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Schmerzen den ganzen Tag

Kategorie: Innere Medizin » Expertenrat Hämorrhoiden | Expertenfrage

11.04.2021 | 15:02 Uhr

Sehr geehrte Frau Dr. Schönenberg-Hackenberg,

meine Leidensgeschichte geht schon etwas länger. Seit ca. 1 Jahr verspüre ich einen starken  Wunderschmerz und Brennen am After, der nach jedem Stuhlgang schlimmer wird und den ganzen Tag über anhält. Im Oktober 2020 wurden Hämorrhoiden 2. Grades festgestellt, der Arzt meinte jedoch nur, wenn ich möchte könnte ich diese nach HAL/RAR operieren lassen, aber auch weiterhin damit leben. Eine andere Behandlung wurde weder durchgeführt, noch angeboten. Eine Analfissur die den starken Schmerz erklärt hätte, konnte er nicht feststellen.
Da ich weiterhin tagtäglich und durchgehend diesen Schmerz hatte, habe ich im Januar 2021 einen anderen Proktologen aufgesucht. Dieser konnte eine "versteckte" Analfissur feststellen und hat mir Isosorbitdinitrat verschrieben. Anfangs hat die Salbe etwas geholfen, so dass die Schmerzen zwar etwas weniger wurden, jedoch weiterhin den ganzen Tag anhielten. Nachdem die Fissur Anfang März seiner Meinung nach verheilt war, hat er meine Hämorrhoiden mit einer Gummibandligatur und Verödung behandelt. Nach 2 Wochen hatte ich das Gefühl, dass es langsam besser wird bis zu dem Tag an dem ich lange und stark aus dem After geblutet habe. Kontrolle beim Proktologen hat aber ergeben, dass die Hämorrhoiden besser ausschauen und keine Fissur mehr vorhanden ist. Daraufhin hat er erneut verödet und die Schmerzen haben an Intensität wieder zugenommen. Aufgrund der Schmerzen bin ich nach einer Woche wieder zur Kontrolle gegangen und es wurde weiterhin keine Analfissur gefunden und die Hämorrhoiden erneut verödet. Der Schleimhaut sah im allgemeinen etwas gerötet und entzündet aus. Darauhin sollte ich etwas Postericort anwenden und das Issorbitdinitrat weiter nehmen. Da meine Beschwerden nicht besser wurden, sondern an Intensität weiterhin zunahmen habe ich eine Dermatologin/Proktologin (mein Proktologe hatte Urlaub) aufgesucht, die mir daraufhin Locacorten Vioform und Cicalfate verordnet hat. Eine Fissur konnte auch sie nicht sehen, "nur" eine gereizte leicht blutende Stelle in der Nähe des Schließmuskels. Sie meinte mein Schließmuskel sei etwas entzündet. Der Schmerz sitzt auch relativ nahe innen am Schließmuskel. Anfangs dachte ich, dass mir die Salben etwas Linderung verschaffen, aber die Schmerzen nehmen wieder zu. Ab dem 1. Stuhlgang bis zum Schlafengehen habe ich durchgehend brennende Wundschmerzen, die bei Belastung wie z.B. Gehen noch intensiver werden. Bei Enstpannung pocht der Schmerz im After. 
Weder Novalgin, noch Ibuprofen 800 helfen gegen die Schmerzen. Letzten Donnerstag hat mir mein Hausarzt eine Schmerzinfusion mit Tramadol verarbereicht, die die Schmerzen ein bisschen minimiert haben (da waren sie trotzdem den ganzen Tag).
Ich bin langsam aber sicher sehr verzweifelt. Ich weine an sehr vielen Tagen wegen den Schmerzen und weil ich mich um meine 2 Kinder nicht mehr richtig kümmern kann, spazieren gehen oder Hausarbeit ist nicht wirklich drin. Auch wenn auch beim sitzen Schmerzen habe, ist es ein bisschen einfacher als im Stehen. 

