Hallo zusammen,
ich war in letzter Zeit nicht viel hier, deswegen wollte ich mal berichten, wie es mir ergangen ist.
Ich bin bis letztes Jahr ja auch oft hier im Forum gewesen, hatte alles an Symptomen, was man sich vorstellen konnte. Mir war über Monate immer übel, dann konnte ich nicht mehr schlafen, habe beim Einschlafen ständig gezuckt, phasenweise habe ich keine Luft bekommen, ständig die Augen entzündet, hoher oder niedriger Blutdruck, Schwitzen und Frieren (manchmal zusammen), Angst und Panik, Stimmungsschwankungen, Rückenprobleme, Magen-Darm-Probleme, Schummerig im Kopf, keine Kondition, von Haut, Haaren, Gewicht, etc. möchte ich gar nicht erst anfangen.
Ich war nicht nur in allen WJ-Foren ein fleißiger Mitleser, ich bin auch ständig von Arzt zu Arzt gelaufen, teilweise auch mehrfach in die Notaufnahme, weil ich mich permanent schlecht gefühlt habe. Dort wurde ich einmal sogar aufgenommen und mehrere Tage komplett durchgescheckt, es wurde nichts gefunden. Ich habe trotzdem danach noch Blutwerte machen lassen, Hormone getestet, auch auf eigene Kosten. Schilddrüsenwerte, Vitamine, alles.
Ich habe alles an Nährstoffen genommen, was auch hier im Forum empfohlen wurde. Es wurde nichts besser, eher nur schlechter. Ich habe mich bei teuren Privatärzten für teure Checks angemeldet, wo aber eigentlich nur genau das gemacht wurde, was im Krankenhaus oder anderen Ärzten schon gemacht wurde. Ich war total verzweifelt, habe mich nicht ernst genommen gefühlt.
Die Ärzte waren alle immer nett, haben mir aber erklärt, dass sie nichts Schlimmes finden. Irgendwann hat mit einer nahegelegt, dass ich beknackt bin und bitte nur noch kommen soll, wenn ich wirklich was habe.
Hört sich erstmal schlimm an, aber das war bei mir auch mit ein Game-Changer, denn danach habe ich alle Nährstoffe abgesetzt, habe noch ein paar Wochen Hefetabletten für die Darmflora genommen, danach nix mehr. Kein Magnesium, keine Vitamine, keine Hormone, nicht mal mehr Tees, wie Frauenmantel oder so. Alles weg.
Dazu kam, dass ich gelesen hatte, dass es eine Nickelallergie gibt, die sich auch auf die Organe auswirkt. Da ich auf Nickel per Kontaktallergie reagiere, habe ich mein Essen auf nickelarme Lebensmittel umgestellt, d.h. z.B. keine Schokolade oder Nüsse mehr, ich vermeide alles, was (teilweise unbekannte) Zusatzstroffe hat, wenn ich Kuchen will, backe ich den selbst, wenn ich Eis möchte, mach ich es selbst, etc.. Dadurch ist mein Darm wirklich besser geworden.
Und anstatt auf meine hormonellen Beschwerden zu achten habe ich mir Projekte gesucht, um aus dem Gedankenkarussel raus zu kommen und endlich auch mal wieder positive Dinge zu erleben, die Produktion von Glückshormonen anzuregen, anstatt die Produktion von Stress- und Angsthormonen. Ich versuche nicht mehr bequem zu sein, ich koche anstatt zu bestellen, ich backe mein Brot und Kuchen selbst, ich nähe, ich bastle, ich renoviere das Haus, Gartenarbeit, ich misste alles aus, was ich nicht mehr benutze, ich arbeite mehr, sehe zu, dass ich meine Wohnung aufräume, damit ich mich wohl fühle, habe alle Medien radikal reduziert, tagsüber kein Fernsehen mehr, keine Nachrichten, kein Streaming mehr, nur noch Musik hören (und mitsingen und tanzen) oder Radio. Internet nur noch wenn ich was bestellen will oder wenn ich arbeite oder Ausnahmen wie heute, wo ich mal wieder hier ins Forum geschaut habe.
