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Hormonchaos und wiederkehrender Haarausfall unter Homongabe

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Frauenheilkunde | Expertenfrage

03.09.2023 | 16:49 Uhr

Sehr geehrte Frau/sehr geehrter Herr Dr.,

ich schreibe Ihnen, weil ich inzwischen sehr verzweifelt bin und nicht mehr weiß, was ich machen soll. Es geht in erster Linie um meinen schlimmen Haarausfall (diffus), der mich im Prinzip immer wieder seit Jahren begleitet, aber im letzten dreiviertel Jahr so schlimm wurde, dass sich die Seiten inzwischen deutlich lichten.

Ich muss leider ziemlich ausholen um mein Problem zu schildern. Ich bin inzwischen fast 47 Jahre und habe mit 15 das erste mal die Pille verschrieben bekommen und habe - mit einigen Pillenpausen - also viele Jahre Hormone genommen. Ich hatte in den Jahren, auch bedingt durch einige Umzüge und verschiedene Vorlieben von Gynäkologen sowie durch Probleme mit einigen Pillen, einige Pillenwechsel. Ich hatte rückwirkend betrachtet immer wieder periodisch auftretenen starken diffusen Haarausfall - auch oder gerade auch unter antiandrogen wirkenden Pillen. Ich erinnere mich daran, dass ich mindestens unter Marvelon, Lovelle, Valette und Neo-Eunomin stark gelitten habe. Ich habe zusätzlich leider über viele Jahre Probleme mit (zyklusabhängigen) Beschwerden gehabt, vor allem mit Blick auf starke Schmerzen im Bereich der Blase, die auf Schmerzmittel kaum ansprachen. Ich habe viel mit Pillenwechseln experimentiert und war immer wieder zwischendurch ohne Hormone. Die Schmerzen wurden nach einiger Zeit ohne Hormone schlimmer, je nach Pilleneinnahme aber der Haarausfall schlimmer. Mit 38 Jahren war ich wieder eine Weile hormonfrei, wurde gewollt schwanger, hatte eine Fehlgeburt und musste nach Komplikationen zweimal operiert werden. Als Beibefund hat sich überraschend eine ausgeprägte Endometriose dargestellt, die wohl auch für meine jahrelangen Beschwerden an der Blase verantwortlich waren (Herdbefall, Verwachsungen). Ich habe nach der OP erstmal wieder die Pille genommen (Yasmin) Wegen immer noch vorhandenem Kinderwunsch habe ich die Pille aber wieder abgesetzt und wurde schnell wieder schwanger. Mit 40 habe ich meine Tochter entbunden und aus Angst vor wiederkehrender Endometriose bin ich 2 Monate später wieder mit der Yasmin angefangen. Alles in allem ging es mir mit dieser Pille gut und ich war 3 Jahre lang nahezu beschwerdefrei. Dann hatte ich mit 43 Jahren einen positiven PAP-Abstrich, der sich als In-situ-CA am Cervix entpuppte. Ich bin zweimal operiert worden, und weil immer noch hochgradig dysplastisches Gewebe nachweisbar war und ich ohnehin befürchtet habe, dass ich, wenn ich irgendwann die Pille absetzen würde, wieder Probleme mit der Endo bekommen würde, hab ich mich dazu entschieden, den gesamten Gebärmutterhals samt Uterus entfernen zu lassen. Dann nahm das Elend wieder seinen Lauf. Mein Gyn sagte, ich bräuchte die Yasmin nicht mehr und gab mir Dienogest. Ich habe aber massive Wechseljahrsbeschwerden bekommen. Brutaler Haarausfall, Migräne mit Auren und nächtlichem Erbrechen, Hitzewallungen, Angstattacken und Depressionen. Ein Hormonspiegeltest ergab fast kein nachweisbares Östrogen (unter 5). Mein damaliger Gyn war inzwischen im Ruhestand und sein Nachfolger verschrieb mir Estradiol (2mg). Erst ging es gut, dann kamen aber die Beschwerden mit der Blase zurück. Daraufhin bin ich auf HET Ladivella umgestiegen. Die nächtlichen Schweißattacken wurden trotz HET wieder extrem schlimm, der Haarausfall setzte wieder ein und ich wurde depressiv. Nach 5 Monaten habe ich insgesamt etwa ein Drittel meiner Haare verloren. Daraufhin bekam ich wieder die Antibabypille. Diesmal Aristelle. Erst wurde der Haarausfall etwas besser, um dann nach etwa 6 Monaten mit voller Wucht zurück zu kommen. Auf mein Bitten auf einen Wechsel bekam ich nach knapp einem Jahr dann Belara. Auch hier wurde der Haarausfall nach 3-4 Monaten besser, nach einigen weiteren Monaten Einnahme aber wieder schlimmer. Außerdem hatte ich 5-tägige Migräneattacken mit Erbrechen. Der Haarausfall lag bei 250 Haaren täglich. Aus Verzweifelung und weil ich so lange auf einen Termin beim Gyn warten musste, habe ich für kurze Zeit Yasmin genommen (ich hatte noch 2 Blister in der Schublade). Mein Gyn sagte mir, dass meine Beschwerden evtl vom Ethinylestradiol aus der Pille kommen würden und sagte, ich solle die Pille ganz sein lassen und verschrieb mir darauf hin Lafamme (2/2). Nach kurzer Zeit wurde meine Haut besser, die Kopfschmerzen verschwanden, der Haarausfall auch. Für ca 5-6 Wochen. Dann ging wieder alles von Vorne los. Ich bin jetzt bei Haarausfallspitzen von 300-400 Haaren, bin deswegen panisch, darüber hinaus depressiv und meine Haut ist so trocken, dass ich überall Schuppen verliere. Da ich seit einiger Zeit Haarausfall- und Kopfschmerztagebuch führe, habe ich den Verdacht, dass der kurzfristige Rückgang des Haarausfalls diesmal auf genau die 2 Blister Yasmin fallen. Zumindest passt es zeitlich, dass der Haarausfall nach etwa 2 Monaten nach Yasmin-Start verschwand und etwa nach 2 Monaten Lafamme wieder einsetzte. Jetzt nehme ich seit knapp 5 Monaten Lafamme und mir geht es wie gesagt sehr schlecht. Ich habe absolutes Hormonchaos, habe ganze Büschel in der Bürste und das Haarkleid ist dünn und strubbelig. Bin depressiv, habe Schlafstörungen, Angstattacken und eben das Problem mit der Haut.