Vor den o.g. Salben habe ich seit letztem Jahr folgende Produkte angewandt: Posterisan akut (brennt nur noch und stillt den Schmerz nicht), Hametum, Postericort, Repatin Öl, Medizinischen Honig. Ich weiß, viele Cremes können auch reizen, aber nachdem der Schmerz immer gleich geblieben ist habe ich weitere Salben ausprobiert. Diverse Analdehner, Fissurstif, Anokryo, Darmröhrchen; all diese "Geräte" haben mir vor Jahren Besserung bzgl. meiner Hämorrhoiden und damaligen Fissur(en) gebracht, aber jetzt sind sie nur noch uangenehm und schmerzhaft bei der Anwendung. 

Bitte entschuldigen Sie meine lange Nachricht. Ich weiß, dass eine Ferndiagnose schwierig ist, und dass das viele Infos auf einmal sind, aber vielleicht haben Sie noch eine Idee? Ich habe schon so einiges ausprobiert, hoffe ich habe nichts vergessen zu erwähnen... Ach ja, mein Stuhlgang ist aufgrund Flohsamen und ca. 3 l trinken am Tag relativ weich und geformt. Da ich an Nahrungsmittelunverträglichkeiten und einer schnellen Stuhlpassage leide, habe ich an manchen Tagen auch bis zu 4 Stuhlgänge. Zyklusbedingt machmal sogar mehr. Ich weiss, dass das auch nicht zuträglich zu meinen Schmerzen ist, aber so richtig verhindern kann ich den Stuhlgang nicht. Was ich auch nicht weiß, ist, wie lange muss ich Locacorten Vioform und Cicalfate cremen um eine Besserung zu erziehlen. Ich creme seit Donnerstag Abend über den Tag verteilt jeweils 2x pro Creme. Dazwischen alle 3 Stunden das Isosorbitdinitrat (lässt bei Entsapnnung die Wunde pochen).  Ich weiß, dass manches langwierig ist, nur ist meine Geduld mittlerweile leider auch nicht mehr die Beste, da sich so richtig keine Besserung einstellen will. Und ob diese Cremes die Schleimhaut nicht austrocken, weil ich das Gefühl habe, dass die Haut etwas zieht. 

Könnte es sein, dass meine Hämorrhoiden doch noch so ausgeprägt sind, dass sie ständig gereizt sind und die Schmerzen daher kommen? Oder von einer Entzündung der Schleimhaut bzw. kann der Schlißmuskel so entzündet sein? Abends habe ich wieder ständig etwas Blut auf dem Klopapier. Nur weiss ich nicht, ist das Blut von einer Hämorrhoide oder von der Entzündung. Ich trau mich schon gar nicht mehr zum Arzt zu gehen weil jede Kontrolle noch schmerzhafter ist, aber wie lange ich diese Schmerzen ertragen soll, weiß ich leider auch nicht. Ich bin 39 Jahre alt und mein Leben ist momentan gefühlt ein Scheiterhaufen weil ich aufgrund der Schmerzen zu nichts mehr fähig bin. 

Über eine Rückmeldung würde ich mich sehr freuen.

Freundliche Grüße

 

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Bisherige Antworten
Expertin Schönenberg-Hackenberg
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12.04.2021, 12:32 Uhr
Antwort von Expertin Schönenberg-Hackenberg

In der Tat ist eine Fernbeurteilung schwierig, die absolute Fülle an Informationen zeigt ihre Verzweiflung !!

Eine Analfissur oder auch Hämorrhoidenleiden erklären auf keinen Fall diesen dauerhaften Schmerzzustand. Ich vermute eher eine Reizung der superempfindlichen Analschleimhaut, die sicher durch die verschiedenen Eingriffe und Behandlungsvesuche sehr "gequält" ist.

Die kortisonhaltigen Salben können verantwortungsvoll nur für wenige Tage angewendet werden, und Achtung: Nitrosalbe bei Fissur kann die Schleimahut auch sehr reizen. Eine Fissur scheint ja abgeheilt oder /und keine Symptome zu machen. Ich würde im Moment raten, alle Salben wegzulassen  !!

Versuchen Sie kurze Sitzbäder mit Zusatz von Gerbstoffen: Tannolact oder einfacher schwarzer Tee, dann anschließend Zinksalbe zu Schutz auftragen.

Habne Sie Geduld, eine strapazierte Schleimhaut braucht mindestens Wochen zur Regeneration. Keine neuen Eingriffe, erstmal Geduld.....

Alles Gute !

Dr. E. S.