Fakt, ist, dass ich jetzt disziplinierter bin, ich nehme wieder ab, ich bewege mich mehr, vorallem hatte auch der Rücken Probleme gemacht, durch zu viel Internet und Handy, krummes sitzen, schlechte Matratze. Seitdem ich das reduziert oder geändert habe, sind viele Rückenprobleme weg. Als Beispiel... ich bin gestern abend auf dem Sofa eingeschlafen in einer sehr krummen und unbequemen Haltung. Heute tut mir links in Richtung Hüfte die Leiste weh. Ich überlege gar nicht mehr, ob das was Schlimmes ist, oder rege mich auf, weil wieder was anderes weh tut, ich gehe davon aus, dass es von meiner krummeln Lage gestern Abend kommt und in ein bis zwei Tagen wieder weg ist.
Ich gehe jeden Tag eine Runde spazieren, ich schlafe wieder, bin ausgeglichener, es zuckt nichts mehr, keine Wadenkrämpfe, auch ohne Magnesiumtabletten, ich vertrage deutlich mehr Stress und wage mich langsam wieder an Dinge, die ich lange vermieden habe.
Und ich habe auch gelernt, dass mein Bauchgefühl nicht immer Recht haben muss, auch Gedanken und Gefühle können falsch interpretiert werden. Wenn ich weinerlich bin, dann ist das erst mal nur ein Gefühl, es schadet mir nicht. Es ist dann halt da, wird aber auch wieder vergehen.
Das war am Anfang alles sehr schwierig, weil ich nicht die Geduld hatte und mich zu vielen Sachen echt zwingen musste, aber je mehr ich durchgezogen habe, um so besser wurde es. Ich denke nur noch selten über irgendwelche Beschwerden nach, ich google nix mehr und ich akzeptiere, dass es mir zwischendurch nicht gut geht, aber ich muss nicht mehr sofort eine Besserung haben, ich sehe es jetzt wie eine Grippe, die doofen Tage vergehen.
D.h. ich habe auch noch schlechte Phasen (zyklisch), aber das ist halt so, ich versuche das hinzunehmen. Das klappt manchmal besser, manchmal schlechter. Es gibt noch immer Phasen, in denen ich am liebsten in die Notaufnahme möchte und auf schnelle Hilfe hoffe. Aber das hat nie funktioniert und bis ich einen Termion beim Arzt habe, ist es eh wieder weg. Ich traue dem Frieden tatsächlich noch nicht so richtig, ich warte noch immer jeden Tag auf die neue miese Phase, die mich vielleicht doch wieder runter zieht. Alleine die Erinnerungen an die Zeit sind wie ein schlechter Gruselfilm.
Deswegen habe ich mit einer Freundin, die auch mit den WJ zu kämpfen hat, einen Pack geschlossen, dass wir uns gegenseitig in den Hintern treten, sobald eine von uns wieder ins Jammertal verfallen will. Und das mit viel Humor. Und auch das ist eine große Hilfe für mich.
Was für mich gilt, gilt definitiv nicht für andere. Jeder muss für sich seinen Weg finden. Mir hat der Stillstand, zu viel Bequemlichkeit und der permanete Fokus auf meine Beschwerden und alles schlechte in der Welt, nicht gut getan. Ich hätte eine Zeit lang nicht gedacht, dass es überhaupt noch mal besser sein könnte, weil ich über Monate keinen einzigen guten Tag hatte und bin jetzt um jeden Tag glücklich, an dem es gut läuft.
Und manchmal sind es gar nicht die Hormone, sondern das Wetter, die Energien oder einfach die schlechte Stimmung um einen herum, die einen runter ziehen oder Probleme machen. Auch das sollte man nicht vergessen.
Deswegen möchte ich euch Mut machen, dass ihr dran bleibt, ausprobiert. Wenn irgendwas nicht hilft, dann lasst es weg, es hilft dann nicht. Probiert lieber was anderes aus. Aber lasst euch nicht hängen.
Und verabschiedet euch vielleicht von dem Gedanken, dass es DIE EINE Tablette gibt, die euch sofort alle Beschwerden nimmt. Das, was bei leichtem Kopfweh funktioniert, klappt in den WJ eher nicht. Leider.
Aber solange die Ärzte euch sagen, dass euch nichts fehlt, könntet ihr selbst die Tablette sein, die euch fehlt.
Viele Grüße
Lena