Ich bin verzweifelt und weiß nicht was ich tun soll. Ich habe das Dienogest im Verdacht, weil mir das früher schon Probleme bereitet hat. Ich überlege, wieder die Yasmin zu nehmen (habe die früher gut vertragen, habe aber Sorge, dass ich irgendwie überhaupt kein Gestagen mehr vertrage und nach einiger Zeit Verbesserung wieder alles erneut von vorne losgeht, ähnlich wie mit der Belara). Aber ganz ohne Gestagen traue ich mich momentan auch irgendwie nicht, aus Sorge, dass die Blase wieder schlimmer wird. Und ganz ohne Hormon auch nicht, weil ich dann evtl meinen Rest Haare auch noch verliere.

Denken Sie, es liegt am Ethinylestradiol, weil es meine körpereigene Restproduktion Östrogen runterregel und der Spiegel möglicherweise insgesamt nicht stimmt? (Verdacht meines letzten Gynäkologen)

Oder am Dienogest (und dem Chlormadinon), was ja auch das Östrogen blockiert? (Meine meine Hautärztin)

Kann es sein, dass ich inzwischen grundsätzlich Gestagene nicht mehr vertrage? (Die Probleme traten ja zuletzt auch unter Belara auf).

Soll ich mich trauen, wieder auf die Yasmin zu gehen, die immer eigentlich recht gut vertragen habe (aber wieder einen Hormonwechsel bedeutet mit unklarem Ausgang)?

Gibt es eine Möglichkeit, die ich bisher nicht in Betracht gezogen habe? Vielleicht ganz ohne Hormon versuchen? Oder mit ganz anderen Kombinationsmöglichkeiten?

Ich benötige wirklich dringend Rat. Vielen Dank und sorry für den langen Text.

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Expertin-Grüne
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03.09.2023, 20:17 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo SteffiKa,

mit dem Haarausfall ist es so eine Sache.
Der Effekt einer Therapie oder eines Hormonpräpartes ist aufgrund des Haarwuchszyklus immer erst nach 3-4 Monaten zu bemerken.
Um die Ursachen besser einzugrenzen, würde ich die Vorstellung bei einem darauf spezialisierten Hautarzt ("Haarsprechstunde") empfehlen. Da kommt nämlich oft mehreres zusammen. Es gibt gute Präparate, die an der Haarwurzel ansetzen, auch die brauchen ihre Zeit, bis sie wirken.

In der Hormonersatztherapie gibt es ein Präparat, welches das in Yasmin enthaltene Drospirenon enthält. Darauf könnte man parallel ebenfalls umstellen. Fragen Sie Ihre Ärztin mal danach.

viele Grüße
Dr. Grüne

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05.09.2023, 19:14 Uhr
Kommentar

Sehr geehrte Frau Dr. Grüne,

vielen Dank für Ihre Antwort!

Mir ist durchaus bewusst, dass ein Hormonwechsel o.ä. erst zeitversetzt mit mindestens 2 -3 Monaten Abstand wirkt. Das ist unter anderem der Grund, warum ich ein Tagebuch führe, weil ich einfach zu viele verschiedene Symptome und zu viele Wechsel in letzter Zeit hatte, um da langfristig noch den Überblick zu behalten.

Ich benutze auf Anraten meiner Hautärztin bereits Minoxidil 5% einmal täglich. dazu einmal täglich Elcranell und als Nahrungsergänzung Pantovigar. Ich fürchte, viel mehr geht da nicht.

Das Problem sind die widersprüchlichen Vermutungen meiner Ärzte: Mein Gynäkologe meinte zuletzt, es könne nicht an der Pille liegen, weil ich bereits Pillen mit Wirkstoffen, die antiandrogen wirken, probiert hätte und die eigentlich wirken müssten. Meine Hautärztin jedoch sagte, dass ich einen diffusen Haarausfall hätte, keinen androgenetischen und dass dieser durchaus auf die angewendeten Pillen zurückzuführen sei und eher mit zu niedrigem Östrogen assoziiert sein könnte. Eine Hormonspiegelmessung unter HET ist aber offenbar sinnlos.

Ich habe schon so viel experimentiert und jedes weitere Experiment kann zusätzlichen Haarverlust bedeuten (oder eben wieder neue Endometriose-Herde).

Denken Sie, ein Versuch mit Estradiol (wieviel Milligramm?) mit frei kombiniertem Drospirenon (wieviel Milligramm?) könnte mir nützen?

MfG SK

Expertin-Grüne
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05.09.2023, 21:06 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo SteffiKa,

das müsste man nicht frei kombinieren, es gibt ein Estradiol/Drospirenon Präparat. Die enthaltene Estradiol Dosis wird keinen bedeutsamen Effekt auf eine Endometriose haben.
Fragen Sie mal Ihren Arzt danach.

viele Grüße
Dr. Grüne

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06.09.2023, 21:44 Uhr
Kommentar

Vielen Dank Ihnen!

Expertin-Grüne
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07.09.2023, 07:15 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Sehr gern!

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