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Vermuteter Östrogenmangel

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Frauenheilkunde | Expertenfrage

25.08.2019 | 11:56 Uhr

Sehr geehrte Experten,

ich hätte eine Frage: Widerspricht ein in der Zytologie festgestellter Proliferationsgrad von 3-4 nicht der Vermutung einen Östrogenmangels?

Vielen Dank im voraus für Ihre Antwort!

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Expertin-Grüne
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25.08.2019, 12:29 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo Jack,

das ist richtig. Ein Proliferationsgrad von 3-4 zeigt ein Scheidenepithel, das unter Östrogeneinfluss steht. Das kann aber auch z.B. durch eine östrogenhaltige Scheidencreme bedingt sein.
Wie alt sind Sie denn, nehmen Sie ein Verhütungsmittel ein und haben Sie regelmäßige Zyklen?

viele Grüße
Dr. Grüne

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25.08.2019, 15:10 Uhr
Kommentar

Sehr geehrte Frau Dr. Grüne,

vielen Dank für Ihre schnelle Antwort!

Der Sachverhalt stellt sich wie folgt dar: Im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung wurde eine Portioektopie diagnostiziert, genauer: "Epithel mit kleineren Einblutungen, V.a. unspez. Kolpitis bei Östrogenmangel". Es wurde eine Östrogensalbe verordnet. Soweit so gut. Reichlich eine Woche später waren wir nochmals bei dem FA (wir hatten die Salbe zu Hause vergessen; ca. 430km Entfernung), um nochmal ein Rezept für die Salbe zu bekommen (diese sollte ja 2 Wochen lang täglich angewendet werden). Inzwischen lag der Befund der Zytologie vor: PAP I, Grad 3-4, ...
Nach meiner Interpretation, welche Sie bestätigt haben, spricht dieser Befund gegen einen Östrogenmangel, d.h. der FA hätte seine ursprüngliche Diagnose revidieren müssen, nicht wahr?

Falls in dem Fall relevant: Zyklen ziemlich regelmäßig, keine Verhütungsmittel.

Vielen Dank und viele Grüße!

 

Experte-Warm
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25.08.2019, 14:05 Uhr
Antwort von Experte-Warm

Hallo, der Proliferationsgrad 4 zeigt den höchsten Ausreifungsgrad der Zellen der Haut (histolog.nicht verornendes Plattenepithel) in der Scheide und am Muttermund an und ist während der Geschlechtsreife völlig normal. Mit zunehmendem Alter nimmt der Proliferationsgrad durch Östrogenmangel ab.

Liebe Grüße PD Dr.Warm

Experte-Warm
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25.08.2019, 14:07 Uhr
Antwort von Experte-Warm

muss nicht verhornendes Platteneipthel heißen

Expertin-Grüne
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25.08.2019, 18:46 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo Jack,

da haben Sie recht. Allein regelmäßige Zyklen in der fruchtbaren Lebensphase ohne hormonelle Verhütung sprechen gegen einen Östrogenmangel.

viele Grüße
Dr. Grüne

 
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26.08.2019, 00:01 Uhr
Kommentar

Hallo Frau Dr. Grüne,

vielen Dank für Ihre weitere Antwort!

Wenn ein Östrogenmangel jedoch vom Prinzip her als Ursache für die Veränderungen an der Portio auszuschliessen ist, stellt sich die Frage, was als Ursache dafür in Betracht kommt?
Ist das Gewebe am Muttermund derartig sensibel, dass schon geringfügigste Berührungen solche Einblutungen auslösen können (die Abstrichentnahme mit einer Bürste hat Blutungen verursacht, die für meine Begriffe doch schon etwas mehr als geringfügig waren, allerdings war der fragliche Bereich nicht davon betroffen)?

Vielen Dank und viele Grüße!

 

Expertin-Grüne
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26.08.2019, 07:13 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo Jack,

Ursache ist häufig eine Entzündung. Das muss nichts Schlimmes sein. Ohne Beschwerden ist auch eine Behandlung nicht erforderlich. Zur Sicherheit kann man, wenn Sie jung sind, mal einen Chlamydientest machen.

viele Grüße
Dr. Grüne

 
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26.08.2019, 07:29 Uhr
Kommentar

Hallo Frau Dr. Grüne,

vielen Dank für Ihre Antwort!

Wenn ich es nicht falsch in Erinnerung habe, besagt ja Theorie, dass Gebärmutterhalskrebs sich aus persistenten Entzündungen entwickelt, wäre also nicht eine Behandlung einer Entzündung angeraten (auch wenn das aktuelle Abstrichergebnis eigentlich gegen eine Entzündung spricht)?
Wie würde eine solche Behandlung erfolgen? Was müsste dieser ggf. an weiterer Diagnostik vorausgehen?

Was das Thema Chlamydien angeht, wäre die Frage, wie "jung" zu definieren ist? ;-)

 

Vielen Dank und viele Grüße!

 

Expertin-Grüne
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26.08.2019, 18:48 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo Jack,

ein Chlamydienscreening soll nach Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses bis zum 25. Lebensjahr angeboten werden.
Auch bei älteren Frauen kann aber eine Untersuchung auf Chlamydien sinnvoll sein, wenn entzündungsbedingte Veränderungen vorliegen.
Gebärmutterhalskrebs entsteht fast ausschließlich auf der Basis von HPV-Infektionen. Auch das lässt sich per Abstrich untersuchen, nach den derzeitigen Bestimmungen müssen die Kosten dafür aber selbst getragen werden, sofern (wie bei Ihnen - Pap I) keine zytologisch Veränderung vorhanden sind.

viele Grüße
Dr. Grüne

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26.08.2019, 23:12 Uhr
Kommentar

Hallo Frau Dr. Grüne,

vielen Dank für Ihre Antwort!

Die Frage, welche weiteren diagnostischen Untersuchungen angeraten wären, um die Ursache der Veränderungen abzuklären, ist aber noch nicht vollständig beantwortet. Oder wären Chlamydien die einzige Möglichkeit für derartige Veränderungen, wenn diese offenbar nicht auf einen Östrogenmangel zurückzuführen sind?
[Mich würde dazu auch die Meinung von Dr. Warm interessieren, schließlich kann auf Basis umfangreicherer Informationen und mehrerer Meinungen besser eine Entscheidung getroffen werden, welche Schritte ggf. unternommen werden.]

Gebärmutterhalskrebs dürfte eigentlich auf absehbare Zeit kein Thema sein, denn über PAP I hinaus war auch der HPV-Test negativ. Da wäre eher die Frage, ob die Veränderungen das sehr  geringe Restrisiko doch wieder relevant erscheinen lassen oder auch andere Krebsarten stärker in den Fokus rücken lassen (gerade von Chlamydien ist ja bekannt, dass diese so ziemlich alle Bereiche des Urogenitalsystems infizieren können)? 

Vielen Dank und viele Grüße!

Expertin-Grüne
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27.08.2019, 07:09 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo Jack,

ein Chlamydientest aus einer Erststrahlurinprobe könnte eine solche Infektion ausschließen. Ansonsten würde ich bei Beschwerdefreiheit keine weiteren abklärenden Maßnahmen ergreifen und die Veränderung lediglich im Rahmen der nächsten Früherkennungsuntersuchung kontrollieren lassen.

viele Grüße
Dr. Grüne

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27.08.2019, 08:43 Uhr
Kommentar

Hallo Frau Dr. Grüne,

vielen Dank für Ihre Antwort und viele Grüße!

Expertin-Grüne
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27.08.2019, 16:22 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo Jack,

sehr gern - alles Gute weiterhin!

viele Grüße
Dr. Grüne

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