Avatar

Covid19 positiv mit 20% Herzleistung

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Coronavirus-Infektionen | Expertenfrage

26.12.2020 | 14:01 Uhr

Sehr geehrter Dr. Leidel, 

am Heiligabend haben wir erfahren, dass mein Vater, 82 Jahre,  positiv auf das Corona Virus getestet wurde. Er hat nur noch eine Herzleistung von 20%, hatte im August erst nach einer Thrombose in der Kniekehle eine Oberschenkelamputation. Momentan hätte er wohl kein Fieber, wäre aber matt und schläfrig. Husten würde wohl langsam bei ihm beginnen. 

Da das Pflegepersonal es nicht für notwendig hielt einen Arzt zu konsultieren, habe ich die 116117 angerufen. Dort wurde ich zu einem Arzt verbunden, der mir sagte, dass er die 112 alarmiert und aufgrund seiner Vorerkrankungen ihn ins Krankenhaus einweist. 

Nun war der Rettungsdienst da und der Notarzt meinte zu mir am Telefon, dass seine Lunge frei wäre, dass er müde und abgeschlagen sei, er aber keine Veranlassung sehe ihn ins krankenhaus zu bringen. Ich wies nochmal auf seine vorerkrankungen hin, aber da habe ich nur zur Antwort bekommen die Krankenhäuser wären voll, er könnte sich im Krankenhaus auch noch andere Infektionen dazu holen und es würde nicht nur corona geben. Das war es. Er hat nur einen Tropf bekommen, weil er ausgetrocknet ist und ist im pflegeheim verblieben. Bei seiner vorerkrankung weiss ich dass es brandgefährlich ist ohne medizinische Überwachung. 

Nachtrag: Erst heute konnte ich mit ihm sprechen. Er hat klar geklungen und hat auch geantwortet, hätte kein Fieber. Was mir nicht gefallen hat, ist, dass er immer irgendwie abhusten wollte und es hat sich blubberig und schleimig angehört und er konnte das irgendwie nicht loswerden. Das macht mir richtig Sorgen. Sollte ich nochmal einen Arzt anrufen, der ihn abhorcht, ob die Lunge noch frei ist?

Helfen Sie mit Ihrer Bewertung: Ja, dieses Thema ist hilfreich!

0
Bisherige Antworten
Experte-Leidel
Beitrag melden
27.12.2020, 12:25 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag,

ich bitte um Ihr Verständnis dafür, dass ich die Situation Ihres Vaters wirklich nicht besser abschätzen kann als der Notarzt, der ihn gesehen und untersucht hat.

Und das Ergebins Ihres heutigen Gesprächs mit ihm spricht auch für die Einschätzung des Notarztes.

Die Sorge der Tochter um ihren Vater kann ich sehr gut verstehen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das Abhorchen der Lunge hier bessere Informationen liefern könnte. 

Wenn ich richtig informiert bin, ist Ihr Vater ja in dem "größeren" Pflegeheim. Oder ist er zu Hause? Wenn er nicht im Heim ist, sollten Sie natürlich versuchen, die weitere Entwicklung seines Gesundheitszustandes zu verfolgen uind bei Verschlechterung einen Arzt, am besten den Hausarzt, informieren und ggf. um einen Besuch bitten.

Ich wünsche Ihnen und Ihrem vater sehr alles Gute.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

Beitrag melden
28.12.2020, 05:42 Uhr
Kommentar

Sehr geehrter Dr. Leidel, 

er ist noch in dem größerem Pflegeheim, weil auch in dem kleineren, wo er umziehen sollte vorher Corona ausgebrochen ist. 

Das Pflegepersonal hat weiterhin nichts unternommen. Ich habe jetzt Druck gemacht und es kam diesmal der Bereitschaftsdienst. Die Ärztin hat ihn sofort ins Krankenhaus eingewiesen. Die Blutwerte sind soweit okay, die Lunge sieht im Röntgen gut aus. Aber der Kreislauf ist im Keller: Blutdruck nur noch 80/40. Der Arzt meinte, dass es kritisch ist. 

Zudem war er schon wieder ausgetrocknet. Das Pflegepersonal des Heims sagte mir jeden Tag, dass es ihm gut gehe und er würde essen und trinken. Eine glatte Lüge und der Arzt des Krankenhauses sagte mir gestern, dass er dazu gar nicht mehr im Stande sei, er muss gefüttert werden. 

