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extrem hoher Puls bei geringer Belastung

Kategorie: Herz-Kreislauf » Forum Allgemeine Herz- und Kreislaufbeschwerden

10.09.2011 | 19:51 Uhr

Hallo,
ich habe beim Sport immer das Problem, dass mein Puls innerhalb kürzester Zeit in die Höhe schnellt (schnell auf 160, nach kurzer Zeit auf 180). Ich fange jedoch mal früher an.
Ich bin jetzt 29 Jahre alt, 185cm und wiege 94 KG. Seit ich ca 15 Jahre alt bin, habe ich nie wirklich regelmäßig Sport gemacht, habe sehr viel geraucht, regelmäßig auch Cannabis und war immer sehr schlank (70kg). Vor ca 1.5 Jahren hatte ich einen leichten Schlaganfall, welchen ich glücklicherweise schadlos überstanden habe. Ich habe seit dem sofort mit dem rauchen und kiffen aufgehört und angefangen ca 2 mal die Woche Rad zu fahren (mal mehr mal weniger). Durch die viele Bewegung habe ich auch knapp 25kg zugenommen (primär Muskeln). Von vornherein habe ich das fast immer kontinuierlich mit einem 180er Puls gemacht, jedoch stets ohne Beschwerden. Mir ging es immer klasse dabei. Jetzt frage ich mich, ob es dabei irgendein Problem gibt. Nach dem Schlaganfall habe ich natürlich zig Tests gemacht; Langzeit Blutdruck, Langzeit EKG, Ultraschallherzuntersuchung durch die Speiseröhre, MRT und und und. Hier sieht alles gut aus, bis auf ein minimal geöffnetes foramen ovale. Letzte Woche bin ich nach etwas längerer Pause wieder mal mit dem Rad auf einen höheren Berg, hier Nonstop 188er Puls, aber auch hier keine Beschwerden. Sollte ich hier Bedenken haben, oder kann ich wie gewohnt weiter machen. Das Problem ist, soblad ich losfahre geht der Puls hoch. Ich schaffe es, den Puls auf knapp 155 zu halten, aber dann fühlt sich das ganze nicht mehr nach Sport an und es darf auch nicht die geringste Steigung kommen. Wass kann ich tun?
Vielen Dank vorab für sämtliche Tipps.
Gruß

