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Astrazeneca

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Coronavirus-Infektionen | Expertenfrage

09.04.2021 | 06:45 Uhr

Sehr geehrter Dr. Leidel, 

ich habe am 24.02.2021 ein Impfung mit Astrazeneca bekommen. Der 2. Termin ist für den 28.04. geplant. Da ich unter 60 bin - nämlich 39 Jahre -, werde ich vermutlich einen anderen Impfstoff bekommen, wenn die Aussage der Stiko so bleibt. 

Ich habe aber nun eine andere Frage. ich wurde vom Arzt in die Prio 2, also §3 eingestuft wegen chronischer Nierenerkrankung (behandelt mit Rituximab, zuletzt Anfang August 2020)....

...Ich mache mir Gedanken darüber, dass der Impfstoff generell für mich falsch vom Impfarzt gewählt wurde,nämlich aus dem Grund, dass Astrazeneca nicht gegen die südafrikanische und brasiliansche Mutante hilft....Am Ende bin ich ja "nur" gegen den ursprünglichen Typ, max. B.1.1.7 geschützt. Wäre es daher nicht generell angeraten die 2. Impfung mit Moderna/Biontech zu machen? 

Für mich ist da ein Unterschied zwischen 25 Jähriger kerngesunder Kita-Erzieherin und wirklich alten oder kranken Menschen.....Letztere müssten doch besser mit Impfschutz abedeckt werden auch gegen die Mutanten?

Wird es möglich sein, sich da vielleicht im Herbst eine Auffrischimpfung geben lassen zu können, so dass die Mutanten mit abgedeckt sind?

Ich stehe da in Zugzwang. Der Arzt hat meine Therapie erstmal pausiert wegen der Impferei, denn unter Rituximab ist die Impfantwort ja zu bestimmten Zeitpunkten gar nicht gegeben oder so gut wie gar nicht....Außerdem sagte er zu mir, dass wir es nicht zu oft hintereinander geben dürfen wegen Globulinmangel, dass würde mich zum nächsten Problem führen....Ich gehe davon aus, dass er eine Infektanfälligkeit meint, die dadurch verursacht ist. 

 

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Experte-Leidel
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09.04.2021, 15:54 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag,

wenn ich Sie richtig verstehe, geht es ihnen um zwei untgerschiedliche Probleme. Sie wurden im Februar aufgrund Ihrer mit Rituximab behandelten chronischen Nierenerkrankung mit dem Impfstoff von AstraZeneca geimpft. Da Sie deutlich unter 60 Jahre alt sind, werden Sie die 2. Impfung (bei der gegenwärtigen Entscheidungssituation) ca. 12 Wochen später (also ab etwa 19. Mai) mit einem anderen Impfstoff erhalten. Dafür stehen derzeit nur die Impfstoffe von BioNTech und Moderna zur Verfügung, was sich aber vielleicht noch ändern kann. So weit, so gut.

Dann haben Sie sich überlegt, ob seinerzeit die Wahl von AstraZeneca überhaupt richtig war wegen der zwischenzeitlich aufgetretenen Mutationen. Dieses Problem sehe ich eigentlich nicht. Damals verursachte die britische Variante (B. 1.1. 7.) bei uns etwa 6% der Infektionen, die Südafrikanische Variante war hier noch eine Rarität. Aber es war bereits klar, dass z. B. in Südafrika auch der Impfstoff von Astrazeneca schwere Verläufe verhinderte und dass es allenfalls zu leichten Infektionen kam.

Mittlerweile dominiert B. 1. 1. 7. hier die epidemiologische Situation. Die beiden mRNA-Impfstoffe wirken dagegen noch relativ gut. Und sollte sich das ändern, kann man relativ rasch den Impfstoff anpassen.

Ob und wie sich die epidemiologische Lage bis Herbst verändert, weiß heute noch niemand so richtig. Ob dann noch eine weitere Boosterung mit einem angepassten Impfstoff empfohlen wird, ist alles andere als klar.

Und wie Ihr Arzt mit der Behandlung mit Rituximab umgeht, scheint mir durchaus nachvollziehbar.

Also: Ich sehe bei der Immunisierung von Ihnen keine Abweichungen vom empfohlenen Vorgehen. Und wie es weitergeht, wird man sehen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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14.04.2021, 06:14 Uhr
Kommentar

Sehr geehrter Dr. Leidel, 

eine "offizielle" Abweichung von den Vorgaben zur Immunisierung ist es nicht gewesen und trotzdem weiß ich von anderen Geimpften vorerkrankten Personen, dass anders vorgegangen wird. So habe ich gehört, dass absolut empfohlen wird, dass Biontech und Moderna der bessere Impfstoff wäre und dies wird klar empfohlen. 

Ich hatte auch mal eine Videoschalte von verschiedenen Ärzten gesehen bzgl. Patientenfragen (darunter auch Unikliniken), wo den Patienten direkt NUR mRNA-Impfstoffe empfohlen wurden. 

Und dann scheinen ja auch Probleme aufzutauchen. So weiß ich von Transplantierten, dass die selbst nach 2x Biontech o. Moderna keine Antikörper gebildet haben. Da kommt bei mir natürlich die Frage auf: Habe ich dann überhaupt Antikörper wenn meine B-Zellen eventuell noch vermindert sind und dann auch noch mit dem AstraZeneca Impfstoff, der als der "schlechtere" Impfstoff bzw. der mit weniger Wirksamkeit dargestellt ist?

