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Lichen sclerosus, Candida oder Psyche?

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Frauenheilkunde | Expertenfrage

11.06.2018 | 20:21 Uhr

Ich bin nur 24 Jahre alt und am Ende meiner Kräfte und weiß mir nicht mehr zu helfen. Begonnen hat es vor einem Jahr, mit einem stark ausgeprägten Scheidenpilz, den ich mit gewohnten Mitteln behandelt habe, doch nicht richtig losgeworden bin. Der Juckreiz und Schmerz, der sich alsbald mehr nach Nadeln im Schritt anfühlte als wie das Pilz-typische Jucken, blieb. Meine erste Gyn meinte bloß, die Haut sei "gereizt" von der Behandlung und verschrieb mir Schutzsalben. Im Laufe des letzten Jahres ist der Juckreiz monatlich zurückgekehrt. Am After juckte es schon immer genau wie in der Scheide und auf der Vulva. Immer etwa zwei Wochen nach der Periode, somit also in der Mitte des Zyklus- und blieb bis zur nächsten Periode. Ich dachte an eine hormonelle Störung, die Pilze auslöst, doch bei einer weiteren Untersuchung konnte kein Pilz erkannt werden. Ich hatte mich schon fast "gewöhnt", und im Winter tatsächlich zwei Monate beschwerdefrei gelebt.

Dann aber ist Anfang März mein Vater, den ich sehr liebe und wertschätze, sehr plötzlich lebensbedrohlich krank geworden. Am Tag nach seinem Komafall hatte ich den nächsten schrecklichen Pilz. Diesmal war er auch gut sichtbar und äußerte sich mit Ausfluss etc. Die nächste Pilzbehandlung- eine Woche später war der Pilz laut Gyn weg, der Juckreiz aber noch immer da. Es fiel mir schon da schwer, einfach "nicht daran zu denken". Neben der Sorge um meinen Vater ist dieser lästige Juckreiz alles, was mir im Kopf herumspukt. Weil ich mich von meiner ersten Gyn nicht ernstgenommen gefühlt habe, habe ich eine neue aufgesucht. Die ist sehr verständnisvoll, verschrieb mir erstmal Deumavan und meinte, ich solle zum Hautarzt gehen, Verdacht auf Candida im Darm. Da ich im vorigen Jahr über längere Zeit Antibiotika nehmen musste und diese erst zwei Monate vor dem ersten Pilz absetzte, lag dieser Verdacht wohl nahe. Der Hausarzt hat mir Nystatin verschrieben, wieder eine Clotrimazol-Creme (gegen die ich allerdings immun zu sein scheine) und mir die Candida-Diät auferlegt. Indessen ist der Juckreiz seit März chronisch geworden, am After stärker als an der Vulva, aber sehr selten IN der Scheide.

Seit zwei Wochen esse ich also nur noch Gemüse und Nüsse. Ich habe keine Energie ohne Kohlenhydrate, und das Nystatin scheint auch nicht zu helfen. In den ersten Tagen der Einnahme litt ich unter starkem Schwindel und Kopfschmerz. Ein Hinweis auf absterbende Pilze- allerdings hat jeder Mensch Pilze im Körper, und vielleicht sind die ja gar nicht der Übeltäter. Denn dann müsste ich doch schon Besserung verspüren, oder?

Der Juckreiz und das Stechen sind so schlimm geworden, dass ich keine langen Strecken laufen kann. Wenn ich ruhe und sitze, geht es, bis auf ein gelegentliches Kribbeln, aber sobald ich gehe, fängt es an, zu scheuern und zu jucken. Nachts habe ich sonderbarerweise keine Beschwerden. Ich schlafe nackt. An manchen Tagen verlasse ich früher die Universität, weil ich es nicht mehr aushalte, besonders am After fühlt es sich an, als hätte ich mich nicht abgewischt. Ich habe meine Schambehaarung wachsen lassen, um zu sehen, ob die Stoppeln dran Schuld sein könnten, doch die nachwachsenden Haare haben alles noch schlimmer gemacht. Also habe ich mich wieder rasiert. Mit Sensitive-Schaum und anschließendem Deumvan. Ich benutze außer Sagella Med Waschlotion keine Produkte zur Hygiene, trage ausschließlich Bio-Baumwoll-Unterwäsche und habe in den letzten Wochen nur mit Kondom mit meinem Freund (der beschwerdefrei und Gott sei Dank sehr lieb und verständnisvoll ist, sonst würde ich- ungelogen- suizidal werden, denn ich leide sowieso unter Borderline und Depressionen, und das alles macht es gerade wieder sehr, sehr schlimm für mich, zumal ich solche Sorgen um meinen Vater habe) geschlafen. Wir benutzen Gleitgel. Sex bereitet mir KEINE Schmerzen. Im Gegenteil, ich habe oft das Gefühl, danach geht es mir allgemein besser.

