
Salven
Kategorie: Herz-Kreislauf » Forum Allgemeine Herz- und Kreislaufbeschwerden
durch eine 1999 abladierte AV Knoten Reentachycardie und kurze Episoden von Vohofflimmern habe ich eine ausgesprochene Herzangst entwickelt.
Seit ca 2 Jahren kommen verstärkt VES dazu. Dies alles ist bei ansonstem gesundem Herzen immer als völlig ungefährlich eingestuft worden und ich denke das ist auch Konsens in diesem Forum.
ABER: Vor wenigen Tagen ist erstmals überhaupt in einem LZ-EKG eine einzige ventrikuläre Salve aus 8 Schlägen aufgezeichnet worden. Dies bedarf nach Einschätzung meines Kardiologen weiterer Abklärung durch ein Stress-Echo.
Meine Fragen an Euch sind nun:
1. Hat jemand schon seit längerem solche Salven ohne jemals Kammerflimmern bekommen zu haben, kann also die Gutartigkeit bei strukturell gesundem Herzen bestätigen?
2. Ich mache mir viele Gedanken darüber, warum ich immer wieder neue Arten von Rhythmusstörungen entwickle, zunächst AVNRT, dann VH-Flattern/Flimmern, dann VES und nun Salven. Wie ist Eure Theorie dazu? Ist es eine generelle Anfälligkeit des Herzens für Rhythmusstörungen aller Art oder kann die Angst auch URSACHE immer neuer Formen sein ?
Danke schon mal im voraus für Eure Antworten und Hilfe,
Jörg

Antwort
Hallo Jörg,
kurz zum Verständnis, bei der AVNRT geht man von einem angeborenen "Problem" aus, zwei Leitungsbahnen am AV-Knoten.
Das Flimmern und Flattern wird verschieden diskutiert, kann aber auch viele Ursachen haben, Genetische Disposition, durchgemachte (unbemerkt?) Entzündungen am Herzen oder man findet einfach keinen Grund dafür, ohne zugrunde liegende strukturelle Veränderung am Herzen welche VHF begünstigen.
Von einem "Entwickeln" kann also nur bedingt geredet werden, Du wirst u. Umständen nie einen Grund dafür finden. Die Salven waren evtl. auch immer da wurden nur nicht bemerkt.....
Somit geht meiner Meinung nach die Frage nicht nach einem "Warum" ( wenn medizinisch notwendiges abgeklärt wurde und kein Handlungsbedarf besteht ) sondern einem "wie gehe ich damit um"?
Das hast Du schon angerissen, ist die Angst doch oft ein genauso großes/größeres Problem.
Ich bin nicht der Meinung dass die Angst all die Probleme auslöst, aber begünstigt wird es dadurch sicher schon, denn gerade Streßhormone wie sie bei der Angst ausgeschüttet werden begünstigen zumindest das Auftreten solcher Phänomene.
So konnte man im Umkehrschluss in einer neueren "Studie" feststellen dass Menschen welche Yoga/ Meditation betreiben weniger Rhythmusprobleme haben als andere.
Aber wie kann Dir das praktisch helfen...?
Ich bin nicht der Meinung dass alle Probleme in diesem Bereich durch Therapie / Yoga / Meditation oder was auch immer beseitigt werden können, ABER ich bin der Meinung dass sie helfen können ein ruhigeres Leben, einen gelasseneren Umgang und damit einen Positiven Effekt auf das "Grundproblem" haben.
Somit denke ich kommst Du nur weiter wenn Du einerseits das Medizinische mit Deinem Kardiologen angehst, aber parallel dazu Dir Hilfe auf der anderen Eben holst (Therapie, Einspannungstechniken, was immer) um zu lernen diese Ängste anzugehen und nicht "gelebt" zu werden.
LG
Martin
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vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Ich habe schon gesehen, dass Du oft schreibst in diesem Forum und vielen hier eine wertvolle Hilfe bist. Das ist nicht selbstverständlich. Du hattest einmal geschrieben, dass Du Patienten in der Notaufnahme siehst. Als Arzt oder als Krankenpfleger? Bist Du selbst betroffen von Rhythmusstörungen? Könntest Du noch etwas zu meinem ersten Punkt, den Salven selbst, sagen.
