Liebe Wechselfrauen
Ich bin neu hier und freue mich sehr, dieses Forum vor ein paar Tagen gefunden zu haben, weil ich hier schon so vieles gelesen habe, das sich genau so anhört wie meine eigene Geschichte. In diesem Forum habe ich nach gefühlt endlos langem Suchen und viel Verzweiflung endlich Antworten gefunden - was für eine Erleichterung!
Vergangenen Donnerstag habe ich eine HET mit bioidentischen Hormonen begonnen, bin nun aber sehr verunsichert was die Dosierung betrifft. Deshalb möchte ich euch gern um eure Einschätzung bitten.
Meine Vorgeschichte:
Ich bin kürzlich 53 geworden. Seit über 30 Jahren begleiten mich Migräne-Attacken. Diese waren aber immer nur episodisch (3 - 6 mal pro Monat) und dank sehr gut wirksamer Akutmedikation hat mich dies nicht sehr beeinträchtigt.
Viele Jahre habe ich mit einer Gestagen-Pille verhütet. Die vertrug ich gut, weil ich sie durchgehend nehmen konnte. Durch Einnahmepausen bekam ich nämlich jeweils schlimmste Migräne, meist während den gesamten 7 Tagen (anscheinend lösen starke Hormonschwankungen bei mir Migräne aus).
Nach Absetzen der Pille vor ca. 12 Jahren hatte ich einen sehr regelmässigen Zyklus und Monatsblutungen ohne besondere Beschwerden. Die vorletzte Blutung hatte ich im Dezember 2020, die bislang letzte im Juni 2021.
Ab März 2021 stieg die Anzahl der Migräneattacken quasi über Nacht auf bis zu 28 pro Monat an, ich hatte Hitzewallungen, schwere Schlafstörungen, Herzrasen, starke Stimmungsschwankungen, eine Reizblase, unreine Haut wie ein Teenager. Und weil all das ja noch zu wenig ist, musste dann im August 2021 die erste Panikattacke meines Lebens dazukommen - ich dachte damals echt, mein letztes Stündlein hätte geschlagen...
Im restlichen Verlauf des Jahres blieb die Anzahl der Migräneattacken auf diesem Allzeit-Hoch, ich hatte immer wieder Panikattacken, schlimmste Angst- und Unruhezustände und Depressionen. Nie zuvor hatte ich sowas erlebt, es war die schlimmste Zeit meines Lebens. Ich erkannte mich selbst nicht wieder... Und natürlich wurde ich zum Psychiater geschickt, der mir AD's verschrieb, die ich jedoch allesamt nicht vertrug.
Bereits letzten Frühling hatte ich ein Gespräch mit meiner damaligen Gynäkologin, weil ich den Verdacht hatte, dass die Migräne wegen der Hormonschwankungen derart durch die Decke ging. Sie wollte mir aber keine HET verschreiben, weil ich rauche. Stattdessen verschrieb sie mir Traubensilberkerze-Dragees (Cimifuga). Diese wirkten auch sehr schnell, alle meine Symptome besserten sich erheblich. Jedoch leider nur etwa 3 Monate lang, dann ging der Spass von vorne los.
Vor ein paar Wochen fing ich in meiner Verzweiflung wieder an, Cimifuga einzunehmen und auch dieses mal dauerte es nur ein paar Tage und meine Beschwerden verschwanden fast vollständig: Migräne runter von 21 auf 6 pro Monat, ich schlief hervorragend, hatte keine Reizblase mehr, die Haut verbesserte sich, Ängste und Depressionen waren wie weggeblasen. Dazu spürte ich ein Ziehen und Ziepen im linken Eierstock und hatte nach fast einem Jahr Pause plötzlich wieder Zervixausfluss. Es fühlte sich an, als hätte ich einen Eisprung. Meine Laune war fast 4 Wochen lang fantastisch, ich hatte Energie ohne Ende und fühlte mich endlich wieder wie ich selbst - was für ein Geschenk!
Nur war's leider eins mit Ablaufdatum: nach diesen paar Wochen hörten die Zieperei und der Ausfluss auf und damit kehrte auch alles (ausser den Hitzewallungen und dem Herzrasen, die blieben weg) wieder zum vorherigen schlechten Zustand zurück.
