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Behandlungsfehler bei Psychose und ADHS Kombination

Kategorie: Leben-Familie » Expertenrat ADHS | Expertenfrage

06.11.2021 | 10:02 Uhr

Guten Tag,

ich erlitt Mitte letzten Jahres eine schizophrene Psychose, die wohl durch Corona ausgelöst wurde. Ich machte vorher viel Sport und war fast immer unterwegs. Wegen des Lockdowns konnte ich plötzlich nur in meinem kleinen Studentenwohnheimszimmer sein und vertraute den Nachbarn nicht, da sie gelegentlich Drogen konsumierten. Dies war maßgeblicher Auslöser für die Situation.

Seit ca. 10 Jahren ist mir bekannt, dass ich ADS habe. Ich hatte vor der plötzlich auftretenden psychotischen Schizophrenie nie ein einziges Symptom aus der Kindheit oder ähnliches, welches die schizophrene Erkrankung ankündigte.

Mir ist beim Verlauf meiner Erkrankung aufgefallen, dass meine Psychose einige Besonderheiten aufwies, die so eher unüblich sind. Beispielsweise war mir während meiner Psychose klar, das etwas nicht stimmte. Ich war mehrere Tage weder hungrig noch müde und unterstellte meinen Nachbarn, mir Substanzen ins Essen gemischt zu haben, da ich in einem Wohnheim wohnte und der Kühlschrank für alle frei zugänglich war. Ich hatte sonst keine Erklärung für meinen Zustand. Das Krankheitsbild der schizophrenen Psychose war mir bis Dato nicht bekannt.

Als ich die Polizei alamierte und meine Vermutung über meine Nachbarn äußerte, verhielt ich mich auffällig, sodass diese mich in eine Psychatrie einwiesen. Etwa 2 Wochen war ich dort der festen Überzeugung ich würde träumen oder mich in ener Art Metha-Welt befinden. Dass ich in einer Psychatrie war war mir nicht bewusst.

Was mir im Nachhinein auffällt: Die starke Inkompetenz der Pfleger und Ärzte. Offenbar fand keiner die Zeit mir zu erklären, dass das was ich gerade erlebe eine Psychose ist. Anstatt mein auffälliges Verhalten zu rationalisieren und mir durch Aufklärung von sachlichichen Fakten zu helfen, wurde durch egoismus und Befriedigung privater Interessen mein auffälliges Verhalten unterstützt, indem ich beispielsweise von einem Pfleger an die Hand genommen und mit mir durch die Gänge gehüpft wrde.

Auch andere Dinge fallen mir im Nachhinein auf, die mich an der Kompetenz der Ärzte zweifeln lassen. So hatte ich während meines insgesamt 4 monatigen Aufenthalts (stationär und Tagesklinik zusammen) mal eine längere Phase, in der ich nur eine Stunde in der Nacht schlafen konnte. Ich musste die Ärzte mehrfach darauf hinweisen, bis sie erkannten, dass hier medikamente zum Einsatz kommen müssen.

Insgesamt kann ich sagen, dass die Ärzte mir sehr das Gefühl gaben, dass sie keine oder nur wenig Zeit haben sich mit meinem Krankheitsbild auseinander zu setzen.

An meiner medikamentösen Einstellung viel mir auf, dass das Krankheitsbild mit Erhöhung der Medikamente sich eher verschlechterte als verbesserte.

So endete die anfangs beschriebene 2 wöchige akute Phase erst als meine Familie mich besuchen kam. Medikamente schlugen nicht an. Nach der Phase kündigten mir die Ärzte an, dass ich wegen der Ausgangslage in Zukunft wahrscheinlich nicht unter einer chronischen Schizophrenie leiden werde. Als sich durch kontinuierliche Erhöhung meiner Medikamente mein Zustand eher verschlechterte änderten diese aber ihre Meinung darüber.

Ich traute  mich lange Zeit nicht die Medikamente selbstständig abzusetzen da mir davon seitens der Ärzte abgeraten wurde. Erst 5 Monate nach Entlassung aus der Tagesklinik setzte ich sie ab. Meine ambulante Psychaterin begleitete mich dabei und weitere 3 Monate später trat eine deutliche Besserung meines Zustands ein.

