BULIMIE-BLUT ERBROCHEN

Liebe Neda,
hast Du eigentlich schon diese Antwort an Dich und Lisa erhalten (da ich sie nur einmal ins Board zur Anfrage von Lisa setzte)?
Falls nicht, möchte ich sie Dir hiermit noch zukommen lassen.
Was sind das für doofe Tabletten von Deiner Mutter? Und hast Du mittlerweile Deine Regelblutung bekommen oder etwas anderes unternommen?
Liebe Grüße von Tanja Ploch <p>Hier nun die Antwort an Euch beide: <p>Liebe Neda, liebe Lisa, <p>Ihr beide kämpft mit Magersucht und Bulimie sowie der mächtigen Angst, zuzunehmen. Danke für Eure
Zeilen und Fragen! Ich antworte Euch beiden zusammen, da ich denke, es betrifft Euch beide ähnlich.
Ihr beide habt festgestellt, daß Eure Regelblutung ausbleibt. Das ist bereits ein sehr ernstzunehmendes
Warnsignal Eures Körpers, der hiermit eine Störung im Hormonhaushalt (vom Nervenzentrum aus)
ankündigt. Für Magersucht, wenn also Untergewicht und erhebliche Nährstoffmangel vorliegen, ist dies ein
typisches Symptom neben weiteren wie starke Wechselbäder zwischen Müdigkeit, Erschöpfung und
euphorisches Aufgedrehtsein, Schwitzen, Frieren, Schlafstörungen, Haarausfall u.a. Bitte lest doch unter
folgender Antwort in diesem Pinboard mehr zum Thema Ausbleiben der Regelblutung und Auswirkungen
unter: <p>Keine Periode, 16.08.99 <p>In dieser Antwort erhaltet Ihr auch einen weiteren Verweis, wo Ihr mehr über das hormonelle
Steuerungsgeschehen des Hunger- und Sättigungsmechanismus erfahrt. <p>Liebe Neda, mit 14 Jahren bist Du noch voll in der Wachstumsphase, in der es äußerst wichtig ist, daß
Dein Körper die lebenswichtigen Nährstoffe für all seine Funktionen erhält. Die bekommt er keinesfalls mit
Deiner jetzigen Ernährungsweise, wo Du praktisch kein Fett aufnimmst, viel zu wenig Gemüse, keine
Kartoffeln, Reis, Nudeln, Vollkornprodukte (oder?), kein Obst, kaum Milch- und Milchprodukte, keinen Fisch
(oder?).
Die Fettaufnahe für Erwachsene liegt bei der Empfehlung von etwa 60-80 g pro Tag. Da jedoch der
Körper in der Wachstumsphase mehr Energie und vor allem Nährstoffe braucht, um für Wachstum zu
sorgen, kann sogar für Jugendliche die Fettaufnahme höher liegen. Das hängt auch von der jeweiligen
sportlichen Aktivität und der sonstigen Ernährungs- und Lebensweise ab.
Der Richtwert für den Energiebedarf von Mädchen (von etwa 14 bis 18 J.) liegt bei
2400 Kalorien. Er liegt damit in der Empfehlung höher als für Erwachsene. <p>Wenn Ihr Eurem Körper weiterhin so wenig Brennstoff gebt oder Abführmittel nimmt oder wieder erbrecht,
dann schadet Ihr Euch vor allem für Euer späteres Dasein. Jetzt haltet Ihr durch, der absoluten
übertriebenen Schlankheit zuliebe, doch was ist, wenn Ihr später gesund und in Ruhe Schöne Dinge
erleben wollt, doch Euer Körper durch sämtliche Störungen nicht mehr voll genießen kann? <p>Wenn der Körper im Wachstumsalter daran gehindert wird, natürlich und gesund zu wachsen kann der das
später NICHT mehr nachholen. Unterentwicklungen von z. B. Knochenbau (auch Größe), Brüsten und
anderes bleiben zurück. Lisa, auch Unfruchtbarkeit kann hierdurch auftreten. Das furchtbare ist ja gerade,
daß Du es nicht jetzt merkst. Es ist ein langsamer Zerstörungsprozess, so übertrieben es an dieser Stelle
klingen mag. Es ist leider bitter ernst, was leider noch viel zu wenig durch die Medien vermittelt wird. Denn
hier wird ja eher die dünne Linie vertreten, durch die mit Schlankheitspillen und vielversprechenden
Diäten und anders mehr ja auch gerne profitiert wird. <p>So sehr ich weiß, daß Ihr nicht von heut auf morgen aus dem Teufelskreis der Eßstörungen austreten könnt,
möchte ich Euch doch ans Herz legen, Euch therapeutische Hilfe zu suchen und den ersten Schritt zu mehr
Wohlsein zu gehen.

