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Licht am Ende des Wechseljahre-Tunnels

Kategorie: Frauenheilkunde » Forum Wechseljahre

13.05.2018 | 16:43 Uhr

Hallo,

bevor ich mich wieder abmelde, möchte ich noch ein paar eigene Erfahrungen schildern. Hier fragen sich ja viele in der Prä- oder Perimenopause, ob das jetzt immer so weiter geht mit den Beschwerden und ob eine ernsthafte Krankheit dahinter steckt. Sicher ist es bei  jeder anders, aber vielleicht interessiert es ja als Fallbeispiel.
Und vorweg: Ja, es wird wieder besser! 

Seit den 2010er Jahren bin ich heftig in den Wechseljahren, wahrscheinlich aber schon viel länger, denn es war ein sehr schleichender Prozess.  Dann aber deutliche Veränderungen wie Zyklus kürzer, größere Lücken, Regelschmerzen stärker, Regel schwächer, starker Mittelschmerz tagelang, zwei Wochen PMS mit Depri, Schwitzen, Brustspannen, Blähbauch, Depressionen, schlechte Laune…  Damals habe ich mit Progesteroncreme von Biovea angefangen und Speicheltests in Serie gemacht. 

Der Höhepunkt der Beschwerden mit einigen Monaten krank zu hause war tatsächlich rund um die letzte Blutung, das weiß ich im nachhinein.  Jahrelang hatte ich mehr als ALLLE Beschwerden, die auf der Liste mit den 34 Symptomen stehen (außer Zungenbrennen und Blase).  Das war auch die Zeit der Panikattacken, Krankheits- und Todesängste, Notaufnahmen, endlosen Arzttermine bei Fachärzten aller möglichen Disziplinen. Immer auf der Suche nach einer Ursache/Diagnose und einer LÖSUNG. Die Zeit, wo man verzweifelt, wenn es wieder nur unauffällige Laborwerte gibt, die die Beschwerden nicht erklären (oder man fängt an, geringste Abweichungen als Krankheit hochzustilisieren).  Übrigens auch die Zeit, in der ich alternativen Behandlern das Geld in den Rachen geschmissen habe.  Genützt hat alles letzten Endes nichts. Ich bin eigentlich körperlich gesund -  aber leider ist diese schöne Nachricht in dieser schlimmen Phase nicht zu mir durchgedrungen.

Inzwischen sind jedoch viele  Beschwerden einfach wieder verschwunden, manche dauern an, aber ich bewerte sie nicht mehr über (nein: das Kribbeln in den Unterschenkeln ist kein Anzeichen für MS ….). Worüber ich sehr dankbar bin, ist, dass das Gehirnschwappen und die Konzentrationsstörungen  weitgehend verschwunden sind. Lange hatte ich totale Angst, meine geistigen Fähigkeiten zu verlieren.  Der jahrelange Dauerschwindel ist wieder weg, ebenso die Panik und Platzangst (Bus, Bahn, Kino ging nicht mehr …).Auch die Todesängste abends im Bett sind wieder auf ein normales Maß zurückgegangen. Herz und Blutdruck haben sich beruhigt. Ich bin nicht mehr so weinerlich und den Stimmungsschwankungen ausgesetzt. Selbst der Haarausfall ist zurückgegangen.

Was negativ bleibt:  heftige Gewichtszunahme, Taille weg, manche Nahrungsmittel vertrag ich nicht mehr, Sodbrennen,  trockene Augen/Nase -> Schnarchen, kaum noch Libido, zeitweise Anlaufschwierigkeiten/ Schmerzen in Füßen und Rücken v. a. beim Aufstehen („wie eine alte Frau“) an die ich mich aber mittlerweile gewöhnt habe, Schmerzen in den Fingergelenken (erträglich, kein Rheuma ), manchmal Bluthochdruck, Wetterfühligkeit  und Sonnenempfindlichkeit, Geräusch- und Geruchsempfindlichkeit sind stärker geworden. Die Belastbarkeit ist insgesamt geringer als früher.

