ein freund von mir war immer schon sehr mager - seit einiger zeit hat er aber weiter abgenommen. vor kurzem überraschte ich ihn als er gerade auf der waage stand - 60 kg bei 190 cm. ich wollte mit ihm reden, aber er sagt nur, dass er immer schon dünn war und das wäre OK für ihn. er wohnt alleine und ich weiss nicht ob dieses gewicht für ihn nicht doch zu niedrig ist? ebenso habe ich an magersucht gedacht, aber bei einem mann kann ich mir das schwer vorstellen. soll ich etwas unternehmen und was?
ist mein freund magersüchtig?
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Antwort
Hallo und herzlichen Dank für Ihre Anfrage! <p>Da Ihr Freund sehr wenig wiegt machen Sie sich Sorgen, was sehr verständlich ist. Sein Gewicht liegt nach Ihren Angaben im deutlich kritischen Untergewichtsbereich, bei diesem langfristig Nährstoffmangel und hieraus resultierende Stoffwechsel-Erkrankungen entstehen können. Wichtig wäre jedoch auch, zu wissen, wie alt er ist und wieviel er gewöhnlich gewogen hat. Ob eine Magersucht vorliegt kann ich so nicht sagen, da ich sein Eßverhalten nicht kenne. Wenn auch prozentual weniger Männer an Magersucht erkranken, haben in den letzten Jahren auch bei Männern Eßstörungen wie Anorexia oder /und Bulimia nervosa zugenommen. Vermutlich liegt die Dunkelziffer bei Männern relativ hoch, da Männer gewöhnlich weniger über ihre inneren Konflikte und Probleme sprechen als Frauen.Sie schreiben, daß er Ihnen sagte, er sei schon immer so dünn gewesen und es sei so ok für ihn. Haben Sie denn das Gefühl, daß er dabei einen wohligen Eindruck macht?
Je nachdem wie intensiv ihr zwischenmenschlicher Kontakt ist, können Sie versuchen, ihm das Gefühl zu vermitteln, daß er mit Ihnen reden kann und Sie für ihn da sind, wenn er über mögliche Konfliktsituationen reden möchte. <p>Wenn Sie merken, daß er ausweicht oder zum Ausdruck bringt, daß es ihm gut geht, Sie jedoch dennoch arge Bedenken bzgl. seines niedrigen Gewichts haben, können Sie versuchen, ihn auf gesundheitliche Folgen bei Untergewicht hinzuweisen und ihn anstoßen, sich doch einfach mal ärztlich untersuchen zu lassen, ob seine Blutwerte soweit in Ordnung ist oder es evtl. auch sinnvoll wäre, Nährstoffpräparate zu verschreiben. <p>Die Entscheidung, zum Arzt zu gehen oder sich bei eventuellen Eßstörungen Hilfe zu suchen, kann letztlich nur ihr Freund selbst treffen. So traurig es ist, aber Sie können einen kranken Menschen nicht zwingen, gesund zu werden. Sie können ihm Wege und Möglichkeiten aufzeigen. Gehen muß der/die Kranke diesen Weg selbst und das ist nur möglich mit einer inneren ereitschaft. <p>Was mir ansonsten als mögliche ?Hilfestellung einfällt, wäre z. B. die Möglichkeit, mit ihm sportliche Aktivitäten zu unternehmen, durch die er möglicherweise Appetit bekommt und auch Muskeln aufbaut. Sie könnten ihm z. B. auch vorschlagen, gemeinsam mal etwas zu kochen oder essen zu gehen. Doch das sollte natürlich - aus der Freude daran - vorgeschlagen werden und nicht aufdringlich bzw. wegen Besorgnis zum Vorschlag kommen. Bei derartigen Aktivitäten hätten Sie die Möglichkeit, ihn in seinem Verhalten zu beobachten und vielleicht mag sich sogar aus der ein oder anderen Situation heraus ein passendens Gespräch entwickeln... <p>Über Verhaltensmöglichkeiten als Freund(in), Bekannter usw gegenüber Eßgestörter (speziell Magersucht) können Sie unter folgender Web-Site mehr erfahren:
http://www.magersucht-online.de/ <p>PS: In unserem Ernährungs-Channel, Psyche+Ern., Hilfe zur Selbsthilfe, finden Sie übrigens Adressen (bundesweit) von Institutionen für Eßstörungen, sollte ihr Freund diese wünschen. <p>Alles Gute und herzliche Grüße von
Tanja Ploch vom Lifeline-Expertenteam
Antwort
hallo,
danke für die antwort.
mein freund ist 28 Jahre. ich kenne ihn seit ca. 10
Jahren. in den letzten 5 jahren haben wir uns nur sehr selten
gesehen. früher wog er so um die 70 kg. es ist mir
gelungen ein wenig mit ihm zu sprechen. er hat zugegeben
vielleicht 2-3 kg abgenommen zu haben, nachdem seine letzte
langjährige beziehung (5 jahre) in die brüche gegangen ist.
er sagt ihm fehle es an appetit, wenn es ihm schlecht geht -
im gegensatz zu anderen leuten, die dann besonders gerne essen.
ausserdem hat er behauptet manchmal auch schon weniger als
60 kg gewogen zu haben. ich solle mir also keine sorgen machen -
ich wollte, dass er mir verspricht, darauf zu achten, nicht weiter
abzunehmen. aber er sagte nur, versprechen kann er nichts, aber
das regelt sich schon wieder von selbst - er wird schon wieder zu-
nehmen.
zu seinem essverhalten: er trinkt zum frühstück kaffee und raucht
dazu eine zigarette, ohne zu essen. sehr oft sagt er, dass er schon
gegessen hat oder gerade keinen hunger hat. sein kühlschrank
ist meist relativ leer - also kann er wohl nicht so viel essen?
Antwort
Hallo,
vielen Dank für Ihre Rückantwort! Aus Ihrer Beschreibung entnehme ich, daß Ihr Freund sich über seinen Appetitmangel und deren Ursache (Beziehungs-Trennungsschmerz) bewußt ist und darauf vertraut, daß er sich wieder erholt, wenn er die Trennung weitestgehend verarbeitet und überwunden hat. Tiefe Trennungsschmerzen werden häufig mit Appetitmangel erlebt. Der Magen ist dann wie zugeschnürt. Erst wenn diese Verletzung nicht mehr so akut empfunden wird wandelt sich das Eßverhalten bei vielen Menschen dahingehend, daß sie zu Süßem greifen. Aber wie Sie auch schon schreiben werden verletzte Gefühle unterschiedlich ausgelebt. Der eine flüchtet sich in Süchte wie Alkohol und Nikotin, der andere ?rettet sich in Arbeit rund um die Uhr, der nächste sorgt für andere Aktionen und wieder ein anderer zieht sich zurück und so weiter.
Ich denke, daß das Gespräch mit Ihrem Freund schon hilfreich war und Sie darauf vertrauen sollten, daß er einen Weg mit der Zeit findet, wieder mehr Freude und Appetit zu empfinden.
Wenn Sie mögen, könnten Sie ihm ja evtl. einen Anstoß geben, sich vorübergehend mit einem Multivitaminpräparat und z. B. auch Johanniskraut (natürliche Stimmungsaufheiterung durch Stärkung der Nerven) etwas Gutes zu tun bzw. möglichen Nährstoffmangel vorzubeugen, die langfristig Störungen und Erkrankungen auslösen können (gerade wenn er viel Kaffee trinkt und raucht). <p>Viele Grüße von Tanja Ploch vom Lifeline-Expertenteam