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12.04.2021, 18:32 Uhr
Antwort

Sehr geehrte Frau Dr. Schönenberg-Hackenberg,

ganz herlichen Dank für Ihre Rückmeldung und die Tipps. Da Sie von weiteren Eingriffen erst einmal abraten, sollte ich dann Dienstag in einer Woche auch keine weitere Gummibandligatur vornehmen lassen? Da die Schmerzen beim stehen und laufen zunehmen, kam mir der Gedanke, dass meine Hämorrhoiden 2. Grades vielleicht doch zu ausgeprägt sind und dann auf der entzündeten Haut "auflagern" und den Zustand so verschlimmern. Dass sie beim Stuhlgang austreten, aber von selbst wieder verschwinden kann dieses Brennen den ganzen Tag nicht auslösen? Desweiteren habe ich beim Stuhlgang diesen Fissurschmerz, aber eine Fissur kann keiner mehr sehen. Kann dies auch einfach von einer Stelle der entzündeten Analschleimhaut ausgehen?

Die Nitro und Kortisonsalbe werde ich erstmal weg lassen. Sitzbäder mit Tannolact habe ich bereits vorgenommen, aber vll hätte ich es auch länger als ein paar Tage machen müssen richtig? Geduld ist in meiner jetzigen Situation noch schwer zu bewahren, aber ich werde mir Mühe geben und auf Sie hören :-) Wenn Sie von einer Zinksalbe sprechen, kann ich dann die Cicalfate weiter nehmen? Diese scheint auf Kupfer und Zinkbasis zu sein. Trocknet Zink die Stelle dann irgendwann nicht zu sehr aus?

Es tut mir Leid, dass ich wieder so viele Fragen an Sie habe, aber irgendwann traut man sich auch nix mehr anzuwenden, aber der Schmerz bleibt.

Vielen Dank für Ihre Hilfe und Bemühungen!

Freundliche Grüße
Ani 

Expertin Schönenberg-Hackenberg
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13.04.2021, 11:08 Uhr
Antwort von Expertin Schönenberg-Hackenberg

Jetzt geben Sie ganz wichtige neue Informationen !!

Wenn vergrößerte Hämorrhoiden nach außen  vorfallen, kann die Schleimhaut gereizt sein und sich entzünden, dannn auch schmerzen (dies ist der einzige Befund, bei dem Hämorrhoiden Schmerzen auslösen !!). In diesem Fall würde man mit Kortisonsalben über einige Tage behandeln und die Hämorrhoiden dann im Verlauf operieren.  Eine Ligaturbehandlung ist hier NICHT sinnvoll !!

Wichtig wäre es für Sie, daß ein wirklich exakter Befund erhoben wird, dies gelingt nur mit einer genauen Untersuchung, auch mit Pressversuch. Bisher fehlt mir diese klare Einordnung, damit ist auch keine zielgereichtete Behanldung möglich.....

 

Alles Gute !

Dr. E. S.

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15.04.2021, 12:49 Uhr
Antwort

Nochmals Danke für Ihre Rückmeldung! Mir wurden von verschiedenen Proktologen Hämorrhoiden 2. Grades diagnostiziert, die seit Anfang März mit Verödung und Gummibandligatur behandelt wurden. Einen Pressversuch musste ich dabei jedes Mal ausüben und man meinte ein leichter Mukosaprolaps (ventral) wäre zusätzlich zu den oberflächlich entzündeten Hämorrhoiden vorhanden. Man könnte per HAL/RAR operieren, andere widerum meinten noch müsste man nicht operieren, Ligatur würde genügen. 
Da mich die Aussagen verunsichern und eine Operation ja die letzte Möglichkeit sein sollte, weiß ich ehrlich gesagt gerade nicht was ich tun sollte... Was mir aufgefallen ist, dass die Schmerzen z.B. bei voller Blase zunehmen. Könnte es sein, dass sich nach 2 Geburten eine Beckenbodenschwäche so sehr eingestellt hat, dass dies die Schmerzen um den After verstärkt?

Würde eine Ligaturbehandlung das Ganze denn noch verschlimmern?