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10.09.2011, 21:40 Uhr
Antwort
Lieber Boris,
Ohne, dass ich dich jetzt genau kenne, möchte ich mich zu deiner Frage äußern:
1. Ich habe Sport und Ernährungswissenschaft studiert und begleite beruflich öfters Menschen, wie dich. Vielen ist gar nicht bewusst, dass man auf dem Rad im Alltag wesentlich höhere Belastungen tritt, als man es im Studio je machen würde. Ich habe z.B. an meinem Rennrad eine Wattüberprüfung und fahre im Alltag damit im Schnitt ca. 225Watt. Bergauf mit ca. 10% Steigung komme ich leicht mal auf 350Watt Spitzenbelastung. Da braucht man sich dann über einen hohen Puls nicht wundern.
2. Kann man insbesondere bei Männern gerne beobachten, dass sie, selbst nach jahrelanger Sportabstinenz, Höchstleistungen vollbringen wollen. Gerade wenn sie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall hatte. Sie denken, dass sie damit die verlorene Zeit kompensieren könnten. Meine empfehlung: Leistungsdiagnostik und gezielte Trainingspläne aufstellen lassen. Dann entweder in ein gutes Studio gehen oder ein Ergometer kaufen und im ausgemachten bzw. erarbeiteten Rahmen daheim trainieren. An der frischen luft tut z.B. nordic walking gut. Auch hier mit Pulsuhr.
3. Wenn man so jung ist und ein so schwerwiegendes Erlebnis hatte, läuft im "Hintergrund" nicht selten Angst mit. Eine erhöhte Parasympathikus-Aktivität erhöht den Puls. Geh mal "in dich" und sei ehrlich. Du brauchst hier darauf ja gar nicht zu antworten, nur zu dir musst du ehrlich sein.
4. Auch könnte an ein hyperkinetisches Herzsymptom gedacht werden. Dies würde man sehr gut mit einem Betablocker in den Griff bekommen. Meine Empfehlung lautet hier Nebivolol, da man in Studien beweisen konnte, dass es keinen Einfluss auf den Fett- und Kohlehydratstoffwechsel hat und zudem die Maximalbelastung nicht negativ beeinflusst.
Liebe Grüße und alles Gute
Nina
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10.09.2011, 21:52 Uhr
Kommentar
Hallo Nina,
vielen Dank für Deine Antwort.
Zu 1: Bei uns hier in der Gegend ist es relativ flach, Berge fährt man nur, wenn man es wirklich will, sonst ist alles topf eben. WEnn ich mit dem Mountainbike unterwegs bin, fahre ich im Normalfall ca 25km/h, schnell aber nicht übertrieben. Bei mir ist halt das Problem, dass ich schon beim Losfahren direkt bei 140 bin. Also wirklich direkt danach (nach 20 MEtern). Als Beispiel: Ich bin heute mit meiner Tochter (1Jahr) auf dem Arm in den 5. Stock gelaufen und war auch direkt bei 180 Puls. Ich kann mich jedoch wie gesagt auch bei 180 noch gut unterhalten. Ist es vielleicht sinnvoll, eine Zeit lang mit 150-160 zu trainieren, auch wenn es nicht anstrengend ist?
Zu 2: Da wirst Du wahrscheinlich recht haben :-) Habe direkt vollgas gegeben, abner inwzischen versuche ich zumindest mich im ZAum zu halten. Wo würdest Du eine Leistungsdiagnostik empfehlen? Bei uns hier in der Uni gibt es die Möglichkeit dazu...
zu 3: Das kann ich bestätigen. Bei jedem Furz kommt inzwischen die Angst hoch. Beim Sport denke ich jedoch nicht wirklich dran, deshalb glaube ich das nicht, werde es aber mal beobachten...
zu 4: Medikamente versuche ich stets zu vermeiden, außer es geht nicht anders. Aber danke für die Empfehlung.
GRuß
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10.09.2011, 22:47 Uhr
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Hallo Boris,
fängst du den Sport schon mit Gedanken an: hoffentlich passiert nichts! Was mach ich, wenn ich Symptome eines erneuten Schlaganfalls bekomme? Habe ich ein Handy dabei, um den Notruf zu rufen, wenn ich Symptome bekomme? etc. etc. etc......? Schon dann hast du einen erhöhten Sympathikus-Tonus. Unbewusst läuft dieser "Konflikt" weiter, auch wenn du im Augenblick nicht daran denkst. Da könnte es rein theoretisch schon zu einem erhöhten Puls kommen.
Im Bergsport lautet ganz klar die Empfehlung: mind. 3Watt/Kg Körpergewicht sollte man leisten können, um sicher in den Bergen zu sein. Leichtes Bergwandern entspricht ca. 150Watt, d.h., mit 1Jahr wiegt deine Tochter ca. 8Kg, 5Stockwerke rauf, da Schätze ich schon mal, dass dies mind. 225Watt entspricht, wenn nicht mehr. Da ist ein Puls von 180 auch nicht ungewöhnlich.
Bist du ja nicht wirklich trainiert. Da ist es nicht so ungewöhnlich, dass man sofort nach dem Losfahren einen Puls von 140 hat. Zudem bleibe ich bei meiner Aussage, dass man sich im Alltag stärker belastet als in einem Studio. Wenn du z.B. ein Fully hast und die Federung beim Landstrasse-Fahren nicht blockierst, geht sehr viel Energie verloren.
Ich bin kein Freund von: 120 oder 140 ist der ideale Puls. Der Muss immer individuell ermittelt werden. Und zwar über den Laktatschwellenwert. Und der ist nun mal bei jedem anderst. Unis sind für eine Leistungsdiagnostik sehr gut geeignet.
Schönen Abend
Nina
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11.09.2011, 10:03 Uhr
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Hi Nina,

danke für Deine Antwort. Das mit der Angst ist wirklich überhaupt nicht vorhanden. Ich denke beim Fahren in keinster Weise daran und sehe es immer erst danach bei der Auswertung mit dem hohen Puls. Auch habe ich nicht wirklich Angst vor einem erneuten Schlaganfall, ich habe das einfach als warnschuss gesehen. Das ist ok für mich, das war der Start in ein neues Leben. Im Nachhinein betrachtet war der SA für meine Zukunft wahrscheinlich nicht mal so schlecht, manchmal braucht man etwas schlimmeres um aufzuwachen... Außerdem fahre ich nur selten alleine. Deshalb habe ich da überhaupt keine Probleme.

Komplett untrainiert bin ich ja nach einem Jahr fahren auch nicht mehr, ich dachte halt, dass der Puls irgendwann runter geht. Aber wahrscienlich muss ich anders rum anfangen und mit niedrigem Pul trainieren und mit der Zeit kann ich dann bei niedrigem Puls mehr leisten, oder sehe ich das falsch?

Eine Leistungsdiagnostik werde ich in Kürze mal angehen. Was ist denn ein fairer Preis hierfür? Bei uns in der Uni werden knapp 100 Euro verlangt. Soweit ich weiß ist das günstig?

Gruß

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11.09.2011, 10:13 Uhr
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Schönen Guten Morgen Boris,
ja, 100.-€ für Laktatmessung und Trainingspläne ist sehr fair.
Aber man sollte das ohnehin aus einem anderen Gesichtspunkt sehen: du würdest dein Auto nach einem Schaden ja auch niemals selber versuchen zu richten, oder? Du lässt es für viel Geld in einer Werkstatt richten. Da müsste man doch eigentlich 100.-€ leicht für sich investieren können. Und wenns 200.-€ sind, ists doch auch egal.
Schönen Tag
Nina
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11.09.2011, 10:27 Uhr
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Nein, darum ging es mir nicht wirklich. WEnns sein müsste, würde ich auf 500€ hinlegen. Ich will halt nur nicht über den Tisch gezogen werden.

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10.09.2011, 22:51 Uhr
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Sorry, bei Punkt 3 meinte ich Sympathikus.
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