Letzte Woche war ich wieder bei meiner neuen Gyn. Sie hat sich viel Zeit genommen und meine Scheide genaustens untersucht. Bis auf Rötungen sei nichts zu erkennen. In der Scheide selbst ist kein Pilz, sie hat einen pH-Test gemacht. Sie hat mir dennoch NystaLocal verschrieben. Seit Verwendung der Salbe ist das Jucken am After besser geworden. Jedoch scheuert und sticht es jetzt an der Vulva wieder. Da sich das Jucken an Po und Vulva sowieso immer schon abgewechselt hat, habe ich Angst, dass die Linderung gar nichts mit NystaLocal zu tun hat, sondern lediglich gerade mal wieder "vorne" schlimmer ist als hinten. Meine Gyn meinte, wenn es über's Wochenende nicht besser wird, soll ich nochmal kommen, damit wir "Hauterkrankugen" ausschließen können.

Jetzt habe ich, blöd, wie ich bin, gegooglet, und bin auf Lichen Sclerosus gestoßen. Seit gestern leide ich unter Panikattacken und Heulkrämpfen, weil ich solche Angst habe, dass diese Krankheit hinter meinen Beschwerden stecken könnte. Pilzinfektionen werden ja wohl dadurch begünstigt, und der andauernde, gegen alle Pilzmittel resistent zu scheinende Juckreiz/Schmerz ist typisch. Ich habe meine Vulva im Handspiegel untersucht- weiße Flecken oder Verhärtungen sind nicht sichtbar, ebenso hat meine Gyn ja wohl keine entdeckt am Freitag. Ich habe manchmal kleine Risse am Scheideneingang, die jedoch vom Rasieren kommen könnten und auch schon früher- ohne Beschwerden- in Erscheinung getreten sind. Meine Haut ist gerötet, leicht trocken, aber nicht verhärtet oder wulstig. Außerdem leide ich keinerlei Schmerzen beim Sex, Wasserlassen oder Stuhlgang. Die gegenwärtigen Beschwerden beschränken sich- und das ist schlimm und quälend genug- also auf:

- anhaltender Juckreiz und Schmerzen, besonders bei längerer Bewegung, wie Scheuern, im Anal- und äußeren Genitalbereich

- gelegentliches Stechen IN der Scheide

- gerötete, sonst aber unauffällige Haut

- Resistenz gegenüber jeder bisher verschriebenen Salbe

Da es noch dauert bis zu meinem nächsten Termin bei der Gyn, und ich absolut nicht mehr klarkomme und nur noch weine und schreie und meine Psyche so schlecht ist wie seit Jahren nicht, weil ich deswegen Uni und Arbeit verpasse/absage und mein eigentlich so erfülltes Sexleben seit Monaten stark darunter leidet und mein Leben sowieso nicht mehr ist, wie es mal war, dachte ich, ich schildere meine Probleme mal jemand anderem als den üblichen Behandelnden, und frage, was wohl dahinter stecken könnte.

Meine konkreten Fragen wären also: Kann Lichen sclerosus auch ohne weißliche Verfärbungen u. Verhärtungen, nur in Form eines andauernden Juckreizes und Schmerzes auftreten? Soll ich weiterhin die Candida-Diät einhalten und Nystatin einnehmen oder schade ich mir damit mehr, als dass ich mir helfe? Wie kann ich entspannen und meine Gedanken von dem Leid wegbewegen?

Vielen Dank, ich weiß, das war viel zu lesen, aber ich kann einfach nicht mehr, das ist kein Leben im Moment.

Liebe Grüße.

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Bisherige Antworten
Expertin-Grüne
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11.06.2018, 21:47 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo Widder,

der Lichen sclerosus ist eine chronisch entzündlichen Hauterkrankung, die typischer Weise mit diskreten weißlich-glatten Verfärbungen der betroffenen Hautareale einhergeht. Solche Anzeichen gibt es bei Ihnen nicht.
Dennoch kann man eine solche Erkrankung aufgrund Ihres langen und eindrucksvollen Krankheitsverlaufes sicherheitshalber durch eine Gewebsprobe ausschließen.
Ggf. können Sie sich an eine spezielle Dysplasie- /bzw. Vulvasprechstunde wenden, wo auch mit einer Lupenvergrößerung untersucht wird. Velleicht gibt es soetwas in Ihrer Nähe (Uniklinik?).

viele Grüße!

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