Deshalb suchte ich mir eine neue Gynäkologin und diese verschrieb mir ohne jedes Zögern eine HET mit BiH. Folgende Präparate gab sie mir mit:
- Estradot 37.5 (Östrogen-Pflaster)
- Utrogestan 200 mg (Progesteron-Kapseln)
Anwenden soll ich dies folgendermassen:
- 2 Wochen lang ausschliesslich Östrogen-Pflaster (alle 3 bis 4 Tage gegen ein neues auswechseln)
- Nach 14 Tagen zusätzlich jeweils abends 1 Stunde vor dem Schlafengehen eine Progesteron-Kapsel einnehmen (oral)
Vor knapp 3 Tagen (Donnerstag ca. 17 Uhr) habe ich mir das erste Östrogen-Pflaster aufgeklebt. Die erste Nacht war noch ein bisschen holprig, aber die beiden folgenden Nächte waren herrlich: ich habe jeweils 8 und 7 Stunden geschlafen und das erst noch am Stück, ohne das lästige nachts-zur-Toilette-müssen. Generell ist die Reizblase schon sehr viel besser geworden, Angst, Unruhe und Stimmungstief sind ebenfalls schon wesentlich besser.
Kann das wirklich sein, dass nach so kurzer Zeit die Wirkung der Hormone so stark spürbar ist?? Und ist es nicht eigentlich Progesteron, das für guten Schlaf und psychisches Gleichgewicht sorgt - das ich aber noch gar nicht nehme?! *fragen-über-fragen*
Heute habe ich zudem zu meinem grossen Erstaunen eine Blutung bekommen, inkl. ziemlich unangenehmer Rücken- und Bauchschmerzen Ich dachte eigentlich, Blutungen kämen möglicherweise erst, wenn noch das Progesteron dazukommt - kann sowas auch nur durch die alleinige Gabe von Östrogen passieren?
Ausserdem bin ich etwas verunsichert wegen der Anfangsdosierung, weil ich hier schon so viel anderes gelesen habe. Deshalb habe ich beim Expertenrat nachgefragt und folgende Antwort erhalten:
"Da Sie seit etwa einem Jahr keine Menstruation hatten, sollten Sie als erstes 10 Tage jeweils eine Kapsel Progesteron ca. 1 Sunde vor dem zu Bett gehen einnehmen. Danach machen Sie eine Pause von 4 Tagen. Egal, ob eine Blutung kommt oder nicht fangen Sie wieder mit den Kapseln täglich an und fügen kontinuierlich einen Hub Östradiol-Gel dazu. So müssten Sie in eine gleichbleibende hormonelle Lage kommen."
Das wäre ja dann aber ein gänzlich anderes Vorgehen als das, was mir meine Gynäkologin zur Anwendung und Dosierung sagte?!
Einerseits möchte ich das keinesfalls einfach eigenmächtig ändern, andererseits möchte ich aber auch nicht umgehauen werden, wenn dann in 2 Wochen das Progesteron dazukommt und das - wie ich annehme - auch noch in recht hoher Dosierung.
Zudem habe ich auch gar keine Hormon-Cremes, sondern nur Pflaster und Kapseln und so kann ich die Dosierung ja auch gar nicht selbst anpassen.
Ich habe mir überlegt, meine Frauenärztin einfach mal zu fragen, was sie von der Antwort des Experten hält, möchte sie aber keinesfalls verärgern... deshalb würde ich sehr gern zuerst die Meinung all jener hier hören, die bereits Erfahrung mit HET und der individuellen Dosis-Anpassung haben.
Sorry, das ist nun sehr lang geworden... Aber ich dachte mir, dass es vielleicht wichtig ist, die Vorgeschichte zu kennen und miteinzubeziehen, was für mich wichtig ist: dass die Migräne, welche stark auf Hormonschwankungen reagiert (wir machen gemäss meiner Gyn. keine Östrogenpause), nicht unnötig anzutriggern und dass die ständigen Angst- und Unruhezustände, Depressionen und Schlafstörungen aufhören.
Allen, die mir antworten mögen, sage ich gerne jetzt schon von Herzen Dankeschön, ich weiss das sehr zu schätzen!
LG, Nici