Wo liegen nun die Unterschiede wirklich bei der Wirksamtkeit: stimmt es dass Moderna zu 90 % wirkt, Biontech 95%, AstraZeneca 65-70% und Johnson & Johnson 66%? 

Die Sachen mit den Thrombosen scheinen nun ja vielleicht am Vektor zu liegen, wenn die USA Johnson & Johnson gestoppt haben, auch wegen Thrombosen?

Nun wurde ja beschlossen, dass die 2. Impfung mit einem mRNA-Impfstoff gemacht wird bei U60, die zuvor mit Astrazeneca geimpft wurden. Wenn ich beide Impfungen habe, wann könnte man da einen Antikörper-Test machen? 

Und eine andere Frage: Ich habe noch im Kühlschrank eine Impfung gegen Pneumokokken liegen. Wegen des Rituximab hatte ich erst am 04.02. die Grippeimpfung, dann am 24.02. die AstraZeneca-Impfung...Ich wollte nicht zwischen den 2 Corona-Impfungen Pneumokokken impfen..Wie lange nach der 2. Corona-Impfung kann man dann die Pneumokokken-Impfung geben?

Experte-Leidel
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14.04.2021, 13:24 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag,

"So habe ich gehört, dass absolut empfohlen wird, dass Biontech und Moderna der bessere Impfstoff wäre und dies wird klar empfohlen. "

Derzeit sind in der EU vier Impfstoffe gegen Covid-19 offiziell zugelassen, nämlich zwei mRNA-Impfstoffe (Coirnaty von BioNTech/Pfizer) und der Impfstoff der Fa. Moderna. Außerdem zwei Vektor-Impfstoffe: "Vaxzevria" von AstraZeneca und der Impfstoff von Janssen (Johnson & Johnson), der allerdings vom Hersteller derzeit zurückgezogen wurde.

Zu den zugelassenen Impfstoffen hat die STIKO folgendes ausgeführt:

"Die STIKO empfiehlt die Impfung gegen COVID-19 mit einem der beiden zugelassenen mRNA-Impfstoffe (Comirnaty von BioNTech/Pfizer, COVID-19-Vaccine von Moderna) oder einem der beiden zugelassenen Vektor-basierten Impfstoffe (COVID-19 Vaccine AstraZeneca, COVID-19 Vaccine Janssen). Wie im Epidemiologischen Bulletin 16/2021 ausgeführt, werden die Impfstoffe hinsichtlich des Individualschutzes und der Bekämpfung der Pandemie als gleich geeignet beurteilt."

Weiterhin weist die STIKO darauf hin, dass der Impfstoff von AstraZeneca derzeit bei Personen ab 60 Jahren angewendet werden solle. Personen < 60, die bereits eine Impfung mit AstraZeneca erhalten haben, sollten als Zweitimpfungen einen mRNA-Impfstoff erhalten. Die Einschränkungen bei AstraZeneca sind mit den sehr seltenen thromboembolischen Ereignisse nach der Impfung begründet.

Ich weiß, dass der AstraZeneca-Impfstoff von vornherein "schlecht geredet" wurde. Und die neuerlichen Einschränkungen verstärken diesen Eindruck.

Impfstoffe auf Basis von mRNA hat es zuvor noch nicht gegeben. Ein Vektor-basierter Impfstoff gegen Ebola ist in der Demokratischen Republik Kongo an ca. 300.000 Personen mit gutem Erfolg eingesetzt worden.

Die verfügbaren Impfstoffe induzieren alle sowohl eine humorale Immunität durch Antikörper als auch eine zellvermittelte Immunität. Die Antikörper werden zumeist nach 2 bis 2,5 Wochen nachweisbar. In sehr seltenen Fällen scheint die Antikörperproduktion nicht zu erfolgen. Allerdings ist mir derzeit nicht bekannt, ob beide Impfstofftypen davon gleichermaßen betroffen sind.

Die Vergleiche der Impfeffektivität zwischen den einzelnen Impfstoffen ist aus den kontrollierten Doppelblind-Studien abgeleitet, die zur Zulassung führten. Sie sind mit der Effektivität im wirklihen Leben nicht direkt vergleichbar.  Ich würde aus diesen Daten keine besonderen Schlüsse ziehen. Gegen schwere Verläufe scheinen die Impfstoffe in etwa gleich gut zu wirken.

"Die Sachen mit den Thrombosen scheinen nun ja vielleicht am Vektor zu liegen, wenn die USA Johnson & Johnson gestoppt haben, auch wegen Thrombosen?"

Ja, da mögen Sie recht haben. Und nach Johnson & Johnson waren ähnliche Probleme aufgetreten.

Der mRNA-Impfstoff sowie der Pneumokokken-Impfstoff (wahrscheinlich ja Pneumovax 23) sind beides sog. "Totimpfstoffe". Zwischen diesen ist kein Abstand vorgeschrieben. Allerdings sollte eine etwaige Impfreaktion des ersten Impfstoffs abgeklungen sein, wenn der zweite verimpft wird. Wenn Sie ganz auf "Nr. sicher" gehen wollen, können sie 14 Tage Abstand einhalten. Aber schauen Sie zunäöchst auf das Verfallsdatum von Pneumovax, ob er noch so lange gelagert werden kann.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

 

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