Viele Grüße
Jörg
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ich bin Intensivpfleger und arbeite seit Jahren in einer Notaufnahme, habe selbst einige Ablationen wegen Flimmern und Flattern/Atrialen Tachycardien hinter mir und bin schon seit Jahren am Thema aus Eigeninteresse dran.
Wichtig ist für mich immer dass alle (?) hier Ratgebenden keine Ärzte sind, teilweise wohl große Erfahrung haben aber jeder Ratsuchende auch eine meist komplexe Geschichte mitbringt , die nur ein Arzt in der Anamnese erarbeiten kann, dies aber für einen Rat oft unerlässlich ist.....
Zu den Salven kann ich nicht all zu viel sagen, nimm Deinen Arzt beim Wort, oder wenn Du dem nicht ganz vertraust dann geh zu einer erfahrenen Rhythmusambulanz, die sind am Puls der Zeit und können gut weiterhelfen!
LG
Martin

Antwort
ein Stress-Echo wird dich nicht viel weiter bringen. Sag es ab und veranlasse ein MRT mit anschließender Verabreichung von Adenosin. Somit kann man zum einen strukturelle Veränderung am Herzen erkennen als auch die Myokarddurchblutung.
Ist diese Untersuchung unauffällig wird man deinen RUN zunächst als harmlos einstufen. Zunächst deshalb, weil man unter Umständen eine beginnende Dysplasie nicht sofort im MRT sieht.
Viele Grüße und entspannende Tage
Thomas
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sorry, Deine Antwort war sicher gut gemeint, aber in meiner Situation wenig hilfreich. Ich denke Du spielst auf ARVD an ? Dafür gibt es aber in der ganzen Familie keinerlei Anhaltspunkte. Ich bin inzw. 46 Jahre alt. Diese erstmalig aufgezeichnete Salve ist doch zunächst einmal ein reiner Zufallsbefund (Mein Kardiologe sagt: "einmal ist keinmal"). Wenn ich mir das Forum anschaue, so sind doch Salven ein relativ häufig geschildertes Phänomen. Alle diese Betroffenen sollen Deiner Meinung nach ein Stress-MRT machen (was ja noch nicht einmal von den gesetzlichen Kassen erstattet wird) und können auch bei zunächst unauffälligem Befund nicht wirklich beruhigt sein, da es sich auch um eine beginnenden Dysplasie handeln könnte? Verstehe mich bitte nicht falsch, aber dies alles schürt noch meine ohnehin ausgeprägte Herzangst.
Grüße Jörg
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Alles Gute
Peter
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Du hast nach Meinungen gefragt, dann musst du es auch aushalten!
Es ist eine ganz normale Vorgehensweise, bei aufgetretenen ventrikulären Salven, strukturelle Herzerkrankungen auszuschließen. Nur dann kann man die Salven als ungefährlich einstufen. Ein Stress-Echo ist mit Sicherheit der Bildgebung unterlegen. Dies würde dann auf dich zukommen, wenn das Stress-Echo unauffällig ist. Warum dann nicht gleich ein Stress-MRT???
Dort kann man dann die Durchblutung vom Herzmuskel beurteilen und gleichzeitig evtl. strukturelle Veränderungen sehen. Denn sollte z.B. durch eine abgelaufene Herzmuskelentzündung Narbengewebe entstanden sein, sind die Salven nicht mehr ganz so ungefährlich. Auch könnte man evtl. Granulome sehen, etc. etc.
Die Harmlosigkeit der Salven wird also durch ein Ausschlussverfahren festgelegt. Wenn du das nicht hören willst, dann stell halt auch nicht die Fragen in einem Forum. Ich weiß wovon ich spreche. Bei mir findet man nahezu in jedem 7d-EKG ventrikuläre Salven, teilweise von 11 und 12 Schlägen und habe die ganze Prozedur hinter mir. Und ich laufe damit auch einen Marathon.
Liebe Grüße
Thomas
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ich freue mich wirklich sehr, hier wieder von Dir zu lesen :-)
Lieben Gruss!
Peter
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Du hast etwas von Dysplasie geschrieben und diese Bemerkung fand ich etwas seltsam, da diese ja kongenitale Ursachen hat und es extrem unwahrscheinlich ist, dass es auf mich zutrifft, wenn im ganzen engeren und erweiterten Familienkreis über mehrere Generationen nie jemand am plötzlichen Herztod verstorben ist.