Liebe lisa,
es ist gut, daß Du Dich hier mitteilst und Dir hier die Ernsthaftigkeit und das Gehör suchst, welches Du - so wie es aus Deinen Zeilen hervorgeht - von Deiner Mutter nicht erhälst, Dir aber ja sehr wünschst, nicht? Gibt es denn noch andere Familienmitglieder? Wenn ja, wie verhalten sie sich - kommen mal Bemerkungen? <p>Du hast nun festgestellt, daß Du Haarausfall hast. Es liegt nahe, daß dieses durch den dauerhaften Nährstoffmangel (durch Erbrechen oder/und zu wenig Nahrungsaufnahme - wie in Deinem Fall) bedingt ist und wohl kaum über das Haarfärben. Denn dann hätten die Produzenten von Haarfärbemitteln wohl schon Pleite gemacht - da sich viel zu viel Menschen mit Haarausfall beschwert hätten. Und wie Du schreibst, liegt es bei Dir schon länger zurück. Kurz noch zum Haarfärben: Es gibt ja mittlerweile auch schon viele Farben auf natürlicher Pflanzenbasis (z. B. im Reformhaus, Bioladen). Falls Du das nochmal tun möchtest, gel? <p>Meinst Du, daß Deine Mutter absichtlich nichts von Deinen Eßstörungen wissen möchte (lieber verdrängt) oder könnte es auch sein, daß sie gar keine Ahnung haben kann, weil Du es vor ihr so gut vertuschst? <p>Du wünschst Dir von Deiner Mutter, daß sie Dir zeigt, daß sie sich um Dich Sorgen macht und Dich daher auch zum Arzt schicken möge.
Kannst Du Dir vorstellen, all Deinen Mut zusammen zu nehmen und ihr in die Augen zu schauen und Deinen Wunsch zu äußern?
Das mag für Dich jetzt vielleicht unvorstellbar sein.
Die etwas leichtere Variante könnte sein, daß Du Deiner Mutter einen Brief schreibst (so, wie Du das hier tust). Schreibe z. B. auf, daß es Dich verletzt hat, daß sie Deinen Haarausfall nicht ernst nimmt und daß Du Angst hast, Dich mit dem Erbrechen kaputt zu machen und Dir von ihr Hilfe wünschst (z. B. daß sie mit Dir zusammen einen entsprechenden Arzt-Termin organisiert).
Eßstörungen wie Magersucht und Bulimie sind heutzutage nichts Fremdes mehr. In den Medien wird immer mehr darüber berichtet und augeklärt. Daher kann ich mir vorstellen, daß auch Deine Mutter hiervon schon mal gehört hat, oder? <p>Möchtest Du es mal ausprobieren, sie direkt auf Dich aufmerksam zu machen und zwar nicht darüber, daß Du Dich und Deinen Körper weiter schlecht behandelst und sie dieses evtl. nicht mitbekommt, sondern über eine direkte Konfrontation und seien es Tränen, die vor ihr fließen mögen.
