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Sertralin ausschleichen - totaler Libidoverlust

Kategorie: Leben-Familie » Expertenrat Depression - Burnout - Stress | Expertenfrage

16.04.2025 | 12:34 Uhr

Liebes Experten-Team,

ich werde dieses Jahr 60 und habe in einer schweren Phase 2022 als Single meine beiden Katzen verloren. Dann habe ich unter ärztlicher Aufsicht 50mg Sertralin eingeschlichen und bis Ende 2024 war ich stabil und das obwohl ich nach 22 Jahren meinen Job verloren habe. 

Dann wurde mir durch meine Gynäkologin Hashimoto diagnostiziert und man hat einen Blutwert von Sertralin bei 8 festgestellt. Der therapeutische Rahmen ist 10-150. daraufhin habe ich auf 75mg erhöht. Außer, dass ich noch mehr von meinen Gefühlen abgeschnitten war gab es keinen Mehrwert durch die Erhöhung.

Nun habe ich eine neue Beziehung, aber keinerlei Libido mehr und starke Orgasmusprobleme und dies nicht nur mit meinem Freund sondern auch mit mir alleine. 

Jetzt komme ich zu meiner Frage: Wie kann ich Sertralin sicher und gut ausschleichen? Ich habe bereits vom 30.3. bis 15.4. von 75mg auf 50mg reduziert. Der Zwischenschritt war ca. 62,5. Nebenwirkungen leichte Unruhe gegen Nachmittag, aber mein Schlaf ist immer stabil. Mein Psychiaterin ist Ende 60, kurz vor der Rente und hat mir beim letzten Gespräch nicht wirklich geholfen. 

Ich habe gerade keinerlei Stress und unterstütze mcih mit Sport, Meditationen und gesunder Ernährung. Außerdem fange ich ab nächster Woche eine Traumatherapie an, da mein Nervensystem sehr dysreguliert ist. 

wie kann ich gesund und sicher ausschleichen und mich vllt mit einem pflanzlichen Mittel unterstützen und wann kommt meine Libido wieder?

Herzlichen Dank für Ihre Antwort

Viele Grüße, Ilona 

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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24.04.2025, 12:33 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo Ilona,

Verzeihen Sie bitte unsere so späte Antwort.
Wir können Ihre Belastung unter den geschilderten Umständen sehr gut nachvollziehen. Es ist ein wichtiger und mutiger Schritt, dass Sie offen über Ihre Situation sprechen – nur so kann ein fundiertes und individuelles Vorgehen gemeinsam entwickelt werden.
Grundsätzlich sollte Sertralin niemals abrupt, sondern stets schrittweise ausgeschlichen werden. Nach jeder Reduktion ist es ratsam, die neue Dosis über mehrere Wochen hinweg beizubehalten, um dem zentralen Nervensystem ausreichend Zeit zur Anpassung zu geben. Ein zu schneller Abbau des Wirkstoffs kann sogenannte SSRI-Absetzphänomene hervorrufen, die sich beispielsweise in Form von innerer Unruhe, Schwindel, Reizbarkeit oder Schlafstörungen äußern können. Ein langsames und gut strukturiertes Ausschleichen minimiert dieses Risiko deutlich.
Ähnlich wie beim Einschleichen benötigt auch das Ausschleichen Zeit, bis Veränderungen wahrgenommen werden – sowohl im Hinblick auf die Wirkung als auch auf mögliche Nebenwirkungen. Wenn Sie aktuell auf 50 mg reduziert haben, wäre es sinnvoll, diese Dosis mindestens drei bis vier Wochen beizubehalten, bevor ein weiterer Schritt erfolgt. So können Sie sicher einschätzen, ob die Verträglichkeit stabil bleibt und ob sich Ihr Befinden verändert.
Es ist sehr positiv, dass Sie ergänzend auf gesundheitsfördernde Maßnahmen wie regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und Meditation setzen. Diese tragen maßgeblich zur Stabilisierung des seelischen Gleichgewichts bei. Auch der Beginn einer Traumatherapie ist ein äußerst sinnvoller Schritt, insbesondere wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihr Nervensystem stark belastet oder dysreguliert ist. Gerade zu Beginn einer solchen Therapie empfiehlt es sich, größere Veränderungen an der Medikation mit besonderer Vorsicht vorzunehmen. Nicht, weil sie grundsätzlich ausgeschlossen wären – sondern weil emotionale Prozesse angestoßen werden können, die zunächst zusätzliche Stabilität erfordern. Unter enger ärztlicher Begleitung kann eine begleitende Reduktion aber durchaus möglich und sinnvoll sein.
Wir empfehlen Ihnen, Ihre weiteren Schritte nochmals mit Ihrer behandelnden Psychiaterin zu besprechen. Bei antidepressiver Medikation richtet sich die Dosierung nicht ausschließlich nach dem gemessenen Blutspiegel, sondern in erster Linie nach der individuellen Wirksamkeit und Verträglichkeit. Wenn Sie sich mit 50 mg Sertralin gut unterstützt gefühlt haben, war eine Dosissteigerung möglicherweise nicht erforderlich – insbesondere dann, wenn diese mit Einschränkungen wie einer verminderten emotionalen Empfindung oder sexuellen Funktionsstörungen einherging.
Wichtig ist darüber hinaus eine sorgfältige Einstellung Ihrer Schilddrüsenfunktion. Eine gut behandelte Hashimoto-Thyreoiditis kann wesentlich zur Stabilisierung von Stimmung, Energie und allgemeinem Wohlbefinden beitragen und sollte daher in die Gesamtbeurteilung unbedingt einbezogen werden.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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