Mein erfahrener Kardiologe aus Berlin ist übrigens tatsächlich der Meinung, dass
bei einem unauffälligen Stress-Echo keine weitere Diagnostik erforderlich ist. Wie kann er das sagen, wenn Deiner Meinung nach diese Untersuchung keine Klarheit bringt?
Grüße Jörg
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primär geht es mir hier um Fakten! Wenn ich ( ich beschränke mich nur auf mich ) diese sensibel verpacke, hätte ich die Befürchtung, dass diese nicht klar wahrgenommen werden.
Wenn du deinem erfahrenen Kardiologen uneingeschränkt vertrauen würdest, würdest du hier nicht posten!
Gibst du mir recht, dass es nicht gewöhnlich ist, ventrikuläre Rhythmusstörungen zu haben bzw. wie in deinem Falle mehrere Rhythmusstörungen?
Ungewöhnliche Dinge bringen meiner Meinung nach auch ungewöhnliche Fragen auf.
Nachdem du also unter ventrikulären Rhythmusstörungen leidest, was meiner Meinung nach nicht gewöhnlich ist, muss man auch ungewöhnliche Krankheiten ausschließen, um sagen zu können, dass diese harmlos sind.
Und es gibt einfach auch Krankheiten, die sich nicht via Ultraschall ausschließen lassen. Natürlich kann man sagen, dass bei einer sehr guten Auswurfleistung und normaler Herzmuskeldurchblutung die Wahrscheinlichkeit deutliche geringer ist, dass eine 8er-Salve in ein Kammerflimmern übergeht, aber eine Herzsarkoidose sieht man z.B. nicht! Und es ging dir doch um Sicherheit, oder? Ein Normalbefund im MRT erhöht die Sicherheit nochmals ein klein bisschen mehr!!!
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Hallo, nachdem ich hier ein bischen gelesen habe, möchte ich Euch mal fragen:
Bei mir wurde als Diagnostik von unklaren Präsynkopen ( nennt sich das so?) folgendes an Diagnostik gemacht:
Herzkatheter. Dabei bekam ich starke Extrasystolen, als der Katheter in meinem Herzen war und zappelte auf dem Tisch herum, weil ich es nicht aushielt.
Es wurde keine Verkalkung im Herzen oder in den Gefäßen gefunden. Auch kein höhergradiger Klappendefekt.
Dann Einsatz eines Loop-Recorders, der später beim Auslesen Vorhofflimmern mit sehr starker tachykarder Überleitung darlegte.
Daraufhin Pulmonalvenenablation, mit den vorher angesagten Voruntersuchungen, wie Herz-CT mit Kontrastmittel und Schluckecho, welches sie bei mir nur direkt im Vorfeld der Ablation unter Narkose durchführten. Die ganze Ablation wurde übrigens unter Dämmerschlaf durchgeführt.
Später noch eine EPU, wegen der Tachys, bei der aber keine Extraleitungen- oder wie sich das schimpft- entdeckt wurden.
Also, das sollte doch reichen, um diagnostiziert zu sein, oder?
Gruß, Annette.
Ach ja, die Ablation hat übrigens nichts gebracht.

Antwort
ventrikuläre Salven oder besser gesagt Ventrikuläre Tachykardien ( bis zu 17 Schläge )hatte ich auch und nicht nur eine.Über die Ursache zu spekulieren ist müßig.Wenn das Herz strukturell gesund ist und die Tachys keine kreisenden Erregungen sind,sondern aus einzelnen Zentren hervorgehen , so habe ich zumindest meinen Rhythmologen verstanden,führen sie fast nie zu Kammerflimmern.
Sich über eine ARVD den Kopf zu zerbrechen kostet nur viel Kraft,heilbar ist sie eh nicht .
Nach vielen Jahren mit einem Stolperherz ,2 Ablationen,kleinen Rückfällen musste ich auch etwas cooler werden.
Mein Kardiologe sagt immer,ich solle mich erst wieder melden,wenn ich mit einer Platzwunde am Kopf aus einer Ohnmacht erwache.
Viele Grüße Karin
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ich habe deinen Beitrag gelesen.