Solltest Du spüren, daß sie nicht auf Dich reagiert und selbst verdrängt oder eben Konflikte nicht wahrhaben möchte (leider haben hiermit viele Menschen ein Problem, weil sie es nicht anders in ihrem Elternhaus erfahren haben), dann rate ich Dir, selbst bei einer Institution für Eßstörungen anzurufen und um ein Gespräch zu bitten (Die Berater/innen sind es dort wirklich gewohnt, daß eßgestörte Mädchen anrufen und verzweifelt sind und nicht mehr wissen, was sie tun sollen, weil ihre Eltern sie nicht ernst nehmen). <p>In unserem Ernährungschannel (Psyche + Ernährung, Eßstörungen, Hilfe zur Selbsthilfe, Adressen) findest Du ja sämtliche Adressen in verschiedenen Städten. Suche Dir die Beratungsstelle heraus, die in Deiner Wohnortnähe liegt. Auf jeden Fall können diese Dir auch andere Adressen nennen. <p>Ich wünsche Dir ganz ganz viel MUT, den ersten Schritt zu gehen, Dich direkter auseinander zu setzen, was Dich aus diesem krankmachenden Teufelskreis herausholen kann!
TOI TOI TOI und herzliche Grüße von
Tanja Ploch vom Lifeline-Expertenteam

Grüß Dich Lisa,
danke für Deine offene und ehrliche Mitteilung! Es ist völlig in Ordnung, daß Du zur Zeit noch nichts unternimmst, wenn Du eine absolute Sperre in Dir spürst, Dich bei einer therapeutischen Beratungsstelle nach Hilfe-Möglichkeiten zu erkundigen oder Deiner Mutter etwas mitzuteilen. Erzwingen sollst Du nichts - aber Du weißt jetzt, welche Chancen Du hast, wenn Du sie doch mal nutzen möchtest. Und ich wünsche Dir, daß Du dafür nicht erst umkippen mußt - kann ich Dir zur Zeit nur meine virtuelle Hand reichen, die aber auf jeden Fall immer für Dich da ist (sowie all die anderen Mitfühlenden und selbst Betroffenen hier in diesem virtuellen Beratungs-Austausch-Treff!). <p>Aber Du erzählst ja auch von einem ersten positiven Schritt, nämlich dem Autogespräch mit Deiner Mutter. Sie hat sich für Dich erkundigt und Dir vorgeschlagen, Dich untersuchen zu lassen, sobald der Arzt aus seinem Urlaub zurückgekehrt ist. Das ist wunderbar! Ich drücke Dir hierfür all meine Daumen, daß es gut wird!!!
Vitaminpräparate und Saft sind auf jeden Fall erstmal unterstützend. Habe Geduld mit Deinem Haarausfall - Haare können wieder nachwachsen und sich erholen, wenn der Körper langfristig wieder nährstoffreich und ausgewogen ernährt wird. Es braucht seine Zeit.
Aber wichtig ist jetzt erstmal, Deine Blutergebnisse und Diagnose Deines Arztes abzuwarten. <p>Ich hoffe, bald wieder von Dir zu hören UND paß auf Dich auf!!! Wenn was ist, schreib einfach, das kann schon den ersten Druck etwas nehmen.