Als ich mein Leben wieder aufnehmen konnte, wie es vorher war und wieder viele Termine und Abgabefristen hatte wurde mir mein ADS durch die typischen Symptome wieder bewusst.

Ich bin mir sicher, dass ich gegenüber der Ärzte während meines Krankenhausaufenthalts mal erwähnt habe, dass eine ADS Diagnose bei mir vorliegt und irgendwo steht es auch beiläufig erwähnt in meinen Akten. Krankheitsbedingt war ich zu der Zeit nicht in der Lage selbstbewusst, klar und und deutlich eine Brücksichtigung des Vorhergehenden Gesundheitszustands einzufordern. Auch die medizinische Relevanz dieser Information war mir nicht bewusst.

Durch googlen fand ich letztens heraus, dass bei einer Kombination von AD(H)S und einer schizophrenen Psychose nicht auf die gängige Weise medikamentös eingestellt werden kann.
An dieser Stelle kam bei mir erstmals eine Erklärung für den beschriebenen Krankheitsverlauf auf und ich stellte mir die Frage, ob eventuell bei meiner Behandlung schwere Fehler gemacht wurden. In dem Fall empfinde ich einen finanziellen Schadensersatz als angebracht, da sich die Erkrankung/ Psychotische Phase durch die Fehlbehandlung womöglich in die Länge gezogen hat.

Bei Entlassung aus der Tagesklinik wurde ich auf täglich insgesamt 15 mg Aripriprazol und 5 mg Olanzapin eingestellt.

Bitte bewerten Sie den Sachverhalt und geben Sie mir gerne Auskunft darüber wie ich mich in meiner Situation am besten verhalten sollte. Wenn das Thema zu spezifisch ist würde ich mich freuen, wenn Sie mir eine unabhängige Beratungsstelle empfehlen können.

Danke vorab.

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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10.11.2021, 23:20 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

leider können wir hierzu keine klare Stellung beziehen, da wir ja vor Ort nicht dabei waren. Richtig ist, dass die Behandlung bei beiden Krankheitsbildern zusammen schwierig ist. Das Hauptproblem ist aber gewöhnlicherweise die Behandlung des ADS, da hier eine wichtige Medikamentengruppe praktisch ausscheidet.
Die Behandlung von Psychosen ist tatsächlich oft schwierig und benötigt oft mehrere Versuche mit verschiedenen Medikamenten. Dabei gibt es zwar Empfehlungen, wann auf "stärkere" Medikamente gewechselt werden sollte, diese Medikamente bringen allerdings ofmals dann auch ausgeprägte Nebenwirkungen mit sich. Deswegen wird die Entscheidung hier oft recht individuell getroffen, eigentlich mit dem Hintergedanken, den Patienten zu schonen. Was bei Ihnen eingesetzt wurde und wie lange etc., wissen wir natürlich nicht.
Problematisch ist natürlich, dass die Medikamente einiges offensichtlich eher schlimmer werden ließen. Auch hier können wir nicht beurteilen, wie es dazu kam und was der Grund dafür war, die Medikamente weiter zu erhöhen, ob und welche objektiven Kriterien hier herangezogen wurden, um den Erfolg einzuschätzen. Letztlich müsste natürlich genau das geprüft werden, wir können das aber natürlich von hier aus nicht tun.
Abgesehen von der medikamentösen Behandlung sollte aber natürlich auch psychoedukativ gearbeitet werden, das heißt, Ihnen sollte die Diagnose und die daraus entstehenden Konsequenzen mitgeteilt werden.
Über das ADS waren sich die Ärzte wohl bewusst, da es ja offensichtlich auch im Brief auftaucht. Welche Konsequenzen daraus gezogen wurden, wissen wir leider nicht.
Theoretisch könnten Sie sich damit an einen Patientenanwalt wenden, der den Fall vorerst einmal prüft. Hilfreich könnte es vorneweg natürlich sein, wenn Sie sich erst mit Ihrer ambulanten Psachiaterin darüber sprechen. Möglicherweise kann sie Ihnen schon einige Erklärungen zukommen lassen.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen damit etwas weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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