Seit einigen Jahren mache ich eine niedrig dosierte HET (Utrogest/Gynokadin) und nehme diverse Vitamine  (D, B), Eisen, Magnesium, Selen, Omega3, viel Baldrian und Weißdorn, einige homöopathische Mittel.  Ernähre mich schon immer vegetarisch, keine Drogen, keine Zigaretten, kein Alkohol (vielleicht zeigt das jetzt im Alter seine positiven Effekte).  

Was habe ich gelernt (oder versuche ich zu lernen)?
Mehr als die Medikamente hilft mir, meine Bedürfnisse  und Instabilität zu akzeptieren und nicht die Maßstäbe anderer an mich anzulegen (keine leichte Übung).  Mir ein „dickeres Fell“  zulegen und versuchen, deshalb keine Schuldgefühle zu haben. Einige Dinge gründlich zu verändern, damit ich wieder besser in mein Leben passe bzw. mein Leben zu mir. Alte Geschichten mithilfe einer Therapie aufzuarbeiten, denn die Wechseljahresbeschwerden sind zum Teil Symptome für ganz was anderes. Es ist schon ein bestimmter Typ Frau (da schließe ich mich ein), die besonders unter den Wechseljahren leiden.  Und: nicht die Patientinnenrolle zu sehr zu pflegen; versuchen, docj irgendwie am Leben teilzunehmen (nein, ich werde beim Lidl an der Kasse nicht tot umfallen…).  Im Rückzug ins private, alleine zu Hause wird das Gedankenkreisen und die Angst nur noch stärker. Das belastet auf Dauer selbst die beste Beziehung  - und auch Männer haben ihre Probleme mit dem Älterwerden.

Nicht auf Ärzte zu vertrauen: die Einweisung wegegn Schlaganfallverdacht, die Lumbalpunktion wegen Verdacht auf MS und die verzweifelte Suche nach anderen Diagnosen wie Fibromyalgie oder Rheuma war der traurige Höhepunkt  einer Schulmedizin, die nicht in der Lage ist, Wechseljahre zu  erkennen… Aber die kostenlosen Dinge, die auch das schulmedizinische System bietet, zu nutzen:  Schmerztherapie, psychosomatische Reha, Psychotherapie. Sich davon die Dinge bewahren, die mir guttun und die auch Zuhause weiter machen. Und mir mein persönliches Mantra vorsagen, wenns mir schlecht geht (klappt leider noch nicht immer…).

Nicht zuletzt eine gewisse Demut. Und auch mal loslassen können: dem Körper trotz dem Sch..., den er in den Wechseljahren veranstaltet, zu vertrauen und generell nicht alles interpretieren und konktrollieren wollen. Eine für mich sehr schwere, aber mittlerweile auch irgendwie befreiende Erfahrung.

Bis heute habe ich unendlich viele Dinge ausprobiert, habe sehr viel gelesen und bin durch die vielen Untersuchungen auch mit so manchen Nebenbefunden konfrontiert worden – das hat sehr viel Energie gekostet, aber mitterweile habe ich so mein Ding gefunden. Ob ich nun deshalb gelassener bin, weil ich weiß, ich hab nichts schlimmes … kann ich nicht sagen. Genauso, wie man irgendwann mit seinen Kindern nach der Pubertät wieder normal und dann auch erwachsener reden kann, merke ich nun, daß sich schlichtweg mein Denken verändert hat. Was Hormone nicht alles bewirken…!

Also Ladies, es kommen wieder bessere Zeiten – aber es heißt nicht umsonst WechselJAHRE.
Ich habe auch nicht gedacht, dass es so lange dauert und so heftig ist. Frau kommt da nicht mit einer einfachen Patentlösung durch und es gibt auch kein Zurück zu einem idealisierten früheren Zustand.  Es ist einfach ein Entwicklungsprozess, für den Körper und Seele viel Zeit brauchen. Dann kommt ein neuer Abschnitt,  vielleicht mit neuen Rollen und neuen Möglichkeiten ...und manchmal fühlt sich das schon ganz gut an.