Eine Verlegung kann auch noch passieren. Das Krankenhaus musste schon 3x in andere Bundesländer verlegen, weil die Region nicht mehr medizinisch versorgt werden könne, weil alles belegt ist. 

Mein Vater hat an Heiliabend das positive Testergebnis bekommen. Der Test wurde angeblich 2 Tage zuvor gemacht. Ab wann schlägt denn so ein Test überhaupt an, kann man da irgendwie rausbekommen an welchem Tag der Infektion er angelangt ist?

Experte-Leidel
Beitrag melden
28.12.2020, 11:03 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag,

in welchem Stadium der Infektion sich Ihr Vater befindet, kann allenfalls geschätzt werden. Sicher ist ja wohl nur, dass am 22. 12. ein Test abgenommen wurde, der sich als positiv herausgestellt hat. Die Ansteckung erfolgt statistisch meist etwa 2 bis 4 Tage, bevor der Test positiv wird, also frühestens um den 18. bis 20. 12., vielleicht aber auch früher. Er selbst war am 22. 12.  wahrscheinlich selbst schon ansteckend. Wissen Sie, was der Anlass für den Test war, Routine oder ein konkreter Verdacht?

Die Zeit von der Ansteckung bis zum Auftreten erster Symptome kann unterschiedlich lang sein. Meistens geht man von einem Mittelwert von 5 bis 6 Tagen aus. Es kann aber auch (selten) 14 Tage und mehr dauern. 

Es muss für Sie wirklich belastend sein, dass Sie von Betreuenden und Ärzten so unterschiedliche Auskünfte erhalten.

Ich wünsche Ihnen und natürlich Ihrem Vater alles Gote.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

Beitrag melden
28.12.2020, 12:23 Uhr
Kommentar

Guten Tag, 

der Anlass wird jemand Infiziertes im Personal gewesen sein. Wir, als Angehörigen kommen nicht in Frage, weil keiner von uns ihn besucht hatte. 

Meine Mutter durfte ihn nur noch als "Hauptperson" besuchen. Sie war aber seit Anfang Dezember nicht mehr da, weil sie in der Arztpraxis gesessen hat, wo mehrere Mitarbeiter positiv getestet wurden. Wir haben keine Info vom Gesundheitsamt erhalten und hatten aber entschieden, dass sie 14 Tage nicht hingeht vorsorglich. Am Heiligabend war wieder der 1. Besuchstermin, den sie erhalten hat. Den konnte sie ja nun nicht wahrnehmen. 

Direkt von einen anderen Bewohner kann er es nicht haben, weil er sein Zimmer nicht allein verlassen kann und ihn auch niemand mit dem Rollstuhl rausgefahren hat, in andere Räume. Auch war keine Physiotherapie da, weil die vor Weihnachten keine Termine mehr hatte. 

Ich denke, dem Arzt kann man vertrauen, denn es gab schon mehrere Vorfälle der Art (Austrocknung und kein Hinzuziehen eines Arztes), weshalb wir ja auch das Heim gekündigt hatten. Nur der Umzug in das neue Heim nun auch wegen Corona nicht stattfinden konnte und sich weiterhin verzögert. 

Ich habe soeben mit der Schwester telefoniert. Er ißt und trinkt, wenn man ihm was reicht. Kreislauf ist etwas besser geworden. Er wäre aber noch sehr ruhig und spricht kaum. Wären aber bisher sehr erstaunt, weil er noch keine typischen Symptome zeigt. Was wir hoffen, dass es gar nicht dazu kommt....

Nun habe ich mit dem Gesundheitsamt und dem Pflegeheim telefoniert. Es würde kein Laborblatt über die positive PCR-Testung vorliegen. Das Gesundheitsamt könne mir nicht weiterhelfen, so die Aussage, und sie könne auch nicht in den PC gucken, was da steht. Sicher wäre, dass wenn der Arzt gestern nochmal einen Schnelltest gemacht hat, dass er bei positiven Ergebnis nochmal einen PCR-Test machen muss. Das Gesundheitsamt möchte mir auch nicht als Bevollmächtigte die Ergebnisse übermitteln. Außerdem könne es nicht sein, dass das Pflegeheim nur telefonisch über sein Ergebnis informiert wurde, was man mir aber so gesagt hat. 

Nun habe ich einfach im Labor angerufen, dort hat man mir alle Testungen, die Ergebnisse und die Art (PCR, Schnelltest) mitgeteilt. 