Alles Liebe von
Tanja Ploch
Lifeline-Expertenteam

Liebe lisa,
schön wieder von Dir zu hören, auch Neda hat sich zwischenzeitlich gemeldet, und ich freue mich sehr, dass Ihr Euch hier kennengelernt habt und Euch austauschen könnt, um auch zu spüren, dass Ihr nicht alleine mit Euren Eßproblemen und frustrierten Gefühlen da steht. <p>Dein Blutbild ist soweit in Ordnung, das freut mich sehr für Dich!! - was ich jedoch weniger erfreulich finde, dass der Arzt zu Dir sagte, Du hättest eine Traumfigur. Laut Deinen Angaben hast Du eine sehr schlanke Figur, was ja auch schön aussehen kann, doch wenn Dein Arzt wüßte, was Du Dir antust mit dem Erbrechen und Abführmittel, aus Angst zuzunehmen, dann hätte er diese Bemerkung nicht losgelassen. Gewiß wollte er Dir hiermit ein Kompliment machen, was ja auch das Selbstbewußtsein stärken kann, ich mach mir da bei Dir jedoch eher etwas Sorgen, da es Dich weiter unter Druck setzen könnte, bloß weiterhin zu erbrechen und nicht normal zu essen. Oder wie hast Du dieses Kompliment empfunden? <p>Du hattest mal geschrieben, dass Du seit einigen Monaten Deine Regelblutung nicht mehr hast, hat sich denn da wieder etwas geändert? Ein typisches Symptom bei Hormonstörungen (die in der Regel bei Bulemikerinnen auftreten) sind z. B. Haarausfall. Der Körper erlebt in der Tat eine permanente Stress-Situation (da hat Dir Dein Arzt schon einen wichtigen Hinweis gegeben, auch mit seelischen Problemen verbunden), wenn er das aufgenommene Essen nicht in Ruhe verarbeiten darf, sondern dann würgen muss, um es wieder los zu werden. <p>Du schreibst, dass es für Dich normal ist, ein Apfel zum Frühstück, eine Banane zum Mittag und noch ein bißl Gemüse oder /und fettarmen Quark zu essen. Es ist noch sehr wenig und auf Dauer natürlich nicht ausreichend, gerade in Deiner Wachstumsphase. Aber es wäre für Dich bestimmt ein gutes und positives Erlebnis, wenn Du diese nicht erbrechen würdest, sondern in Deinen Ferien mit etwaiger Kost Dich arrangieren könntest - ich drücke Dir hierfür von Herzen meine Daumen,dass Du das Gefühl erfährst, Dich eigentlich auch wohl zu fühlen, wenn Du nicht erbrichst oder auch keine Abführmittel nimmst (wie steht es momentan damit?). <p>Auf jeden Fall ist es sehr gut, dass Du Deinem Körper mit Obst und Gemüse sowie Quark und Joghurt lebenswichtige und gesundheitsunterstützende Vitamine, Mineral- und Schutzstoffe lieferst. Auch Kartoffeln (enthalten kein Fett) z. B. Pellkartoffeln mit Quark wären eine wertvolle Gesundheits-Quelle - magst Du das?
Was hälst Du eigentlich von gegrilltem Seefisch? Der ist ja super fettarm, versorgt Dich aber mit dem lebenswichtigen Jod, welches ja für den Energiestoffwechsel (Schilddrüse) unentbehrlich ist, außerdem enthält er biologisch hochwertiges Eiweiß (auch für Haut und Haare gut, da die Zellen und überwiegend der gesamte Organismus, so auch Hormone, aus Aminosäuren (also den Eiweißbausteinen) besteht. Schon probiert? <p>Übrigens: Bulimie Erkrankte haben meistens Normalgewicht, weshalb auch diese Erkrankung häufig noch weniger als Magersucht erkannt wird. Sie ist jedoch mit vielen schwerwiegenden Erkrankungsrisiken (z. B. Speiseröhrenentzündung und sich hieraus bildende Geschwüre bis hin zu Krebs, Magen- und Darmstörungen etc.) verbunden. Ich sage Dir das einfach nochmal, damit Du weißt, dass letztlich Dein Gewicht nicht ausschlaggebend ist (z. B. um eine Therapie zu beginnen), sondern Dein Umgang mit Essen. <p>Ich wünsche Dir ein schönes und aufbauendes Wochenend-Programm und solltest Du kaum etwas vorhaben, dann geh mal raus in die Natur und bestaune die unglaubliche Farben-Vielfalt des herrlichen Herbstes - ist das nicht aufbauend und lebensbejahend?
ALLES LIEBE bis zum nächsten Mal und
Herzliche Grüße von
Tanja Ploch, Lifeline-Expertenteam <p>PS: Hast Du eigentlich auch schon das Buch Alice im Hungerland gelesen?
Ein weiterer Tipp wären z. B. folgende, die von einer Betroffenen hier genannt wurden (kenne ich leider selbst