Viele Grüße und alles Gute!

 

 

 

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13.05.2018, 16:54 Uhr
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Liebe Nur-Leserin.

ich möchte mich ganz herzlich für deinen Beitrag bedanken. Ich finde solche Erfahrungsberichte immer sehr hilfreich und mutmachend und danke dir, das du dir solche Mühe gegeben hast das alles aufzuschrieben. Vieles von dem erlebe ich genauso wie du. Ich glaube 2010 war auch mein Schicksalsjahr als es anfing, ist schon eine lange Zeit. Ich wünsche dir weiterhin alles Gute.

:-)

LG Ringelblume

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13.05.2018, 17:01 Uhr
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P.S. es beruhigt mich auch sehr mit der Geruchsempfindlichkeit. Das war bei mir immer schon schlimm aber seid den WJ ist es extrem geworden, wie in der Schwangerschaft.

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13.05.2018, 17:03 Uhr
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hallo, auch von mir vielen dank für diesen beitrag, wie Ringelblume schon schreibt sind solche Erfahrungsberichte immer sehr hilfreich....

ich erkenne mich in vielen wieder nur in einer anderen reihenfolge.

viel viel glück und alles gute auf deinem weiterem weg.

LG heidi

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13.05.2018, 17:42 Uhr
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Herzlichen Dank für deinen Bericht. Weiterhin alles Gute und LG Alpenveilchen

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13.05.2018, 17:44 Uhr
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Danke für das positive Feedback! Ich wollte hier nicht als Schmarotzerin oder Querulantin rausgehen (aber ich bin eher ein kritischer Geist, yep). Habe wegen beruflicher und privater Belastungen nur wenig Zeit. Aber jetzt habe ich sie mir mal genommen.

Etwas habe ich noch vergessen:

Der Schlaf ist leider nicht mehr so gut wie früher (da war ich so der Typ Murmeltier), aber dieses nachts schweissnass gebadet aufwachen kommt jetzt nur noch selten vor. Und es steht schon seit längerem kein Eimer mehr neben dem Bett - einige Monate lang hatte ich morgens starke Übelkeit. Insgesamt habe ich den Eindruck, daß die Hitzewallungen sehr mit dem allgemeinen Stresspegel zusammenhängen. Meine Temperaturregulation war immer schon empfindlich. Wenn ich jetzt einen wichigen Termin habe und spät dran bin, kann es immer noch vorkommen, dass ich nach dem Duschen morgens so schwitze, dass ich mich kaum schminken kann. Oder ich gehe schon mit nasser Unterwäsche los und friere dann. Jedes Mal sage ich mir dann, ich muss noch mehr das Tempo rausnehmen. Leichter gesagt, als getan.

Viele Grüße!

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13.05.2018, 18:24 Uhr
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Liebe Nur-Leserin,

bin hier im Forum derzeit kaum unterwegs, da ich einen ganzen Haufen privater Probleme zu stemmen habe und Lösungen suche. Aber deinen Bericht habe ich gelesen und ich bedanke mich dafür ganz besonders. Denn du hast dir Zeit genommen uns Hoffnung zu machen. Deine Worte motivieren sehr. 

Ich wünsche dir für deinen weiteren Weg das Allerbeste. Vielleicht schaust du ja doch nochmal irgendwann hier rein. Dann wird es dir sicher erneut gelingen, mit deinen Erfahrungen anderen Frauen eine wertvolle Stütze zu sein.

Herzliche Grüße, binewilli

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13.05.2018, 18:28 Uhr
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Liebe Nur-Leserin,

ich möchte dir ganz herzlich  für deine Mühe und deinen Beitrag danken, in dem ich mich sehr wiederfinde! Ich wünsche dir alles erdenklich Liebe und Gute auf deinem weiteren Weg!