Wenn das so durcheinander geht und alle "hinterm Berg" halten, braucht man sich auch nicht wundern, warum es außer Kontrolle gerät. Das ist ja eine Unordnung sondersgleichen......

 

 

Experte-Leidel
Beitrag melden
28.12.2020, 20:46 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Abend,

ja, was Sie da schreiben, ist alles ziemlich deprimierend. Keine vernünftige Auskunft von den Zuständigen. Wenn die Infektion tatsächlich von jemandem vom Personal stammt, sind ja sicher noch mehr Bewohnen infiziert worden.

Ich habe viele Jahre ein Großstadt-Gesundheitsamt geleitet und finde es völlig unmöglich, wie da mit Ihnen umgegangen wurde. 

Ich hoffe sehr, dass alles ein gutes Ende nimmt.

Ihnen alles Gute!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

Beitrag melden
29.12.2020, 10:52 Uhr
Kommentar

Sehr geehrter Dr. Leidel, 

also im Pflegeheim waren und sind einige Bewohner betroffen. 

Wie ist das jetzt: Er liegt mit 2 anderen positiv getesteten Herrn in einem Zimmer. Wenn mein Vater jetzt z.b. diese Abgeschlagenheit behält und diese Kreislaufstörungen, kann er sich dann von den anderen, wenn sie z.b. Husten und Lungenentzündung haben noch mehr Viruslast anstecken, oder gibt es sowas nicht? 

Sollte er es überstehen, kann er sich danach wieder neu anstecken? Oder ist er dann immun und wenn für wie lange?

Wir hatten schon die Einwilligung für die Impfung gegeben, könnte er, weiter voraussgesetzt, dass er wieder gesund wird, trotzdem geimpft werden und wie lange nach der Infektion....Muss man dann vorher nochmal einen Test machen?

Die Sachen, die in seinem Zimmer sind, müssen die dann alle desinfiziert werden, weil sie kontaminiert sind?

Wenn er es gehabt hat, kann er dann noch andere anstecken?

Entschuldigung, viele Fragen.....

Experte-Leidel
Beitrag melden
29.12.2020, 16:41 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag,

leider wissen wir manche Dinge im Zusammenhang mit Covid-19 immer noch nicht wirklich gut. Aber ich will versuchen, Ihnen wenigstens meine Einschätzung mitzuteilen.

Es ist richtig, dass die Viruslast eine Rolle dabei spielt, wie schwer die Erkrankung verläuft. Ob dies allerdings bei jemandem bereits Infiziertem auch so ist, ob sich da sozusagen etwas addiert, halte ich eher für nicht wahrscheinlich.

Es gibt wenige Fälle, in denen sich jemand, nachdem er die Krankheit überstanden hatte, erneut ansteckte. Womit das zusammenhängt, weiß ich nicht. Ich denke eher, dass er dann immun ist.

 Ob er trotz Erkrankung auch geimpft werden sollte, ist auch noch nicht wirklich klar. Ich halte dies aber für durchaus möglich. Gerade bei dem Alter Ihres Vaters, der ja auch ein gealtertes Immunsystem hat, könnte die zusätzliche Impfung die Immunität verbessern. 

Die Oberfläche von Gegenständen spielt bei der Übertragung eine eher geringe Rolle. Dennoch kann ich mir vorstellen, dass von Seite des Heimes eine Desinfektion der Gegenstände vorgesehen wird.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

Diskussionsverlauf
Corona: Welche Symptome sind möglich?

Die wichtigsten Fakten zum Coronavirus im Überblick und der aktuelle Impfstatus in Deutschland →

mehr...
Stellen Sie selbst eine Frage!

...an andere Nutzer der Lifeline-Community oder unsere Experten

Stichwortsuche in Fragen und Antworten

Durchstöbern Sie anhand der für Sie interessanten Begriffe aus Gesundheit und Medizin die Beiträge und Foren in der Lifeline-Community.

Übersicht: Expertenrat
afgis-Qualitätslogo mit Ablauf 2024/05: Mit einem Klick auf das Logo öffnet sich ein neues Bildschirmfenster mit Informationen über FUNKE Digital GmbH und sein/ihr Internet-Angebot: https://www.lifeline.de/

Unser Angebot erfüllt die afgis-Transparenzkriterien.
Das afgis-Logo steht für hochwertige Gesundheitsinformationen im Internet.

Sie haben Lifeline zum Top-Gesundheitsportal gewählt

Sie haben Lifeline zum Top-Gesundheitsportal gewählt. Vielen Dank für Ihr Vertrauen.