Vielen Dank für Ihre Geduld liebe Frau Doktor, man selbst macht sich so viele Gedanken an was es liegen könnte und was man selbst noch dagegen machen kann, dass einem tausend Gedanken durch denk Kopf kreisen und dann manche Sachen vergisst zu erwähnen. 

Freundliche Grüße
Ani

 

Expertin Schönenberg-Hackenberg
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16.04.2021, 12:29 Uhr
Antwort von Expertin Schönenberg-Hackenberg

Verschlimmern wird eine Ligatur die Beschwerden nach meiner Erfahrung nicht, eine Ligatur kann auch sehr hilfreich sein bei einem Mukosaprolaps.

Allerdings rate ich von  Verödungen in Ihrer Situation unbedingt ab !! Verödungen sind nur geeignet für sehr geringe Hämorrhoiden und lösen häufig, zumindest vorübergehend durch die Einspitzungen Reizzustände der Schleimhaut aus. Eine Beckenbodenschwäche verstärkt dabei u.U. einen Mukosaprolaps, manchmal auch Schwellungszustände im Analbereich. Also - Sport ist wichtig, Gewicht optimieren, Beckenbodentraining. ....

Alles Gute !

Dr. E. S.

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16.04.2021, 13:19 Uhr
Kommentar

Nochmals Danke für Ihre Antwort!

Dass das Veröden nicht gut war, dieses Gefühl hatte ich danach auch irgendwie, weil das Brennen zugenommen hat.
Am Dienstag habe ich meinen nächsten Termin beim Proktologen und wollte ihn da fragen, ob er eine erneute Gummibandligatur vornehmen kann, statt erneut zu veröden.
Da gestern aber wieder Blut auf dem Stuhlgang aufgelagert war, habe ich wieder das Gefühl, dass die Fissur, die Ende Januar diagnostiziert wurde, wieder aufgegangen ist. Wenn dies so ist, sollte von einer Ligatur aber auch erst wieder Abstand genommen werden oder? Was mich nerven würde, weil die Hämorrhoiden ja auch immer noch ihren Teil zu allem beitragen :-(

Es ärgert mich so, dass irgendwie nichts längerfristig hilft. Ich trinke bis 3l täglich, inkl Einnahme von Flohsamen was meinen Stuhl eher weich formt und trotzdem ist alles wund und gereizt :-(

An Sport betreibe ich Hula Hoop weil das für den Beckenboden gut sein soll und ich habe nun wieder mit Beckenbodentraining angefangen. Vom Gewicht bin ich eher zu leicht als zu schwer :-)

Darf ich Sie fragen, was sie von Botox in den Schließmuskel in meiner Situation halten würden? Mir wird immer ein hoher Tonus diagnostiziert und Anfangs hat Isosorbiddinitrat ja geholfen, aber irgendwann hatte ich das Gefühl des Gewöhnungseffekts. Die Salbe habe ich auf Ihren Rat hin ja dann eh erstmal weg gelassen. Aber durch den durchgängingen Schmerzzustand habe ich schon auch das Gefühl, dass da unten nix abheilen kann. Und auch für meinen geistigen Zustand wäre weniger Schmerz langsam aber sicher auch gut:-( Die Ärztin die mir Kortison Salbe für die Schleimhautreizung verschrieben hat (was leider auch keine Linderung gebracht hat) meinte, dass man es mit Botox auch ohne sichtbare Fissur probieren könnte.

Über eine weitere Rückmeldung würde ich mich sehr freuen! Vielen Dank für Ihre Zeit!

Freundliche Grüße
Anit

 

Expertin Schönenberg-Hackenberg
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17.04.2021, 11:09 Uhr
Antwort von Expertin Schönenberg-Hackenberg

Ich persönlich würde in Ihrer Situation von Botox Injektionen abraten, die Ursache der Beschwerden ist ja gar nicht eindeutig identifiziert und  Botox wäre wieder ein neuer Eingriff.

Wenn tatsächlich der Spinktertonus so hoch ist (bitte Arzt fragen !!), empfehle ich eher einen Analdehner, denn dies ist individuell zu steuern und nebenwirkungsfrei. Auch eine erneute Ligatur  würde ich nur empfehlen, wenn die Hämorrhoiden weiterhin sehr groß wären.

Sicher berichten Sie noch einmal nach der neuen Untersuchung !!

 

Dr. E. S.

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