Herzlicher Gruß von Marijam

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13.05.2018, 20:18 Uhr
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Ich finde deinen Beitrag auch super. Schade das du dich abmeldest. Ich wünsche dir alles alles Gute und hoffe, dass es dir immer besser geht. Lg Annabell

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13.05.2018, 20:19 Uhr
Antwort

Hallo Du,

danke für diesen tollen Bericht deiner Erfahrungen!

Ich würde nämlich auch gerne mal wissen ob man ständig von komischen Symptomen heimgesucht wird und ständig Ängste ausstehen muss.

Ich bin noch recht am Anfang der WJ denke ich und hab da auch gerade so ne Sache seit drei Monaten die mir richtig Angst macht und die mich schlecht schlafen lässt. Ich renne derzeit auch von Arzt zu Arzt... Schlimm.

Was meinst du denn kennzeichnet solche Frauen? Es würde mich interessieren wie die die beschreibst die sich so verhalten.

Super sensibel? hochsensibel? übersensibel?

Kontrollfreaks? Die nichts unerklärt lassen können?

Überängstlich?

Zu wenig Selbstvertrauen? Bzw zu wenig Vertrauen im seinen Körper?  Und darein dass am Ende alles gut wird?

Würde mich über eine Antwort sehr freuen, weil ich dann evt für mich einen Schritt weiter komme.

Liebe Grüße von

Schönewelt

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13.05.2018, 20:37 Uhr
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Guten Abend liebe nur leserin

auch von mir ganz herzlichen Dank für deine Mühe und deinen ehrlichen Beitrag.

Schade dass du dich anmelden willst.

Wünsche dir auf alle Fälle von Herzen alles gute

Polly

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13.05.2018, 21:45 Uhr
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Hallo Schönewelt!

Ich bin zwar nicht Nur-Leserin aber möchte da gerne was dazu schreiben:

Ich gehe einfach mal von mir persönlich aus: Ich bin sicher sehr sensibel (ob man es jetzt als hoch sensibel, übersensibel oder wie auch immer bezeichnet, kommt sich eh alles aufs gleiche raus;-)). Ein Kontrollfreak bin ich auf jeden Fall, aber nicht in dem Sinne, dass ich fünfmal kontrolliere, ob ich die Haustüre eh zugesperrt habe, sondern in dem Sinne, dass ich immer möglichst die Kontrolle über jede Situation haben möchte. Zu wenig Vertrauen in meinen Körper? Ich denke schon. Und die Angst: Wird alles gut? Zuwenig Selbstvertrauen nicht. Kommt drauf an, was man unter Selbstvertrauen versteht, ich scheue mich nicht, neue Leute kennen zu lernen und fühle mich nicht hässlich. 

Also kann ich deine Punkte praktisch alle bestätigen. Ich weiß nicht ob dir das etwas hilft. Aber ich denke schon, dass sensiblere Frauen unter den WJ mehr zu leiden haben, weil sie einfach alles intensiver wahrnehmen, sich viel mehr den Kopf zerbrechen usw. Aber es soll ja auch ganz toughe Frauen geben, die fest mit beiden Beinen im Leben stehen und dann plötzlich von den WJ förmlich umgeschmissen werden. Möglich ist also sicher beides.

LG

Toffifee

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13.05.2018, 21:00 Uhr
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Hallo liebe Nur Leserin,

auch ich möchte Dankeschön sagen für diesen tollen Bericht.

Er gibt sehr vielen Mut und Durchhaltevermögen.

Danke  für diese Mühe die du dir gemacht hast- Respekt.

Dir alles Liebe auf deinem weiteren Weg.

Gruß gigon

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13.05.2018, 21:35 Uhr
Antwort

Hallo Nur-Leserin!

Du brauchst dich ja nicht abmelden, wozu? Auch wenn du nur selten reinschaust kannst du ja von Zeit zu Zeit etwas beitragen. Dein Bericht ist sehr interessant, danke für die Mühe die du dir da gemacht hast. Was mich interessieren würde: Hat dir die Progesteroncreme von Biovea geholfen? Oder war die zu schwach?

LG

Toffifee

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