geholfen zu haben, verbleibe ich mit freundlichen Grüßen

Ph. Oetting

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