Du schriebst da abschließend: "Mein Kardiologe sagt immer, ich solle mich erst wieder melden, wenn ich mit einer Platzwunde am Kopf aus einer Ohnmacht erwache." Ich hoffe, er hat es nicht ganz so ernst gemeint. Sonst würde ich an deiner Stelle ganz schnell zu einem anderen Kardiologen. Es gibt Fälle, wo es sehr heilsam ist, den Arzt zu wechseln. Ich habe das vor einem Jahr getan und bin froh darüber, fühle mich bei meinem jetzigen Kardiologen gut aufgehoben - was bei dem ersten nicht der Fall war.
Wünsche dir alles Gute für das Jahr 2012
Aloisia
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nein ich fühle mich bei ihm gut aufgehoben.Das ist so seine flapsige Art mir zu sagen,dass meine Beschwerden zwar lästig aber "noch" ungefährlich sind .
Er ist übrigens mein 2.und ich hätte auch keine Probleme damit bei Unsicherheiten noch einen 3. zu hören.
Vielleicht merkt er auch,dass ich manchmal so eine Aussage brauche,um wieder"runterzukommen".
Ich danke Dir trotzdem für Deinen Rat und wünsche Dir auch alles Gute fürs neue Jahr !
Gruß Karin
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erstmal ein gutes neues Jahr ! Sorry, dass ich mich nun doch noch mal zu Wort melde. Mich hat nun das "'noch' ungefährlich" irritiert (typisch Herzphobiker,man achtet auf jedes Wort ..;-). Bedeutet das, dass diese Beschwerden auf jeden Fall irgendwann bedrohlich werden müssen?
Mich würde auch noch ein wenig Dein Hintergrund interessieren: Darf ich fragen wie alt Du bist und wie lange es her ist als erstmals eine Salve aufgezeichnet wurde ? Kannst du ganz normal Sport treiben und hast keinerlei Einschränkungen ?
Du kannst Dir sicher vorstellen, dass mich diese nun erstmalig aufgezeichnete Salve extrem beunruhigt, da dies ja bei Herzgesunden eine ausgesprochene Rarität sein soll. Andererseits berichten im Netz so viele davon, dass es doch keine Rarität sein kann, es sei denn man geht davon aus dass diese Menschen doch meist tatsächlich organisch herzkrank sind.
Viele Grüße
Jörg
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noch ungefährlich im Sinne von kreislaufstabil,also dass man nicht umkippt und so z.B. beim Autofahren sich selbst oder andere gefährdet.
Ich bin 49,habe schon ca. seit meiner Pubertät Herzstolpern,wobei das damals gar nicht richtig untersucht wurde.
Erst vor ca.4 Jahren wurde ich vom HA erstmals zum Kardiologen überwiesen,der im LZEKG massenhaft Extrasystolen diagnostizierte.Danach die üblichen Untersuchungen:Echo,Stress Echo,Belastungs EKG.Ergebnis:Herz gesund. Betablocker erst erhöht,dann andere Sorte,dann Aussage des Kardiologen er wisse auch nicht,was er mit mir machen solle,dann anderer Kardiologe,Herz MRT ( Ausschluss ARVD) ,1.Ablation frustran verlaufen (Jan 2009),2.Ablation(Juli 2009).
Seit April 2010 viel weniger ES und keine (dokumentierten , vielleicht habe ich ja noch welche )nicht anhaltenden Kammertachykardien.Und ich hatte nicht nur eine,die kamen vor meiner 2.Ablation fast non stop mind.3 Tage lang.
Sport ist bis jetzt nicht so mein Ding,bin auch übergewichtig,aber das soll sich im neuen Jahr ändern.Einschränkungen habe ich nur durch meine Angst,wenn es mal wieder so komisch rumpelt und das Herz kurz aus dem Rhythmus kommt.
Wegen einer einzigen Salve würde ich mich nicht verrückt machen.
Ob selten oder nicht,es kommt immer darauf an mit wem Du Dich darüber unterhältst.Für Rhythmologen täglich Brot,auf der "normalen "Intensiv ungläubiges Staunen mit Blick auf meinen Monitor, dass ich dabei noch so relativ vergnügt auf meinem Bett sitze.
Mein Rat an Dich:mache Dich nicht verrückt,lasse abchecken ,was Dein Kardiologe für nötig hält,google nicht so viel,denn das kann unheimlich Angst machen.
Gruß Karin